Mittwoch, 27.9.2023: Hyderabad – Sehwan Sharif

Bereits kurz nach dem Frühstück bekommen wir es mit der Polizei zu tun. Allerdings werden wir weder gebüsst noch verhaftet, sondern ganz einfach begleitet. Auf unserer heutigen Fahrt stehen wir nämlich unter Polizeischutz, und dies erst noch auf Staatskosten. Man will nämlich sicher gehen, dass wir wohlbehalten am nächsten Etappenziel ankommen, alles andere wäre wohl imagemässig schlecht. Das Prozedere gestaltet sich wie ein Staffellauf: Immer, wenn wir eine Distrikts- oder Gemeindegrenze überqueren, klinkt sich die alte Eskorte bestehend aus 2-4 bewaffneten Polizisten aus und eine neue Mannschaft übernimmt. So werden wir im Laufe des Tages von mindestens 10 verschiedenen Polizeifahrzeugen begleitet, notabene mit Sirenengeheul. Selbst wenn wir zu Fuss unterwegs sind, sind 1-2 Freunde mit Kalaschnikows bei uns. Sie sind alle extrem freundlich und selbstverständlich wollen auch sie Selfies mit uns machen, so wie alle anderen Leute auch.

Nach rund 2 Stunden Fahrt treffen wir in Bhit Shah ein, wo wir nach dem obligaten Chai den Schrein des Shah Abdul Latif Bhittai besuchen. Vor dem heiligen Grabmal sitzt eine Gruppe Musiker, die die Zuhörer bereits am Vormittag in eine mystische Stimmung versetzt.

Am Mittag essen wir in einer “Autobahnraststätte”: Raum eisig gekühlt, das Essen frisch gekocht. Es schmeckt wunderbar und auch die erkältungsreife Raumtemperatur ist bei den schweisstreibenden Aussentemperaturen eine willkommene Erfrischung.

Gut genährt und frisch gekühlt nehmen wir den Bazar von Hala in Angriff. Zwischen den Einkaufsläden zieht plötzlich ein Leichenzug vorbei und kaum jemand nimmt Notiz davon, wie wenn das das Normalste auf der Welt wäre. Selbstverständlich lädt der Bazar zum Shopping ein und so wird munter ausgesucht, doch nicht gekauft, wieder augesucht und dann gefeilscht, was das Zeug hält. Der Begleitpolizist findet es lustig, wahrscheinlich bekommt er anschliessend genauso wie der Führer eine Kommission.

Wir möchten noch eine für diese Gegend typische Stoff-Manufaktur anschauen, landen aber aufgrund eines Missverständnisses zunächst in einer Töpferwerkstatt. Das Töpfern ist same-same wie im Rest der Welt, weshalb wir schnell wieder draussen sind. Nach kurzer Fahrt finden wir dann unsere Blockprint-Produktion doch noch. Mit Stempeln wird ultrapräzise der Stoff bedruckt, meist in mehreren Durchläufen. Die Fertigkeit der Handwerker ist beeindruckend, nur schon ein Millimeter Abweichung würde die Qualität des Endprodukts deutlich verringern.

Dann geht der Polizeistaffettenlauf weiter und nach dem Überqueren des Indus treffen wir im letzten Tageslicht in der Oasenstadt Sehwan Sharif ein, wo wir zwei Nächte bleiben werden. Noch vor dem Nachtessen stürzen wir uns ins Getümmel des wohl bekanntesten Sufi-Schreins von Pakistan, mehr dazu dann aber morgen.

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