Vietnam 2008
Donnerstag, 18.12.2008: Zürich – Singapore
19:05 Mit dem Flug sind alle restlos zufrieden: die Sitze sind so breit, dass zwei darauf Platz haben, das Bett topfeben und der Service perfekt wie immer bei Singapore Airlines. Wir essen zwar zur falschen Zeit das Nachtessen (07:00 Singapur-Zeit) und schlafen bis um 15:00, aber schliesslich haben wir ja Ferien.
Freitag, 19.12.2008: Singapore
17:40 Wir sind bestens erholt, als wir mit einer knappen Stunde Verspätung in Singapur landen. Das Wetter ist wie üblich: um 30°C, mittelprächtig bewölkt und feucht. Einreisen zackig, Gepäckausgabe ebenfalls und auch der Transfer ins Shangri-La klappt bestens.
19:30 Eine kurze Dusche, danach hüpfen wir in ein Taxi und nach ein paar Metern Spaziergang entlang des Boat Quay tafeln wir gepflegt auf der Terrasse des IndoChine mit Sicht auf den Fluss. Die Long Bar im Raffles Hotel mussten wir leider auslassen, die auf dem Flug verlorene Stunde fehlte im dicht gedrängten Programm halt einfach. Aber weiter schlimm ist das nicht, dies gibt nur einen weiteren Grund, um halt wieder Singapur zu kommen.
22:15 Vollgestopft mit allerlei asiatischen Köstlichkeiten (hauptsächlich Prawns) geht es per Taxi zur Night Safari. Wir haben zwar nicht mehr viel Zeit, denn der Zoo schliesst um Mitternacht. Aber für einen Eindruck ins Tierleben bei Nacht reicht es immerhin. Wir kurven per Tram einmal rundherum und unternehmen anschliessend noch einen kleinen Bummel, um unsere fischenden Wildkatzen zu besuchen. Sie fangen zwar auch diesmal nichts, interessant ist es aber erneut, ihnen zu zu sehen. Ob die Krokodile Hunger haben, lässt sich schwer abschätzen. Wahrscheinlich sehen sie es einfach ein, dass sie wegen dem Gitter zwischen ihnen und uns relativ schlechte Karten haben.
24:00 Der Zoo schliesst, wir nehmen ein Taxi, fahren ins Hotel und sind überzeugt, an dem Abend in Singapur das Optimum herausgeholt zu haben.
Samstag, 20.12.2008: Singapore – Hanoi
10:05 Pünktlich verlassen wir Singapur. Unterwegs erhalten wir aus 11´500 m einen ersten Eindruck des Mekong-Deltas und von Saigon. Besonders eindrücklich ist zu sehen, dass es im Delta praktisch nur Flüsse und Kanäle als Verkehrswege gibt, Strassen sind ziemlich rar.
12:30 Die Landung in Hanoi ist pünktlich und sanft, selbst wenn die Piste eher wie ein Karrenweg aussieht. Auch das Einreiseprozedere funktioniert reibungslos und kurz danach treffen wir unseren Führer Thien, der uns ins Hotel bringt. Dieses liegt mitten in der Stadt und ist ein bestens restaurierter alterwürdiger Bau. Die Lage mitten im Zentrum neben der Oper (Nachbau der Pariser Oper) ist perfekt für unseren ersten Abstecher zu Fuss. Wir lassen die ersten Eindrücke auf uns wirken, inklusive Hochzeits- und Mode-Fotoshootings.
15:30 Wir sind wieder zurück im Hotel und werden dort von 4 Rikscha-Fahrern erwartet. Rund eine Stunde kurven wir quer durch die Altstadt, mitten durchs Getümmel. Auf den grossen Kreuzungen kämpfen wir resp. unsere Fahrer gegen die unzähligen Motorräder. Velos sind ziemlich selten und auch Autos gibt es nicht sehr viele. In den diversen Handwerker-Gassen wimmelt es von Leuten, für die Fahrer ist das sicherlich Schwerstarbeit.
16:30 Im Anschluss an die Rikschafahrt besuchen wir den Literaturtempel, der früher der Unterrichtung der Beamten in Literaturkunde diente. Eine Konfuzius-Statue ist der Mittelpunkt, wohin viele Studenten kommen, um sich für ihre Prüfungen Glück zu wünschen. Anschliessend geht es weiter zur Einsäulenpagode und zum Mausoleum von Ho Chi Minh. Dieses ist am Nachmittag nur von aussen zu besichtigen. Wir hätten vermutlich sowieso keine Lust gehabt, uns für das Besichtigen einer kommunistischen Leiche 2-4 Stunden anzustellen.
18:30 Wir haben beste Plätze im Wasserpuppentheater bekommen. Diese Form von Puppenspiel gibt es offenbar nur in Vietnam und ist wirklich etwas ganz Besonderes. Die Spieler stehen hinter einem Vorhang bis zur Hüfte im Wasser und bedienen von dort ihre Puppen über lange Stangen, die unter dem Wasser verborgen bleiben.
20:00 Wir beschliessen den Tag mit dem Nachtessen im Spice Garden, dem vietnamesischen Restaurant in unserem Hotel. Nach einem kurzen Kaffee an der Poolbar sind wir alle reif fürs Bett. Zürich fliegen.
Sonntag, 21.12.2008: Hanoi – Halong-Bucht
08:30 Nach einem üppigen Frühstück holpern wir über eine verhältnismässig gute Strasse Richtung Halong Bay. Wir überqueren eine grosse Brücke über den Roten Fluss und kommen durch Dörfer und an abgeernteten Reisfeldern vorbei.
10:00 Auf ungefähr halbem Weg machen wir einen Stop in einem neu eröffneten Handicraft-Center. Die 3 Reiseteilnehmer mit dem voll entwickelten Shopping-Chromosom investieren tüchtig, man muss natürlich vom 20% Christmas Special Discount profitieren. Reich bepackt und mit leerem Geldbeutel nehmen wir die zweite Hälfte der Reise unter die Räder und kommen dann gut durchgeschüttelt kurz nach Mittag im Hafen von Halong an. Wir lassen unsere Koffer auf´s Schiff schleppen und schauen beim Willkommensdrink dem Treiben von Dutzenden Touristendschunken zu. Noch vor 15 Jahren hat es hier noch keine touristische Infrastruktur gegeben, aber die Erteilung des Weltnaturerbe-Status hat einen eigentlichen Boom ausgelöst.
13:00 Beim Auslaufen aus dem Hafen bekommen wir ein 9-Gang Menue; klarer Höhepunkt: Krabbenknacken. Die diesige Beleuchtung bringt eine interessante Stimmung in die unzähligen kleinen und grossen Karstinseln vor der Küste.
15:00 Wir kommen (zusammen mit Dutzenden anderen Booten) zu einer Insel, auf der wir unsere Füsse vertreten und eine grosse Tropfsteinhöhle besichtigen. Beim Ausgang geniessen wir die Aussicht über die schöne kleine Bucht. Natürlich gibt es auch verschiedene Souvenirkostbarkeiten zu kaufen, aber für einmal können wir den Versuchungen widerstehen. Ein kurzes Stück von der Grotteninsel entfernt erklimmen wir die 421 Stufen auf den Ti Top-Aussichtshügel. Natürlich sind wir auch dort nicht alleine, aber die meisten Touristen machen keinen grossen Klamauk, sie sind alle ausser Atem. Unten am Sandstrand verzichten wir infolge bescheidener Lufttemperaturen auf das Baden und geniessen dafür den Sonnenuntergang, x-fach fotografiert.
19:00 Nach einer kühlen Siesta gibt es das Nachtessen, diesmal 10 Gänge. Neben uns sind nur noch 4 Gäste auf dem Schiff: 2 Deutsche und 2 Russen. Sonst gibt es nur noch Personal und 3 Führer. Insgesamt ein Riesen-Schiff für ein paar Leute. Wir haben mit verschiedenen anderen Booten in einer geschützten Bucht geankert und verbringen hier die Nacht, fast ohne Seegang.
