Ecuador Tag 2: El Angel

Die heutige Fahrt auf der Panamericana führt uns über Ibarra ins Chota-Tal, nachdem wir rund 1000 Höhenmeter vernichtet haben. Das Chota-Tal ist die wärmste und trockenste Gegend Ecuadors und trotzdem ist es aktuell für unsere Begriffe ausgesprochen grün. Im ganzen Tal wird Zuckerrohr angebaut, das mit einer zeitlichen Staffelung das ganze Jahr durch geerntet und danach in einer lokalen Fabrik verarbeitet wird. In diesem Gebiet wohnt eine grosse Population von Schwarzen, deren Vorfahren im 17. Jahrhundert von den Jesuiten als Sklaven in den Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen eingesetzt wurden. Nach wie vor ist die Gegend eine der ärmsten in ganz Ecuador, insbesondere wegen dem chronischen Wassermangel. Wir verlassen die Fernstrasse in der Mitte des Tals Richtung Nordosten, von nun an klettert unser Jeep unermüdlich auf der gewundenen, vorderhand aber noch bequemen Strasse den Berg hinauf.

Bei einem kurzen Stopp im kleinen Dorf El Angel werfen wir einen Blick in die Kirche, die allerdings nicht besonders spektakulär ist. Interessanter ist der Parque de la Libertad, der voller Heckenskulpturen ist. Nach dem Dorfzentrum wird dann die Strasse wirklich holprig und während weiteren 17 km quälen wir uns den Berg hinauf bis zum Ausgangspunkt eines kleinen Spaziergangs im Naturpark. Wir haben zwischenzeitlich 2300 Höhenmeter zurückgelegt und befinden uns mitten im Nebel (meteorologisch: aufliegende Wolken). Es ist kalt, es nieselt und auf 3800 Meter über Meer ist am zweiten Tag nach Ankunft auch ein Spaziergang eine Anstrengung (mindestens für Teile der 2-köpfigen Reisegruppe). Die Stimmung ist zauberhaft, wir sind umgeben von Millionen sogenannter Frailejones-Pflanzen (deutsch: Schopfpflanzen, was allerdings auch niemandem weiterhilft). Diese wachsen nur in diesem Gebiet und brauchen eine rasche Abfolge von Sonnenschein, Regen und Kälte. Sonne erleben wir erst am Schluss unserer rund eineinhalbstündigen Tour, trotzdem sind wir von diesem Naturschauspiel absolut begeistert.

Nach einem kärglichen Sandwich und einem vom Parkwächter offerierten speziellen Tee (nicht alle lieben ihn), holpern wir auf dem gleichen Karrenweg wieder hinunter ins Tal, bis unsere Hintern richtig lind sind. Unten hat es im Gegensatz zum Morgen ziemlich viel Verkehr und so kommen wir relativ langsam voran. Die Anzahl chinesischer Busse und Lastwagen (v.a. Hino) ist auffällig und auch einen ersten Car Dealer für Great Wall PW´s entdecken wir. Es scheint, dass sich die Chinesen erfolgreich eingenistet haben. Sie finanzieren offenbar auch ein grosses Staudammprojekt weiter südlich im Land.

Auf dem Heimweg besichtigen wir noch ein Dorf, in dem fast ausschliesslich Holzschnitzer arbeiten, in unseren Augen produzieren sie vor allem Kitsch. Das beste an diesem Abstecher ist das Platzkonzert einer Blasmusik, gegenüber der eine Guggenmusik wie ein Synphonie-Orchester tönt. Nach Ankunft in der Hacienda nehmen wir mit etwas Bedauern von der Finalniederlage der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft Kenntnis, freuen uns aber über diese sensationelle Silbermedaille.

6 thoughts on “Ecuador Tag 2: El Angel

  1. Eure Berichte ergänzt mit den wunderschönen Fotos wecken Erinnerungen. Es ist schön, dies alles nach drei Jahren dokumentarisch nochmals zu erleben. ¡Muchas gracias!
    Und weil’s auf Spanisch so schönt tönt: ¡Buen viaje! Espero que haga buen tiempo y que paséis un viaje inolvidable. ¡Buena suerte! Que disfrutéis la cultura, la naturaleza y la gente.

  2. Lieber Walter, Dank für tolle Tagesberichte 1. und 2. Tag. Sind begeistert von Text und Fotos. Im Jahr 1979 haben du und ich doch auf unserer Sudamericana Reise von Quito aus eine Fahrt auf der Sudamericana nach Otavalo gemacht, wo ich einen «Tapiz» gekauft haben, der bei uns im Treppenhaus hängt. Gerne erwarten wir deine weiteren Tagesberichte,theophil.vogel@ Daddy und Mami

  3. Hoi Walti und Family. Tolle Bilder, schöne Landschaft. Wir wünschen Euch viele neue und interessante Eindrücke.
    Gitta und Detlef

    1. Allerdings brauchst es am Bodensee weniger Puste, wenn man wandern geht. Und schön ist es ja auch am Bodensee. Am Mosen Fly-In hast du offenbar einen ganzen Job gemacht, der Erfolg der beiden Teams lässt sich jedenfalls sehen!

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