Beim Frühstück erwartet uns die nächste Show: der Hotelbesitzer und frühere Innenminister hat zu einem Bogenschiessstand-Wettbewerb eingeladen. Auf eine Distanz von ca. 180m werden die Pfeile mit modernen Bogen auf eine ziemlich kleine Zielscheibe geschossen. Zwei Teams kämpfen gegeneinander und bei jedem Treffer hält das erfolgreiche Team ein kleines Tänzchen mit Gesang ab. Während im Archery Range munter weitergeschossen wird, brechen wir zu unserer kurvenreichen Fahrt Richtung Norden auf. Durch eine abwechslungsreiche, wilde Landschaft fahren wir auf einer teilweise vernünftigen, teils aber auch katastrophalen Strasse rund 1000 Höhenmeter nach oben. Rechts hängt der Fels über uns, links rauscht weit unten der Fluss durch die enge Schlucht. In der Regenzeit dürfte die Fahrt hier lebensgefährlich sein.
Wir legen ca. 50km zurück und brauchen dazu fast 3 Stunden. Wir haben beim Eintreffen an unserem Ziel in Tashi Yangtse also definitiv keinen Geschwindigkeitsrausch, dafür sind wir bestens durchgeschüttelt. Es erwartet uns ein grosser Chörten (andernorts Stupa genannt), der im 18. Jahrhundert der Stupa von Pashupatinath in Nepal nachgebaut wurde. Der Erbauer liess sich bei einem Besuch in Nepal die Originalstupa in einen Rettich schnitzen, damit er für den Nachbau zuhause ein Modell hatte. Allerdings schrumpfte das Rettichmodell auf der langen Rückreise ziemlich stark, sodass der Chörten in Tashi Yangtse deutlich kleiner als das Original ist. Wir erkunden nach der dreimaligen Umrundung des Chörten die kleine Ortschaft mit vielen schönen, bunt bemalten Holzhäusern. Am frühen Nachmittag bekommen wir auf einem Gelände der bhutanesischen Armee etwas abseits der Strasse auf einem Feldtisch mit bequemen Sesseln ein gepflegtes Mittagessen serviert. Man reist mit Stil!
Wir rütteln dann auf dem gleichen Weg zurück und statten unterwegs noch dem sehenswerten Kloster Gom Kora einen Besuch ab. Bei unserer Rückkehr in der Lodge sind die Bogenschützen bei schwächer werdendem Licht immer noch am Werk, allerdings scheint der Eifer einer gesunden Lockerheit gewichen zu sein. Auch die Siegestänzchen sind eine Stufe ausgelassener als am Morgen. Es stellt sich höchstens die Frage, woher die leeren Bierbüchsen auf dem Schiessplatz kommen.