Langsam verziehen sich die Wolken und scheu zeigt sich die Sonne wieder. Wir machen uns auf den Weg, der uns 1800 Höhenmeter nach unten bringt. Die Strasse ist für bhutanesische Verhältnisse sehr gut ausgebaut, sodass wir zügig vorankommen. Nach knapp zwei Stunden haben wir die Talsohle erreicht, hoch über dem Fluss thront der Dzong Wangdue Phodrang. Wir biegen nach Norden ab und verlassen kurze Zeit später unser Auto für einen Spaziergang durch Reisfelder und ein kleines Dorf, in dem mehr oder weniger in jedem Haus Bilder gemalt werden. Die einen sind den strengen traditionellen Regeln folgende Mantras, Lebensräder und Mandalas, aber es hat natürlich auch den offensichtlichen Touristenbedürfnissen entsprechender Kitsch. Es fällt erstmals auf, dass wir in diesem Land nicht die einzigen Besucher sind, auch wenn sich der Touristenstrom weiterhin in erträglichen Grenzen hält.
Wir steigen hinauf zum Chimi Lhakhang, ein Tempel der Ende des 15. Jahrhunderts gebaut wurde. Hierher kommen lokale Familien, um ihre Kinder taufen zu lassen. Es kommen aber auch kinderlose Paare hierher, um spirituelle Unterstützung bei der Familienplanung zu erhalten. Um die Fruchtbarkeit zu boostern, muss dann die junge Frau beim Mönch einen fast 50cm grossen Penis holen und mit diesem dreimal den Tempel im Uhrzeigersinn umrunden. Der Mann darf das aber nicht sehen, vermutlich weil er sonst Minderwertigkeitskomplexe bekäme. Im Innern des Tempels sind Fotos von kleinen Kindern zu sehen, womit unterstrichen wird, dass das Ritual durchaus erfolgversprechend ist.
Das Tal ist aber auch sonst eine sehr fruchtbare Gegend, weit reichen die Reis- und Gemüsefelder. Das Klima ist subtropisch, heute erreichen die Temperaturen maximal 28°C. Wir machen einen kurzen Fotostop beim grossen und wichtigen Punakha Dzong, dessen Besuch wir für morgen vorgesehen haben. Nach einer weiteren halben Stunde erreichen wir dann unser heutiges Ziel. Mit dem Auto kann man nicht bis zur Lodge fahren, weshalb wir den Fluss über eine grosse Hängebrücke überqueren. Das letzte Wegstück bis zum Hotel legen wir dann per Golfwagen zurück. Nach dem späten Mittagessen lassen wir die Seelen am superschönen Pool baumeln, zwischendurch tut Nichtstun auch gut.