21:30 Wir genehmigen noch den Desinfektions-Whisky, auch wenn es die Jung-Ladies richtig schüttelt. Danach sind alle so müde oder angeheitert oder beides, dass es bald ruhig wird in unseren recht geräumigen Kabinen.
Montag, 22.12.2008: Halong-Bucht
07:30 Da wir einen Tag mehr hier verbringen als die andern Gäste, besteigen wir nach einem Ruderboot-Abstecher in eine kleine Bucht, die man durch eine Grotte hindurch erreicht, eine kleinere Privatdschunke, auf der wir den Tag alleine verbringen werden.
Gemütlich tuckern wir durch die Insellandschaft. Anfänglich ist es noch bedeckt und dunstig, aber nach einem Weilchen zeigt sich die Sonne immer mehr und der Wind bläst nicht mehr so kühl um unsere Ohren. So ist es richtig angenehm auf dem oberen Deck, von wo aus die Aussicht noch einmal besser ist. Wir drehen eine Runde um ein schwimmendes Fischerdorf (Investition ca. 70´000.- Dollar), bevor wir in einer kleinen Bucht Anker werfen.
11:00 Wir steigen in ein Beiboot um und rudern etwas weiter in das Buchtensystem hinein. Wir durchqueren wieder einen Felsen (Fledermausgrotte), umzingelt von ein paar koreanischen Kayakpaddlern, die immer dann vor der Linse herumturnen, wenn das Bild am Schönsten wäre. Wir geniessen es trotzdem, nur unser Ruderer leidet etwas, weil wir bei der Rückkehr zu unserer Dschunke mit happigem Gegenwind zu kämpfen zu haben. Schliesslich schaffen wir es dank geschickter Seefahrerkünste unseres Ruderbootkapitäns wieder zurück zu unserer Dschunke, wo wir uns auf dem Oberdeck von den Strapazen des Zuschauens erholen.
12:30 Üppig wie immer fällt das Mittagessen aus, heute zur Schonung von Corinne ohne Krabben. Nach dem Essen liegen wir faul an die wärmende Sonne. Es kommen ein paar neue Schiffe an, sodass die 3 Nationalparkwächter alle Hände voll zu tun haben mit dem Einkassieren der Gebühren. Sie fahren dazu von Schiff zu Schiff, wirtschaftlich wahrscheinlich nicht besonders lohnend.
14:30 Gemütlich tuckern wir wieder durch die Felsen zurück zur Tropfsteinhöhle, wo wir nach einer guten Stunde wieder auf das grössere Schiff wechseln. Wir ersparen uns einen zweiten Aufstieg auf den Ti Top-Aussichtspunkt und haben dafür etwas Zeit für das Herunterladen und Sortieren der Fotos und das Reinigen der Kamera.
18:30 Thien gesellt sich zum Apéro zu uns und erzählt Auszüge aus seinen jugendlichen Sündentaten. Das erste Bier (mit Zucker, weil zu bitter) mit 5, Zigaretten ab 12 und den ersten Liter Kräuterschnaps mit 13. Die Fahrprüfung erledigte er in 5 Minuten (inkl. Lastwagen). Auto gefahren ist er aber bis heute eigentlich noch nie, ausser einmal nach einem Tet-Fest mit Touristen im Vollsuff.
21:30 Nach einem guten Nachtessen (mindestens 10 Gänge) klopfen wir noch einen Jass unter den interessierten Augen des Oberkellners und kriechen dann in die Pfanne.
Dienstag, 23.12.2008: Halong-Bucht – Hanoi – Lao Cai
07:30 Gemütlich geht es zurück nach Halong. Das dauert etwa 2 Stunden für die ca. 30km Weg. Unterwegs gibt uns Thien diverse Tips für unseren nachmittäglichen Bummel durch Hanoi und erzählt noch etwas aus seinem Leben, z.B. dass er zu fünft mit Frau, Kind und seinen Eltern auf 9 m2 Wohnfläche lebt.
10:15 Bereits gibt es wieder zu essen; früher als sonst, weil wir schon bald ans Festland zurück kommen. Kurz nach dem Dessert kommen wir in den Hafen zurück, lassen die Koffer auf das Pier zurück hieven und in den bereit stehenden Bus einladen.
Wir holpern auf dem selben Weg wie vor zwei Tagen Richtung Hanoi zurück und machen unterwegs einen Halt in einer Töpferei. Die Fertigkeit der Handwerkerinnen beim Töpfern und Malen ist beeindruckend. Schliesslich können wir der Versuchung, eine mannshohe Vase zu kaufen, knapp entgehen. Ein wesentlicher Grund dabei ist, dass Corinne oben nicht hineinsehen könnte.
15:30 Wir haben uns erfolgreich durch den frühen Feierabendverkehr geschlängelt und werden vor dem Wasserpuppentheater unserem Schicksal überlassen. Wir zwängen uns durch das Getümmel der engen Gassen und entgehen im Minutenabstand den Todesgefahren des Motorradverkehrs. Vorsorglich rekognoszieren wir schon mal die Lage des Restaurants für das Nachtessen und schlendern dann weiter zur grossen Markthalle. Auf drei Etagen gibt es dort so ziemlich alles zu kaufen, was das Herz begehrt. Einmal ganz hinauf und dann wieder ganz hinunter, das ganze Sortiment an Louis Vuitton-Taschen durchgetestet und dann wieder hinaus auf die Gasse zu unserem nächsten Fixpunkt, dem City View Café. Dieses liegt in der 5. Etage eines Hauses an verkehrstechnisch neuralgischen Stelle nahe am See. Dort genehmigen wir uns Bier und Chnoblibrot und beobachten den Feierabendverkehr, der pünktlich um 17:00 den Höhepunkt erreicht. Es ist kaum zu fassen, wie ein derartiges Chaos nicht sofort zum völligen Kollaps führt. Von 5 Seiten kommen permanent neue Fahrzeuge auf der ganzen Fahrbahnbreite, aber irgendwie funktioniert es doch.
19:00 Wir haben das Little Hanoi ein zweites Mal gefunden, der Tisch ist perfekt für uns reserviert und wir tafeln ganz hervorragend, den Empfehlungen von Thien folgend. Das Restaurant ist pumpenhagelvoll und ständig versuchen noch neue Gäste, einen Tisch zu ergattern. Vor der Tür werden sie mit einem Willkommenstee warm gehalten. So muss die Sitzplatzrotation perfekt sein.
20:30 Vor dem Wasserpuppentheater treffen wir Thien und den Fahrer wieder, die uns zum Bahnhof bringen. Der Schlafwagen ist tatsächlich luxuriös und so schlafen wir bald mehr oder weniger tief, auch wenn der Schlitten zum Teil bedenklich rumpelt.
Mittwoch, 24.12.2008: Lao Cai – Sapa
06:00 Wir schlafen alle derart tief, dass wir kaum mitbekommen, wie der Frühstückstee serviert wird und wir eigentlich aufstehen sollten. Offenbar steht der Zug schon eine halbe Stunde im Bahnhonf von Lao Cai, als wir uns schliesslich ins Freie wagen. Vermutlich hätte man uns einfach auf´s Abstellgleis gestellt und den Tag über ausschlafen lassen. Auf der anderen Seite des Bahnhofplatzes entern wir ein Restaurant und bekommen dort das Frühstück.
