Dienstag, 26.9.2023: Karachi – Hyderabad

Nach erholsamem Schlaf machen wir uns mittelmässig zeitig auf die Socken. Eine kurze Fahrt bringt uns zu einem Fotostop beim grossen historischen Gräberfeld von Chaukundi an der Peripherie von Karachi und danach zur Schule des Sängers Zafar Kashif. Dieser stammt aus einer offensichtlich vermögenden Familie, die im Immobiliengeschäft reich geworden ist. Schule ist allerdings ein etwas ambitionierter Begriff: in einem kleinen Raum sitzen rund 85 Kinder im Alter von 5 bis 8, wo sie von einer einzigen Lehrerin in Urdu, Englisch und Rechnen unterrichtet werden. Artig schmettern uns die Kleinen einen Willkommensgruss entgegen und lauschen dann aufmerksam dem Sitarkonzert von Hans und einem lokalen Tablaspieler. Der Sänger gibt ebenfalls ein kurzes Lied zum besten und zu guter Letzt singen alle Kinder die pakistanische Nationalhymne (wobei unser Sänger allerdings etwas Mühe mit dem Text hat). Erstes Ziel dieser Schulinitiative ist es, die Kinderarbeit im näheren Umkreis zu reduzieren. Motiviert werden die Eltern der Kinder neben der Ausbildung durch gratis Essen in der Schule.

Gegen Mittag fahren wir weiter nach Thatta, wo wir bei ziemlich heissen Temperaturen die Makli-Gräber besichtigen. Das riesige Areal umfasst 500’000 bis 1 Mio. Gräber und ist seit langer Zeit ein Unesco Weltkulturgut. Die frühesten Gräber stammen aus dem 15. Jahrhundert. Verschiedene imposante Mausoleen von Herrschern primär aus der Mogul-Zeit sind sicher die Höhepunkte des Besuchs. Das Angebot des Schlangenbeschwörers, sein Tierchen eine Weile zu liebkosen, lehne ich dankend ab und spende ihm dafür einen kleinen Batzen. Als einzige Touristen geniessen wir eine Vorzugsbehandlung mit Empfang im VIP-Raum und einer Rundtour mithilfe eines Elektrofahrzeugs. Beides ist bei Temperaturen um 40°C sehr willkommen.

Wenige Autominuten entfernt liegt eine zauberhafte Moschee, die durch den Mogul-König Shah Jahan um 1645 erbaut wurde. Die blauen Kacheln und die gut erhaltenen Kalligrafien sind äusserst imposant. Die Moschee umfasst auch eine Koranschule, in der rund 200 Kinder – natürlich getrennt nach Geschlechtern – unterrichtet werden. Laut und meist im Chor rezitieren sie Koranverse in Arabisch. Es ist offensichtlich, dass sie dadurch in keiner Art und Weise lernen, den Koran zu verstehen, weshalb ich doch ein etwas mulmiges Gefühl mitnehme.

Auf dem National Highway 5 fahren wir dann weiter nach Hyderabad, ab und zu unterbrochen durch Chai- und Fotostops. Wir passieren Zigeunerhütten am Strassenrand, überholen unzählige Eselkarren und staunen ob den mit riesigen Heuballen beladenen und farbenfroh geschmückten LKW’s. Bei Sonnenuntergang erreichen wir Hyderabad, wo wir noch einen kleinen Umweg fahren müssen, weil die Brücke für unseren Minibus zuwenig hoch ist. Das dadurch notwendige Rückfahrmanöver meistert unser Fahrer mirakulös.

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