Dienstag, 18.10.2022: Trashigang

Mitten in der Nacht, konkret um 4 Uhr, müssen wir aus den Federn. Vermutlich hätte eine halbe Stunde später auch noch gereicht, denn bei unserem Eintreffen in der Abflughalle des Flughafens von Paro ist das Check-In Personal noch nicht da. Pünktlich um 07:15 heben wir mit einer kleinen Propellermaschine ab und kurven dann spektakulär nahe an den Hügeln auf unsere Reiseflughöhe. Im Norden grüsst das ganze Panorama der bhutanesischen Gipfel, von den der höchste rund 7‘500m hoch ist. Heute Morgen ist der winzige Flugplatz von Yonphula nebelfrei, sodass die Landung kein Problem ist. Dies ist insofern bemerkenswert, als offensichtlich ein erheblicher Teil der zweimal wöchentlich geplanten Verbindung wegen schlechter Sicht ausfallen. Gelandet wird nur in einer Richtung, am Ende der Landebahn befindet sich eine Kiesgrube. Immerhin gibt es einen Mini-Tower, die Gepäckausgabe erfolgt dafür im Freien mehr oder weniger direkt ab dem Transportwagen. Ankommende und abfliegende Passagiere sowie lokale Besucher mischen sich munter, die Sicherheit basiert auf dem Prinzip Vertrauen.

Wir werden von einem neuen Duo Führer/Fahrer abgeholt und machen auf der kurvigen Fahrt zu unserem Hotel einen ersten Goemba-Halt (Kloster). Nach einer kurzen Teepause in unserer etwas ausserhalb gelegenen Unterkunft fahren wir weiter nach Trashigang. Dort möchten wir den Dzong besichtigen, eine Festung, die sowohl Sitz der administrativen Verwaltung als auch religiöses Zentrum ist. Der Polizist lässt uns aber nicht durch, ein VIP komme bald, weshalb touristische Besuche nicht möglich seien. So parkieren unseren Wagen anderswo und machen einen kleinen Spaziergang durch das schmucke Dorf. Schon bald kommt der Hüter des Gesetzes aber wieder zu unserem Fahrer: wir dürfen jetzt trotzdem einen kurzen Augenschein nehmen. Der Eingang ist mit Fahnen in den buddhistischen Farben geschmückt, unser Führer wickelt sich in ein weisses Tuch, denn als Einheimischer muss er sich strikt an die Etikette halten (je nach Stellung des Trägers in der Gesellschaft haben die Schärpen andere Farben). Beim Haupttor üben Pfadfinder den militärischen Gruss und den Stechschritt in Formation. Das Bild wird langsam etwas klarer: hier findet eine ziemlich grosse Zeremonie zu Ehren von 24 Pfadfindern statt, die in den letzten 38 Tagen den vor kurzem eingeweihten Trans-Bhutan-Trail von mehr als 400km und gut 25’000 Höhenmetern absolviert haben. Ihnen wird im Laufe der Zeremonie eine Urkunde durch Prinz Jigme Ugyen Wangchuck überreicht. Dieser jüngere Bruder des Königs ist für den Ostteil von Bhutan verantwortlich.

Aus irgendwelchen Gründen betrachtet man uns als besondere Gäste. Wir werden in das Zelt mit den Ehrengästen gebeten, gleich hinter dem obersten Mönch der Region und dem Bürgermeister. Unter Trompetenklängen kommt der Prinz mit Gefolge in den Innenhof, danach wird eine religiöse Zeremonie abgehalten. In einem eigenen Zelt direkt gegenüber von uns nimmt er Platz und es folgt ein ziemlich umfangreiches Programm mit Reden, Urkundenüberreichung und Tänzen von Pfadfindern aus allen Regionen des Landes. So langsam geht die Veranstaltung zu Ende und plötzlich steht der Prinz mit Gemahlin vor uns und beginnt ein Gespräch mit uns. Er erkundigt sich nach unserem Reiseablauf und bedankt sich, dass wir nach Bhutan und insbesondere in den Ostteil gekommen sind. Wir unsererseits bedanken uns für die besondere Ehre, die uns mit dieser Einladung zuteil wurde. Obwohl wir „slightly underdressed“ sind, bestehen die beiden darauf, dass wir am grossen Schlusstanz mitmachen. Da kann man ja wohl kaum nein sagen!

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