07:30 Wir fahren Richtung Sapa los, rund 35km und ca. 1500 Höhenmeter haben wir zu bewältigen. Über uns ist es grau und neblig und im Laufe der Fahrt lösen sich lediglich unsere Hoffnungen auf schöneres Wetter auf. Nach ungefähr einer Fahrstunde und ca. 5km vor Sapa zweigen wir rechts ab und fahren zum Dorf Ta Phin, wo die Minorität der Roten Dsao zuhause ist. Wir werden sofort von einer Delegation Frauen in Beschlag genommen, die uns auf unserem einstündigen Spaziergang folgen. Wir kommen auch bei einem Nachbardorf vorbei, in dem Schwarze Hmong wohnen. Wir schauen den Kindern beim Spielen und einem Mann bei seinen Hausbau-Vorbereitungen zu. Und auch sonst gibt es Tausenderlei Interessantes zu beobachten, so dass wir wohl noch stundenlang bleiben könnten. Zum Schluss geht es noch um´s Geschäftliche und wir kaufen, was das Zeug hält. Der einzige Stress ist, zu versuchen, alle Frauen einigermassen gleich zu berücksichtigen. Nach einem Tee im „Restaurant“ machen wir uns wieder auf die Piste und kommen kurz nach halb elf im völlig nebligen Sapa zu unserem Hotel, wo wir schon bald unsere schönen Zimmer beziehen können.
12:30 Wir fahren wieder ab und konzentrieren uns infolge des trüben Wetters auf die kürzere Wander-Variante. Wir werden zwar nicht mit Sonne, aber mindestens mit interessanten Einblicken ins Leben der lokalen Bevölkerung belohnt. Wir schlendern nach Lao Chai, wo wir neben der Hängebrücke Nudelsuppe resp. gebratene Nudeln essen. Es gibt natürlich ständig etwas zu knipsen, sodass es bereits fast 16:00 ist, als wir nach erfolgreicher Abwehr eines Wasserbüffel-Vorbeimarsches bei der zweiten Hängebrücke wieder unseren Bus zurück nach Sapa schnappen.
19:00 Nachdem wir im Hotel etwas ausgeruht haben (viel mehr lässt sich wegen dem anhaltenden Nebel in Sapa kaum machen), schauen wir uns im festlich geschmückten Esssaal bei einem schönen Champagner die bizarrsten Formen touristischer Buffet-Stürmereien an. Der erste Run legt sich dann allmählich und so können auch wir ins Geschehen eingreifen. Wir geniessen den Weihnachtsabend ausführlich, bis wir bald die Letzten im Saal sind.
Donnerstag, 25.12.2008: Sapa – Lung Khau Ninh – Hanoi
06:45 Glieder und Köpfe sind vom vielen Essen (!?) noch schwer und so verläuft die Tagwache etwas harzig. Trotzdem verlassen wir unser Hotel kurz nach 08:00 wie abgemacht und fahren vom nach wie vor nebligen Sapa zum wesentlich wärmeren Lao Cai. Dort machen wir im bereits bekannten Restaurant einen Bio-Break im Happy House. Der Versuch, an einem Bancomaten Geld zu beschaffen, scheitert mit zwei Karten kläglich. Wahrscheinlich sind wir doch etwas weit weg von zuhause.
Über Stock und Stein fahren wir weiter, bis wir in Muong Khuong, dem Bezirkshauptort, ankommen. Die Strasse wird immer matschiger und enger und eigentlich hat man längst den Eindruck, man sei am Ende der Welt angekommen. Aber es geht noch ein Stück weiter hinauf, bis wir nach einer weiteren halben Stunde in Lung Khau Ninh ankommen.
11:00 Der Donnerstags-Markt spielt sich längs der einzigen Strasse ab, die bei diesem Wetter ein wahrlicher Morast ist. Davon lassen wir uns aber überhaupt nicht irritieren, viel zu interessant und farbenfroh ist diese Menschenansammlung. Zu kaufen gibt es das Übliche, von Esswaren aller Art, über Gebrauchsartikel, Spielwaren und Kleidern bis zu Haustieren. Die Gesundheitspolizei in der Schweiz hätte hier wahrscheinlich ein kleineres Problem, denn die offene Auslage von Fischen direkt neben einer Zapfsäule für Motorrad-Treibstoffgemisch ist ja schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. Aus derartigen Gründen lehne ich das wiederholte Maisschnaps-Angebot einer fröhlichen Tafelrunde im Verpflegungsteil ab. Yvonne entscheidet sich nach einer ausgiebigen Anprobe einer Blumen Hmong-Tracht gegen deren Kauf und ergattert stattdessen eine weitere Tasche. Thien kauft 6kg Schweinefleisch zum Preis von umgerechnet Fr. 2.50/kg.
13:00 Langsam sinkt die Bevölkerungsdichte auf unter 10 Personen / m2, Zeit für uns zur Rückfahrt. In Muong Khuong machen wir im besten Lokal am Platz Halt für das Mittagessen: Nudelsuppe resp. gebratene Nudeln. Auch die lokalen Parteigrössen haben hier gespiesen und sind nach grösserem Gelage gerade im Aufbruch. Die Küche mutet zwar eher mittelalterlich an und der Esssaal hat den Charme eines Kühlschrankes, aber das Essen schmeckt gut. Kalt ist es hier schon etwas, aber bei diesen Aussentemperaturen wundert uns das nicht wirklich, denn Heizungen scheint es hier keine zu haben.
14:30 Gut genährt und kugelrund nehmen wir die Holperstrasse wieder unter die Füsse und fahren entlang von schönen Reisterrassen hinauf und hinunter. Alle sind etwas müde (immer noch!) und so verwandelt sich das Auto bald in einen allgemeinen Schlafwagen. Gegen 16:00 kommen wir zurück nach Lao Cai und spienzeln Richtung China über den Grenzfluss. Lao Cai ist einer der nur 5 Grenzübergänge nach China auf einer Länge von insgesamt 1500km. Wir trinken noch einen Tee, Yvonne und Corinne lassen sich für einen Dollar die Schuhe putzen.
17:00 Wir fahren zum Restaurant „Le Bordeaux“, wo wir Fotos herunterladen, nichts tun und Tagebuch schreiben. Dann gibt es zur Feier des Tages (schliesslich ist Weihnachten) einen Hot Pot, den wir – mit Ausnahme des Geschirrs – restlos einverleiben.
21:15 Wir sind wieder unterwegs im Schlafwagen nach Hanoi. Dieser wurde in der Zwischenzeit umgebaut, sodass jetzt auch Yvonne´s Koffer unter dem Sitz Platz findet. Schreiben ist bei dieser Rüttlerei eine Herausforderung, sodass ich den Versuch bald wieder aufgebe und nach einem klitzekleinen Schlücklein Talisker auch in die Koje sinke.
Freitag, 26.12.2008: Hanoi – Hue
05:20 Einigermassen ausgeruht und zur Zeit geweckt, dafür ohne Frühstückstee, verlassen wir den Zug wieder. Das verdächtige Knacken bei jeder Weiche während der Nacht hat sich ganz offensichtlich als harmlos erwiesen, jedenfalls sind alle Teile des Zugs heil angekommen.
06:30 Nach einem kurzen Erholungsabstecher ins Vidotour-Büro hat Thien noch ein besonderes Zückerchen für uns bereit: der Fahnenaufzug vor dem Ho Chi Minh-Mausoleum ist wahrlich ein martialisches Schauspiel. Auch eine Schattenbox-Demo geniessen wir (mit und ohne Fächer), bevor wir vom Fahrer wieder abgeholt und zum Frühstück (Nudelsuppe) gefahren werden. Nachdem wir uns noch mit Bergen von Banknoten aus dem funktionierenden Bancomaten eingedeckt haben, fahren wir durch den immer dichter werdenden Verkehr hinaus zum Flughafen. Dort nehmen wir von Thien Abschied und haben fast den Eindruck, als ob ihm dies nahe geht, Wir haben die Zeit mit ihm sehr genossen und hoffen, dass wir ihn auf dem Rest der Reise nicht vermissen werden.
11:30 Nach der Landung in Hue sind wir zuerst einmal enttäuscht über das Wetter; tiefer können die Wolken kaum hängen und es fällt ein leichter Regen. Wenigsten sind die Temperaturen ein bisschen besser als im Norden. Nach der relativ langen Warterei auf die Koffer treffen wir Hoa, unseren neuen Führer. Wir fahren direkt zur kaiserlichen Zitadelle und zur verbotenen Stadt, wo die letzte Kaiserdynastie zwischen 1802 und 1945 residierte. Insgesamt waren es 13 Kaiser, die in dieser Zeit hier wohnten und vor allem nachts Schwerstarbeit verrichteten. Dafür bekamen sie auch regelmässig ein Potenzmittel aus irgendwelchen eingelegten Baumrinden, die während mindestens 9 Monaten im Boden vergraben wurden. Beim einen hat es genützt, seine Frauen gebaren ihm ein paar hundert Kinder. Beim anderen war Hopfen und Malz verloren: von 130 Frauen kein einziges Kind. Der traurigere Teil der Geschichte dieser riesigen Anlage ist die Tatsache, dass sich hier im Laufe des Vietnamkriegs die Vietcong eingenistet hatten und die Amerikaner dann nichts Gescheiteres wussten, als einen grossen Teil des Palastes mehr oder weniger in Schutt und Asche zu legen.
Trotzdem ist diese verbotene Stadt eindrücklich, schnell sind mehr als 2 Stunden vergangen. Wir erstehen hier auch 2 CD´s mit lokaler Musik, ein Baustein für die Tonbildschau.
14:30 Es ist schon recht spät, als wir für das „kaiserliche“ Mittagsmahl Pause machen. Wie immer sind die Lollen sehr gut (inkl. Pfauendekoration aus Rüebli), die Crevetten überzeugen dafür etwas weniger. Bei leichtem Regen besichtigen wir anschliessend die Nationale Pagode Thien Mu, die direkt am Parfum-Fluss liegt. Zum Schluss des Tagesprogramms absolvieren wir noch eine Bootsfahrt auf dem besagten Fluss. Von Parfum riechen wir nicht viel, die Aussicht ist wegen dem stärker werdenden Regen auch nicht gerade berauschend und auch das „On Board Shopping“ überzeugt nicht wirklich. So buchen wir den Trip als Transport von A (Pagode) nach B (Hotel), irgendwie mussten wir uns ja verschieben.
19:30 Nach ein bisschen Relaxen, der täglichen Fotoadministration und etwas Internetlen essen wir im Hotel. Dass Futter ist gut (z.T. im Bambusrohr), die Bedienung ebenfalls und so gibt es am Schluss dieses interessanten aber feuchten Tags nichts zu meckern.
Samstag, 27.12.2008: Hue – Hoi An
08:30 Mit üblicher Vogel-Verspätung fahren wir einigermassen ausgeruht zu den beiden kaiserlichen Gräbern. Die eine Anlage (Minh Mang und Tu Duc) liegt in einem schönen Tal und ist harmonisch und friedlich. Die andere, ein paar Kilometer weiter (Kai Dinh) ist erst ca. 80 Jahre alt und wirkt etwas hingestellt.
Wir erhalten dort auch noch einen Crash-Kurs in der Herstellung von Räucherstäbchen und erstehen zum Discountpreis von 1.- Dollar eine Kurpackung.
11:00 Nun geht es auf die Piste Richtung Da Nang, wo uns das Cham-Museum bevorsteht. Diese Aussicht ist wenig berauschend, vielmehr treibt uns die Hoffnung, dass jenseits des Wolkenpasses tatsächlich besseres Wetter herrscht. Unterwegs schüttet es gewaltig und auf der Passhöhe herrscht ziemlich dichter Nebel. Von der im Reiseprogramm beschriebenen Aussicht auf tiefblaue Lagunen und grüne Reisfelder ist wenig zu sehen, Der erhoffte Nordstau am Wolkenpass erweist sich als Sattelstau, denn auch in Da Nang regnet es weiter.
13:30 Im Apsara Restaurant gibt es ein annehmbares Mittagessen. Danach schliesst sich Hoa sehr bereitwillig unserer Meinung an, dass man die Steine im Cham-Museum auch beiseite lassen könne. Das tun wir dann auch und fahren am ehemaligen amerikanischen Kriegsflugplatz vorbei zu den Marmorbergen in der Nähe der China Beach. Wir geniessen nach kurzem Halt in einer Marmor-Bildhauer-Werkstätte das Alternativprogramm einer Höhlenbesichtigung in einem der 5 Hügel. Speziell ist die Aussicht vom oberen Ende auf das darunter liegende Dorf und der Teil der Unterwelt, wo vorwiegend Frauen für ihre Sünden im irdischen Teil des Lebens büssen.
17:00 Nicht weit von Da Nang (ca. ½ Stunde Fahrt) entfernt liegt Hoi An. Dort steht noch eine obligatorische Besichtigung eines multifunktionellen Shops auf dem Programm. Insofern ist auch dieser Besuch ergiebig, als wir für Corinne eine schwarze Abendrobe ergattern. Danach beziehen wir das schön gelegene Hotel, das in allen Belangen super ist: freundlicher Service, super Zimmer und gutes Frühstücksbuffet.
18:30 Wir durchstöbern ein erstes Mal die Altstadt von Hoi An. In einer malerischen Atmosphäre, von vielen Lampen und Lampions beleuchtet, reiht sich Laden an Laden. Natürlich lässt sich der Shopping-Drang auch hier nur schwer bekämpfen. Bei einem Schuhladen kaufen wir lederne Flip-Flops für die jungen Damen. Wir handeln gut und bekommen einen anständigen Preis für das Doppelpack: Herstellung auf Mass, Abholung am anderen Abend. Gleiches Prozedere bei Miss Kim für ein Kleid für Nicole und einen Chef-Kimono.
20:30 Vom stetig leichten Regen sind wir langsam etwas feucht geworden, auch wenn das Wetter jetzt langsam etwas besser wird. Im Brother´s Cafe (von dem wir im Inflight Magazine der Vietnam Airlines gelesen haben) essen wir draussen (unter Sonnenschirmen) und tatsächlich bleibt es für Rest des Abends trocken.
Sonntag, 28.12.2008: Hoi An
09:00 Für einmal beginnt das Programm nicht allzu früh und auch ohne Auto, denn alles Sehenswerte hier ist zu Fuss erreichbar. Wir starten auf dem Markt, wo es zwar „nur“ das Übliche zu sehen gibt, aber das ist auch heute wieder spektakulär. Alle erdenklichen Sorten von Fischen werden hier angeboten, beginnend bei kleinen Shrimps bis zu einem bereits zerlegten Stachelrochen gibt es hier so ziemlich alles, was das Meer hergibt. Wir schauen den Frauen beim Filetieren der Fische, beim Sezieren der Shrimps und beim Zerlegen der Tintenfische zu. Bei den letzteren wird beim Entfernen der Tintenblase der Beweis angetreten, dass die Viecher den Namen zu Recht tragen. Auch tausend Sorten von Früchten und Gemüsen werden hier feil geboten, für uns dienen die Auslagen allerdings nur zum Anschauen und zum Fotografieren, in den Ferien lassen wir uns das Futter in zubereiteter Form servieren.
10:15 Nächste Station auf dem Rundgang ist der Hoi Quan Phuc Kien, ein Tempel, der vor allem der Schutzgöttin der Fischer und Seefahrer gewidmet ist. Auf der An Ho Brücke überqueren wir den Fluss und drehen auf der anderen Seite eine Runde. Wir kommen an einem für eine Hochzeitsfeier vorbereiteten Festzelt vorbeit, schliessen Kurzzeit-Freundschaft mit ein paar kleinen Kindern und beenden die Tour mit einer in Auflösung begriffenen Trauergesellschaft.
11:30 Wir gehen wieder über den Fluss und besichtigen die alte japanische Brücke, die ehemals das japanische mit dem chinesischen Quartier verbunden hat. Wir statten dem Phung Hung-Haus einen kurzen Besuch ab, das zu einem Verkaufsladen für allerlei vietnamesische Souvenirs umfunktioniert worden ist. Trotzdem sieht man noch sehr gut, wie das Leben auf zwei Etagen früher funktioniert hat. Der erste Stock ist bis heute immer dann besonders wichtig, wenn in der Monsun-Zeit das Wasser wieder einmal alles überflutet und das Erdgeschoss bis zu 1½ Meter unter Wasser steht.
13:00 Nun sind wir reif für das Mittagessen und beziehen dazu Stellung im Tam Tam Cafe. Wieder stopfen wir uns voll bis wir fast zerplatzen. Später brechen wir einen Gong-Kaufversuch erfolglos ab, weil der Handel sich nicht positiv entwickelt (d.h. wir haben zu tief geboten). Erfolgreicher ist die anschliessende einstündige Bootstour, auf der wir noch etwas von der Umgebung von Hoi An mitbekommen. Wir beobachten einen Fischer beim Auswerfen seines Netzes, ein Unterfangen das im Beobachtungszeitraum für den Fotografen erfolgreicher ausgeht als für den Fischer.
15:30 Wir werden per Boot zurück zum Hotel gebracht und direkt vor die Hütte geschifft. Wir ruhen etwas aus und für einmal funktioniert auch der Laptop wieder einigermassen klaglos, sodass das Herunterladen der Fotos keine Probleme bietet.
17:00 Nun beginnt die Abholtour aller am Vortag bestellten Güter. Kleid für Corinne bei Yaly, gewaschene Wäsche bei der freundlichen Lady vor dem Hoteleingang, Kleid und Kimono bei Miss Kim und die Schuhe bei Tinh. Im Laufe des ausführlichen Unterfangens ist es dunkel geworden und die beleuchteten Gassen stellen wieder ein gelungenes Sujet für ein paar hoffentlich genauso gelungene Fotos dar.
19:30 In der Zwischenzeit läuft das Fussballspiel (Final des Südostasien-Pokals) zwischen Vietnam und Thailand in Hanoi). Jedermann sitzt vor der Glotze und hofft auf ein erfolgreiches Spie der einheimischen Boys. Wir stoppen im Dao Tien Restaurant, das Spiel steht 0:1 für die Falschen (was nach den lokalen Regeln Verlängerung bedeuten würde). Das Essen schmeckt hervorragend, vermutlich durfte der Koch nicht fernsehen.
21:00 Nach ein paar Schritten zurück zum Hotel halten wir noch für einen Espresso in der Hotel-Bar. Gerade haben wir bestellt, als ringsherum ein Geschrei und Gejohle losgeht: Vietnam hat nach Onkel Ho einen zweiten Nationalhelden. In der 93. Minute gelang der Ausgleich zum 1:1 und damit der Gewinn des Pokals. Sofort ist jedermann im italienischen Stil auf der Strasse und diesem Schauspiel können wir uns natürlich auch nicht entziehen.
Montag, 29.12.2008: Hoi An – Ho Chi Minh City
06:20 Nach früher Tagwache und Kurzfrühstück fahren wir Richtung Flughafen Da Nang los. Wir kommen wieder an den vielen Hotelbaustellen am Strand vorbei und malen uns aus, wie es hier wohl in kurzer Zeit aussehen wird.
07:00 Das Einchecken ist dank Hoa eine kurze Sache und bald fliegen wir Richtung Saigon ab, durch ein paar Wolkenschichten hindurch und mit der Zuversicht auf trockeneres Wetter weiter südlich.
09:15 Nach einem kurzen, schmerzlosen Flug und ebensolchem Kofferfassen treffen wir Phung, unseren nächsten Führer. Er ist klein und nett, nicht besonders eifrig und vor etwa jedem dritten Satz macht er die Einleitung mit „liebe Gäste“. Wir haben die Wahl zwischen der Besichtigung des so genannten Palastes der Wiedervereinigung (dem früheren Präsidentenpalast) und dem Kriegsmuseum. Wir entscheiden uns mehrheitlich für das letztere, weil der „liebe Chef“ uns das so empfohlen hat. Die Ausstellung ist zwar bedrückend, aber andrerseits auch derart einseitig, dass sie fast schon etwas surreal wirkt.
11:00 Wir kurven weiter durch die brodelnde Stadt, die sich unserer Meinung nach in den 14 Jahren seit unserem ersten Besuch enorm verändert hat. Das wenige Sehenswerte haben wir schnell besichtigt: Fotostop beim „Wiedervereinigungspalast“, die Kirche Notre Dame, die Hauptpost, das Rathaus und den grossen Markt Ben Tanh.
12:15 Die Einnahme der anstehenden Nudelsuppe erweist sich als schwieriger, als der liebe Chef sich das mit seinen lieben Gästen wohl vorgestellt hat. Diese weigern sich nämlich, direkt vor der auf 16°C eingestellten Eismaschine (lies Klimaanlage) zu essen. So muss er notgedrungen ein neues Lokal mit uns aufsuchen, wo er letztlich froh ist, dass ein freundlicher Vietnamese seinen Platz am letzten Vierertisch für uns räumt.
13:30 Wir werden ins Sheraton-Hotel verfrachtet, wo wir den Pool in Beschlag nehmen und dort schreiben, lesen oder einfach faulenzen. Unterbrochen wird die familiäre Idylle nur durch einen warmen, sintflutartigen Platzregen, während dem es wirklich wie aus Kübeln schüttet.
18:00 Vor dem Nachtessen wollen wir nochmals etwas von der feinen Saigon-Luft schnuppern. Wir bummeln die Doung Dong Khoi bis zum Fluss hinunter. Mehrmals kämpfen wir uns unter Todesgefahr über die Strassen, durchforsten einen lokalen Markt und erstehen schliesslich ein paar Adidas-Turnschuhe als Ersatz für meine auseinander fallenden Nike. Der schwach ausgehandelte Preis beträgt lediglich 40.- Dollar. Auf der Dachterrasse des Hotel Rex bestaunen wir den Abendverkehr und die nächtliche Beleuchtung bei einem Drink.
20:15 Im 23. Stock unseres Hotels tafeln wir wie die Fürsten bei perfekter Aussicht. Zur Abwechslung gibt es für einmal kein vietnamesisches Futter sondern veritable Steaks vom Feinsten (Kobe 8/9).
Dienstag, 30.12.2008: Ho Chi Minh City – Tra On
07:45 Pünktlich eine Viertelstunde zu spät verlassen wir das Sheraton, der liebe Chef hat vorderhand noch alles im Griff. Beim Durchkämpfen des Morgenverkehrs nehmen wir einen letzten Eindruck von Saigon mit und fahren dann auf einer relativ neuen Verbindungsstrasse zur Nationalstrasse Nr. 1, die wir schon zwischen Hue und Hoi An berücksichtigt hatten.
08:45 In Ben Luc besichtigen wir einen kleinen Tempel der Caodai, einer Sekte, die ihre Religion aus Daoismus, Konfuzianismus, Buddhismus, Christentum und Islam zusammengemischt hat. Zudem hat der Club eine ziemlich starke Söldnerarmee unterhalten. Die Blütezeit des Caodaismus scheint in der Zwischenzeit allerdings eher überschritten zu sein.
10:30 Nach einer Fahrt, die vor allem durch eine Diskussion über die Organisation des Besuchs eines schwimmenden Marktes mit unserem mühsamen Philibipps II geprägt ist, kommen wir in Cai Be an und steigen in ein kleines Boot ein. Dummerweise hat der liebe Chef auch vergessen, uns frühzeitig mitzuteilen, dass wir nur mit leichtem Gepäck auf´s Schiff gehen sollen. So müssen die Knechte ziemlich hart schleppen, was für uns eigentlich kein grösseres Problem darstellt. Der gute Philibipps II ist in unserer Beliebtheitsskala allerdings in die Null-Trinkgeld-Zone abgerutscht.
11:30 Nach einem Mini-Abstecher zum schwimmenden Markt von Cai Be und einem Kurzbesuch in einer Produktionsstätte für Pop-Rice-Stängel und andere Süssigkeiten entern wir die Bassac. Vor dem Mittagessen legen wir uns noch für ein Stündchen in die Liegestühle, bevor es um 13:00 zu Tisch geht. Wir haben ein ruhiges Plätzchen fernab der eifrigen Touris im vorderen Teil des Bootes.
Wir tuckern gemütlich auf dem Fluss und realisieren mit der Zeit, dass wir uns auf einem der unzähligen kleinen Verbindungsflüsschen befinden, von denen es hunderte wenn nicht tausende gibt. Jeder einzelne dieser Wasserwege ist für sich ein veritabler Fluss, das Ausmass des Netzes wird eigentlich erst klar, wenn man den GPS-Track auf dem Satellitenbild anschaut.
15:15 Wir stoppen unterwegs und wechseln in ein kleines Beiboot, bestens geschützt mit riesigen Würge-Schwimmwesten. Nach der kurzen Überquerung des Flusses spazieren wir durch ein kleines Dorf und machen Tee- und Früchtepause auf der Terrasse eines Hauses. Wie immer faszinieren die kleinen Details des Landlebens und man hat hier den Eindruck, als Tourist noch willkommen zu sein. Nach einer guten Stunde schlendern wir wieder zurück zum Boot, das in einem kleinen Nebenfluss auf uns wartet. Für den um Einiges längeren Rückweg braucht es offensichtlich keine Schwimmwesten mehr, die Gefahrenlage hat sich ganz offensichtlich entschärft.
18:30 Auf der schönen Fahrt durch einen langen Kanal wird es langsam dunkel, der Kanal wird irgendwann wieder ein Fluss. Wir geniessen einen Drink auf dem Vorderdeck. Auch das anschliessende Nachtessen, das es kurz nach dem Ankern gibt, schmeckt wieder vorzüglich.
21:00 Nach dem täglichen Herunterladen der Fotos lassen wir uns von den sanften Wellen langsam in den Schlaf wiegen, müde genug sind längst.
Mittwoch, 31.12.2008: Tra On – Can Tho
05:15 Ein spektakulärer Sonnenaufgang soll ein sehr frühes Aufstehen rechtfertigen. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und stehen punkt 05:30 auf Deck. Es ist davon auszugehen, dass die Sonne wohl auch an diesem Tag wieder aufgegangen ist, gesehen haben wir allerdings nur einen mässigen Lichtschein hinter den Wolken. So etwas gibt es und da der Sonnenaufgang nicht explizit Programmbestandteil ist, gibt es auch nichts zu husten. Auf der Fahrt Richtung Can Tho kommen wir bald nach der Abfahrt in Tra On zum ersten schwimmenden Markt, wo sich vor allem die Händler bei den Grossanbietern, insbesondere den Bauern eindecken. Welche Waren auf einem Schiff angeboten werden, ist ersichtlich an den an einem hohen Stab aufgehängten Früchten und Gemüsen. Wenn das ganze Schiff zum Verkauf steht, wird ein Kokosblatt an die Stange montiert.
08:30 Das Frühstück ist erfolgreich bewältigt und nachdem das ganze Puff wieder in die Koffer gestopft ist, verlassen wir die Bassac und besteigen ein kleineres Boot, mit dem wir uns mutig in des Getümmel des schwimmenden Marktes von Cai Rang (was nichts anderes als Krokodilszähne bedeutet) stürzen. Trotz intensiver Beobachtung finden wir keine Krokodile; früher allerdings hat es hier offensichtlich relativ viele gehabt. Der Markt ist farbig, lebhaft und entgegen der Meinung des lieben Chefs (siehe Vortag) noch in voller Aktivität. Gehandelt werden vor allem lokale Früchte und Gemüse, die in diesem Teil des Delta in grosser Vielfalt angebaut werden. Weiter nördlich, wo der Boden weniger ideal beschaffen ist, werden wir vorwiegend nur noch Reisfelder sehen. Dies erklärt auch den Unterschied im Wohlstand der lokalen Bevölkerung, denn mit Früchten und Gemüse lassen sich wesentlich bessere Preise erzielen.
09:15 Im Anschluss an die Rundfahrt auf dem Markt stechen wir in einen kleinen Nebenfluss, der nur noch etwa 20 Meter breit ist. Nach einer guten Viertelstunde kommen wir zu einer Obstplantage, auf der wir einen kleinen Spaziergang machen und den Reifestand der Kulturen inspizieren. Wir sehen Äpfel, Birnen, Ananas, Pomelo, Papaya, Bananen, Kokosnüsse, Wasserkokos, Mango, Maniok, Jackfruit, unidentifizierbare „Grüne“, „komische süssliche Braune“, Bohnen, Avocado, Zitronengras, Orangen- und Mandarinenblüten und vermutlich noch einiges mehr, das wir schon wieder vergessen haben. Auch eine kleine Fischzucht gibt es hier. Wir setzen unseren Spaziergang entlang des Flusses fort, wo wir vor allem Blumenfelder neben Wohnhäusern sehen. Die Aktivitäten sind gerade auf höchsten Touren, denn zum Tet-Fest hin müssen alle Blumen rechtzeitig bei den Konsumenten blühen. Zum Abschluss erhalten wir noch ein reichhaltige Auswahl von Früchten zusammen mit einem Krug voll Tee. Wir sind uns einig, dass die Mangos am besten schmecken. Dem stimmt auch unser Führer zu („Mango ist mein liebste“) und sichert sich kurz entschlossen das letzte Stück.
10:45 Per Boot tuckern wir wieder zurück und kommen nach etwa ¾ Stunden in Can Tho an, wo wir auf das Auto umsatteln, um dem einer alten Kombination aus Tempel und Versammlungshalle einen Besuch abzustatten. Mit sichtlichem Stolz erzählt die heutige Besitzerin aus der Geschichte ihrer einst sehr einflussreichen Familie. Danach steht ein 8-gängiges Mittagsmenu für uns bereit, gerade rechtzeitig vor der wohl kurz bevorstehenden Hungersnot. Das Essen schmeckt ganz gut und auch das Lokal direkt am Fluss gefällt uns.
13:30 Das Einladen der Koffer überlässt der liebe Chef dem Fahrer und uns, er hat seine Energie, Motivation und Initiative wohl beim Mango-Schnappen aufgebraucht. Nach kurzer Fahrt kommen wir zum schön am Fluss gelegenen Hotel.
16:00 Per Bus kommen wir nach einer halben Stunde wieder ins angrenzende Cai Rang. Regen zeichnet sich ab, sodass der liebe Chef unterwegs noch Regenpellerinen ersteht, die er uns dann auf unsere Reise mitgibt. Er zieht es vor, bei diesen Wetteraussichten nichts ins Freie zu kommen. Schliesslich gibt es ja dafür eine zusätzliche lokale Führerin. Diese ist total aufgestellt und plappert uns auf Französisch den Kopf voll. Wir fassen 5 Klappervelos und machen uns auf den Weg entlang des Flusses. Bald kommt tatsächlich der Regen und unsere Führerin verschwindet, um uns Regenschütze zu kaufen. Nun sind wir bestens gerüstet für sämtliche Wolkenbrüche dieser Welt. Allerdings kommt dann doch relativ viel Wasser von oben und wir stellen uns unter das Vordach einer Hütte. Bald stellt sich heraus, dass noch viel mehr als viel herunterkommt und so ziehen wir uns auf die Veranda eines nahen Hauses zurück. Das war wohl gut so, denn in der Zwischenzeit kommen ganze Wasserfälle.
17:00 Wir lachen viel und geniessen den kurzen Ausflug, auch wenn das Programm das ziemlich Fantasieloseste ist, was wir auf dieser Reise bislang erlebt haben. Wir fahren nämlich zur gleichen Obstplantage, die wir schon am Morgen besucht haben. Auf den Rundgang im Garten verzichten wir, dafür bekommen wir umso mehr Mangos. Beim Eindunkeln radeln wir zurück nach Cai Rang.
19:30 Süüber gepützt und dargetan stürzen wir uns in die Party-Night rund um den schwimmenden Paul. Zunächst bewundern wir den endlosen Drachentanz und als der General Manager das Buffet als eröffnet erklärt, müssen wir aufpassen, dass wir vom panischen Pöbel nicht zu Tode getrampelt werden. Der Kampf ums Futter wird intensiv und mit allen Mitteln geführt. Der DJ tut mit seiner Techno-Musik das Seine, dass sich das Gros der Gäste schon bald wieder in die Zimmer zurückzieht; um 22:00 Uhr ist bestenfalls noch ein Viertel der Tische besetzt. Wir nehmen dann etwas Einfluss auf die Musikauswahl und so klingt das alte Jahr gemütlich aus.
Donnerstag, 1.1.2009: Can Tho – Chau Doc
09:00 Unser Führer hat sich das kurze Qualifikationsgespräch vom Vorabend zu Herzen genommen und gibt sich sichtlich Mühe, uns etwas zu biegen. Er schlägt vor, unterwegs noch bei einer Krokodilfarm zu halten: „heute machen mein Programm, nicht Programm von Chef“.
10:40 Dem gibt es nichts entgegen zu setzen und so machen wir auf unserer Fahrt Richtung Norden in Long Xuyen eine Krokodilspause. Die Kroks (ganz kleine bis Riesen-Dinger) sind wirklich putzige Tierchen, solange sie innerhalb des Geheges resp. hinter Gittern sind. Danach setzt sich Phung bei einer Produktionsstätte für Räucherstäbchen erneut in Szene.
12:00 Weiter geht es, nur unterbrochen von einem ausgiebigen Fotohalt bei einem schönen Reisfeld. Dort finanzieren wir die Dachrenovation (100´000 Dong) für eine alleinstehende Bäuerin. Um 13:30 kommen wir Nui Sam an und machen wunschgemäss nur einen kurzen Suppenstop im Restaurant.
14:15 In Nui Sam besichtigen wir verschiedene Tempel, von denen vor allem einer sehr lebhaft ist. Auch einen kurzen Abstecher auf die halbe Höhe des 500m hohen Berges machen wir und stellen die Künste des Fahrers (Anfahren im Steilhang) massiv auf die Probe. Der beste Aussichtspunkt ist zwar im Laufe der Jahre mit Büschen zugewachsen, das hält uns aber nicht ab, durch ein paar Kraxeleien auf die Felsbrocken eine gescheite Aussichtsposition zu erklimmen. Es eröffnet sich ein schöner Blick auf die Reisfelder und auf die nahen kambodschanischen Hügel. Aus touristischer Sicht verwundert es nicht weiter, dass gerade nebenan ein neues Victoria-Hotel gebaut wird. Etwas erstaunlicher ist das allerdings aus religiösen Ueberlegungen, denn der Berg ist an sich „heilig“ und sonst nur mit Hunderten von grösseren und kleineren Pagoden bestückt.
16:00 Bei der Ankunft im Hotel regeln wir lediglich ein paar Formalitäten für die Einreise nach Kambodscha und besteigen danach gleich das Boot für die abschliessende Rundfahrt. Wir machen einen kurzen Stop bei einem schwimmenden Haus, unter dem auf der ganzen Fläche ein rund 5m tiefer Fischkäfig hängt. 80t ausgewachsene Fische kann dieser behergen, diese werden durch Luken im Boden gefüttert. Wir erhalten eine Demo, wie das zu und her geht: die Fische springen für eine Futterkugel fast aus dem Wasser und benehmen sich wie die Säue. Durch das Fischerdorf im Wasser fahren wir weiter und legen bei einer kleinen Cham-Siedlung an. Die Leute leben in Pfahlbauten und sind Muslime, allerdings sehr gemässigte, wie deutlich betont wird. Auf einem kleinen Spaziergang besichtigen wird die Moschee und auch das Shopping kommt nicht zu kurz. Auf der Rückfahrt mit dem Boot geht die Sonne langsam Richtung Horizont und sorgt für eine schöne Abendstimmung am Fluss.
17:30 Wir beziehen unsere Zimmer und kühlen uns im Pool mit Sicht auf den Fluss ab. Auf der schönen Terrasse geniessen wir Apéro und Nachtessen und lassen das auch nach Sonnenuntergang geschäftige Treiben auf dem Fluss an uns vorbeiziehen. Ein weiterer abwechslungsreicher Tag ist zu Ende.
Freitag, 2.1.2009: Chau Doc – Phnom Penh
07:15 Der liebe Chef ist ausgesprochen erleichtert, dass er a) seinen Fragebogen zurück erhält („für mein Beruf sehr wichtig“) und b) sogar das wahrscheinlich bereits abgeschriebene Trinkgeld entgegennehmen kann. Zusammen mit etwas 20 anderen Touris besteigen wir das Speedboat, nachdem alles Gepäck in den Luken verstaut ist. Auf irgendeinem der vielen Neben- und Verbindungsflüsse fahren wir dann zum Mekong und drehen ab Richtung Norden.
08:30 Wir treffen am vietnamesischen Grenzposten ein, wo der Einreisemanager der Crew mit den Pässen und kofferweise Geld das Boot verlässt. Wir bleiben an Bord und warten ca. einen halbe Stunde, heftig umworben von Kindern, die uns Getränke verkaufen möchten. Irgendwann geht es ein paar hundert Meter weiter zum kambodschanischen Grenzposten, wo dann alle von Bord müssen, um sich der Gesichtskontrolle zu stellen. Das dauert alles seine Zeit und die hat man hier schliesslich im Überfluss. Ausser ein paar schlafenden Hunden, zwei spielenden Welpen sowie diversen wichtigen und faulen Beamten gibt es hier nichts zu sehen.
09:45 Die Hürde ist gemeistert, der dritte Beamte kontrolliert die Kontrolle des zweiten Beamten, der sich seinerseits versichert hat, dass der erste Beamte alles nach den Regeln der Beamtenkunst erledigt hat. Jetzt heisst es „pedal down“ und wir brettern bei tüchtigem Gegenwind den Mekong hinauf Richtung Phnom Penh. Um etwa 11:00 passieren wir die Neak Loeung Fähre, einen der wenigen leistungsfähigen Übergänge über den Mekong für die Verbindung von Phnom Penh nach Saigon.
12:30 Nach einer interessanten Fahrt über den breiten Fluss, entlang von flachen Feldern und ganz wenigen Dörfern kommen wir schliesslich in der kambodschanischen Hauptstadt an, wo wir von unserem letzten Führer und dem Fahrer erwartet werden. Der Kerl ist nett und – wie sich später herausstellt – auch gut, nur seinen Namen haben wir vergessen. So müssten wir dann im Wiederholungsfall wohl nach dem 1968 geborenen, auf dem Land aufgewachsenen und u.a. an der Humboldt- Uni in Ost-Berlin ausgebildeten Ex-Beamten fragen. Viel hat er heute noch nicht zu tun, er muss uns nur ein paar hundert Meter bis zu unserem Hotel bringen. Dort gibt es ausser einem riesigen Zimmer nicht viel zu sehen, weshalb wir schon bald zu Fuss Richtung Innenstadt ziehen. Die schachbrettartig angeordneten Strassen sind übersichtlich nummeriert, die geraden verlaufen parallel zum Fluss, die ungeraden liegen quer dazu. Wie in Hanoi konzentrieren sich die verschiedenen Warengruppen an einer Strasse. Wir bewegen uns von der Schuhstrasse über die Haushaltseimerstrasse, die Handykartenstrasse und die Spielwarenstrasse zum ersten Markt, in den wir uns voll motiviert hinein stürzen. Es ist auffallend, wie hier alle Leute freundlich sind. Freundlichkeit verläuft auch in Kambodscha offensichtlich umgekehrt proportional zur Anzahl der Touris, denn solche finden wir hier kaum. Bald kommen wir zu einem weiteren Markt, von diesen muss es hier hunderte geben. Ein paar Kinder ziehen ihre Show ab: ein Mädchen macht einen Kopfstand nach dem anderen und ihr kleiner Bruder versucht mit mässigem Erfolg, sie nachzuahmen. Auf der anderen Seite setzen sich 5 kichernde Girls in Szene und allen hier geht es ums Gleiche: möglichst oft auf das Bild zu kommen.
15:30 Es entbrennt eine heftige Diskkussion, ob der Tempelhügel des Wat Phnom heute oder doch erst morgen gestürmt werden soll; die Fraktion der Verschieber obsiegt schliesslich mit einem knappen 3:1 Vorsprung. Das nächste Ziel ist somit der See, zu dem es gemäss Stadtplan im Reiseführer diverse Strassenzugänge gibt. In der Praxis reduziert sich das auf eine einzige Strasse und die zu finden, ist gar nicht so einfach. Schliesslich schaffen wir dies aber und inmitten von Rucksack-Touri-Guesthouses finden wir schliesslich sogar unseren See. Auf der Holzterasse eines einfachen Restaurants löschen wir den gröbsten Durst. Danach machen wir uns dann auf den Weg zurück. Via Bahnhof (2 Züge pro Tag: einer nach Süden ans Meer, der andere zur thailändischen Grenze) kämpfen wir uns durch das Feierabend-Gewühl zum Phsar Thmey, dem Zentralmarkt. Hier sieht man allerdings nicht mehr besonders viel, denn es ist schon 17:00: genug vermarktet für heute und deshalb heisst es „Luken dicht“. Wir haben irgendeinen Winkel im rund angelegten Markt zurück gelegt und beim Verlassen des grossen Gebäudes gehen wir zielstrebig weiter Richtung Hotel. Mit der Zeit stellt sich allerdings heraus, dass sich die Zielstrebigkeit mehr in der Geschwindigkeit als in der Richtung ausdrückt und so entschliessen wir uns, doch ein Tuk Tuk zu chartern. So stellen wir sicher, dass wir einigermassen zur Zeit ins Hotel kommen.
19:30 Ebenfalls per Tuk Tuk (müde Füsse, leerer Magen) fahren wir für hart erhandelte 3.- Dollar zum Restaurant Khmer Surin, wo wir gepflegt und in lauschiger Atmosphäre tafeln. Mengenmässig haben wir uns etwas vertan und so schaffen wir es nicht, alle Schüsseln leer zu essen. Im Anschluss an das Nachtmahl werden wir von unserem Tuk Tuk-Fahrer bereits wieder erwartet und ins Hotel zurück chauffiert, wo wir uns zum Abschluss des Tages traditionsgemäss der Whisky-Vernichtung widmen.
Samstag, 3.1.2009: Phnom Penh
08:00 Der verhältnismässig frühe Start lohnt sich in zweierlei Hinsicht: erstens ist es jetzt noch relativ kühl und zweitens hat es um diese Zeit noch verhältnismässig wenig Touristen. Der Führer bringt uns in ca 1½ Minuten Fahrt zum königlichen Palast. Das Bauwerk ist schön und imposant; erstaunlicherweise ist es noch nicht sehr alt, es wurde erst 1866 unter dem französischen Protektorat durch König Norodom gebaut. Diverse Zusätze sind erst später dazu gekommen. Gleich neben dem Königspalast steht die Silber-Pagode, die ihren Namen von den quadratischen Silberplatten auf dem Boden erhalten hat. Bemerkenswert ist auch der grüne Jadebuddha, der hoch über allen anderen Buddha-Figuren thront.
10:15 Mittlerweile ist der Rummel rund um den Königspalast angestiegen und wir dislozieren zum Nationalmuseum. Ausführlich hangeln wir uns von Ausstellungsgegenstand zu Ausstellungsgegenstand. Zweifellos sind die Exponate historisch sehr wertvoll und interessant, mit der Zeit kann der archäologisch unbedarfte Besucher die Fülle an Kunstschätzen aber kaum mehr bewältigen. Zudem werden die Füsse langsam müde, sodass die kurze Pause im Innenhof des Museums sehr willkommen ist. Kurz nach Mittag ist die konzentrierte Tour, für die es definitiv kein Auto gebraucht hätte, zu Ende und wir sind nach einminmütiger Fahrt zurück im Hotel, wo wir eine kurze Mittagspause mit leichtem Snack einschalten.
14:00 Nach der kurzen Siesta machen wir uns auf eigene Faust auf zu neuen Entdeckungen. Unser Tuk Tuk-Fahrer ist prompt wieder zur Stelle und ist sichtlich stolz, dass wir zwischenzeitlich zu Stammgästen avanciert sind. Für einen Freundschaftspreis von 9.- Dollar vereinbaren wir ein Kombitour durch die Stadt. Um 14:15 verlasse ich die Damen für einen Besuch im Tuol Sleng- Museum. Die ehemalige Schule diente zu Zeiten des Regimes der Roten Khmer als Gefängnis und Verhörzentrale. Die meisten Insassen verliessen ihr Gefängnis nie mehr lebend, praktisch alle wurden nach Folterungen und Arbeitseinsätzen schliesslich auf einem der „killing fields“ barbarisch umgebracht. Die Anlage – so unprofessionell sie auch gemacht ist – ist insgesamt sehr bedrückend. Die engen Verliese und die Tafeln mit der Geschichte des Orts hinterlassen an diesem Originalschauplatz der Geschichte einen beklemmenden Eindruck.
15:40 Die Damen kommen zurück vom Russischen Markt, wo sie die letzen wahren Schätze dieser Welt erstehen konnten. Die Reise geht weiter zum Wat Phnom, dem der Stadtgründerin Dame Penh gewidmeten Tempel mitten in einem grossen Kreisel. Hunderte von Affen spielen und streiten um das Futter, Kinder betteln oder versuchen, den Fremden irgendwelchen Ramsch anzudrehen. Oben im Tempel herrscht ein ziemliches Gedränge. Viele Gläubige kommen hierher, um sich vom Wahrsager bei wichtigen Entscheidungen unterstützen zu lassen oder um im Qualm der Räucherstäbchen zu beten. Bei entsprechend kräftigem Obulus spielt auch noch die Tempelkapelle dazu.
16:30 Unser Fahrer bringt uns in kurzer Fahrt sicher ins Hotel zurück, freut sich über den zusätzlichen Dollar und ist traurig, dass sich damit unser Füllhorn bereits wieder verschlossen hat. Wir machen eine Erholungspause und verlassen dann um ca. 18:30 das Hotel wieder, um entlang der Uferstrasse zum Nachtessen ins Restaurant Bopha Phnom Penh zu gehen. Unterwegs vernichten wir noch kurz einen Drink und freuen uns anschliessend am hervorragenden Nachtessen mit schöner Aussicht über den Fluss, an der etwas eintönigen Musik und den interessanten Tänzen einer jungen Lady mit Gummifingern.
21:30 Etwas Packen gehört zu unserem Reisealltag, leider ist es für diese Reise das letzte Mal. Dann kriechen wir brav ins Körbchen, denn schliesslich wollen wir die vielen Stunden auf der Heimreise voll ausgeruht in Angriff nehmen.
Sonntag, 4.1.2009: Phnom Penh – Singapore – Zürich
08:00 Auch die letzte Tagwache klappt bestens. Wir checken aus und fahren in bewährter Zusammensetzung Richtung Flugplatz. Diesmal lohnt sich das Auto wenigstens, zu Fuss wäre es definitiv etwas zu weit.
13:55 Weil wir in Phnom Penh etwas zu früh abgeflogen sind, landen wir nach einem durch Tagebuch-Schreiben geprägten Flug auch leicht zu früh in Singapur, von wo wir nach einer guten Stunde Zwischenstopp weiter Richtung Zürich fliegen.