Yunnan – Laos – Kambodscha 2024

 

 

Sonntag, 10.11.24: Kunming

 

Ein recht kurzer Flug hat uns gestern Nachmittag aus dem heissen Bangkok nach Kunming gebracht, wo herbstlich kühle Temperaturen herrschen. Unser Hotel liegt mitten im Kuchen, aber viel Betrieb herrscht in der Nachbarschaft nicht (trotz Samstag Abend).

Nach einer morgendlichen Nudelsuppe beginnen wir unsere Tour am Cuihu Gongyuan (für Nichtchinesen = Gweilo = Langnasen: Jadesee). Schattenboxen (Tai Chi), andere Gymnastikübungen und kollektives Tanztraining sind allseits beliebte Morgenbeschäftigungen. In einem stillgelegten Tempel kommen wir gerade rechtzeitig, um der Probe eines Erhu-Orchesters zuzuschauen. Die Erhu, ein für China typisches Instrument, besteht nur aus zwei Saiten, das Spiel darauf dürfte eine ziemliche Kunst sein. Für unsere westlichen Ohren tönt es etwas gewöhnungsbedürftig, ausserdem meint unser Guide, das Orchester müsse noch ziemlich viel üben.

Während etwa eineinhalb Stunden fahren wir dann durch das hügelige und noch etwas nebelverhangene Gebiet auf einer Autobahn mit vielen Tunnels und Brücken zum Steinwald von Shi Ling, einem Unesco Weltnaturerbe. Wir besuchen den Bereich von Naigu und sind angenehm überrascht, dass wir einerseits praktisch keine anderen Touristen sehen und dass andererseits der Nebel schon bald durch die Sonne abgelöst wird. Die Kalksteinformationen sind enorm eindrücklich, besonders faszinierend sind die Kleinstpflanzen und Bäumchen, die sich auf der Felsoberfläche und in Ritzen gemütlich gemacht haben. Irgendwie scheinen sie trotz kargem Grund genügend Wasser und Nährstoffe zu finden. Nach etwa zweieinhalb Stunden Wanderung über Stock und Stein haben wir uns eine Stärkung in Form einer Ente verdient. Diese schmeckt köstlich, insbesondere ist sie wesentlich weniger fettig als die meisten ihrer Artgenossinnen, die wir schon verspiesen haben.

Mitte Nachmittag sind wir zurück in Kunming, wo wir nach einem ausführlichen und interessanten Tasting von bis zu 30-jährigem Tee einen kleinen Einkauf tätigen. Wir bummeln danach durch die Fussgängerzone, in der wir neben den üblichen Einkaufstempeln auch einige schöne alte Häuser sehen. Wir werden überall zum Probieren der vielfältigen Köstlichkeiten eingeladen, das meiste schmeckt gut bis sehr gut. Den Abend schliessen wir bei einer coolen Show ab, die einen kleinen Einblick in die unterschiedlichen Musik- und Tanzbräuche der wichtigsten ethnischen Minderheiten von Yunnan ermöglicht. Für einmal nicht die sonst übliche «Füessli füre, Füessli hindere»-Übung sondern wirklich eine farbige und dynamische Aufführung mit Musik, die auch in unseren Ohren gut klingt.

Montag, 11.11.24: Kunming – Jiangshui

 

Nach der Überwindung des zähen morgendlichen Stossverkehrs zwischen Kunming und dem neuen Administrativ-Zentrum Chenggong kommen wir auf der Autobahn zügig vorwärts Richtung Süden. Wir fahren auf den bei der Kleinstadt Tonghai (100‘000 Einwohner) liegenden Hügel Xiu Shan, von wo aus wir gemütlich, wegen der feuchten Steinstufen aber auch sehr vorsichtig durch den Wald hinunter bummeln. Wir kommen durch eine ganze Ansammlung von älteren Tempeln, deren Lage im dichten Wald generiert einen mystischen Eindruck. Nach einer guten Stunde sind wir wieder in der Kleinstadt, schlürfen eine Nudelsuppe und stolpern noch ein wenig auf einem kleinen Platz herum, wo hauptsächlich die pensionierten Männer am Kartenspielen sind. In diesem Teil von Yunnan leben sehr viele Muslims, bis vor kurzem konnte man die muslimischen Dörfern schon von weit her an den hohen Minaretten erkennen. Die Regierung hat dann aber nach 2020 angeordnet, dass diese Minarette abgerissen werden müssen.

Durch das hügelige, über weite Strecken mit Eukalyptus bewachsene Gebiet kommen wir relativ bald nach Jianshui, unserem heutigen Etappenziel. Wir machen einen Bummel durch die schöne Altstadt, die trotz ihrem malerischen Gesamtbild nicht von Touristen überflutet ist. In einem grossen Park mit einem teilweise von Lotosblättern bedeckten See befindet sich eine ganze Reihe von rund 250 Jahre alten Tempeln, in denen Konfuzius verehrt wird. Erstaunlich, wie gut erhalten diese uralten Gebäude noch immer sind. In der Residenz und den Gärten der einst durch Bergbau reich gewordenen Familie Zhu staunen wir in Anbetracht der unzähligen Zimmer, wie man hier den Überblick behalten konnte. Die Anlage ist traumhaft, die Familie Zhu hat hier nach der Fertigstellung allerdings nur rund 6 Jahre gewohnt, weil sie bei den damaligen Herrschern in politische Ungnade gefallen war.

Dienstag, 12.11.24: Jiangshui – Xinjie

 

Am Morgen fällt in Abänderung des gedruckten Programms leichter Regen. Den vorsorglich eingepackten Regenschirm brauchen wir dann im Laufe des Tages trotzdem nicht, denn schon bald verziehen sich die Wolken ein wenig und die Sonne macht einige erste Durchbruchsversuche. Nach der obligaten Nudelsuppe geht es zum Bahnhof einer kleinen Schmalspurbahn. Die Franzosen bauten ursprünglich eine Eisenbahnverbindung von Hanoi nach Kunming mit der Idee, Yunnan in ihre Indochina-Kolonie zu integrieren (was wegen der Standhaftigkeit der lokalen Herrscher letztlich nicht funktionierte). Um vom Bergbau zu profitieren, wurde diese Bahnlinie mit einer Spurweite von 600mm bis in die Gegend von Jiangshui verlängert. Die Bahn ging dann vergessen und wurde erst in den letzten Jahren wieder reaktiviert, um auf einer kurzen Strecke Touristen zu befördern. Die Personenwagen sind zwar neu, rattern aber wie in alten Zeiten. Die Spurweite wurde auf 1000mm angepasst, vermutlich wegen der Verfügbarkeit von Rollmaterial.

Wir rumpeln im komplett vollen Zug in einem Halbkreis um Jiangshui, machen einen Fotohalt bei einer grossen, zweihundert Jahre alten Brücke und stoppen dann ein weiteres Mal an einem alten Bahnhof. Für den Rest der Strecke lassen wir den Zug ohne uns weiterfahren und geniessen die neu gewonnene Ruhe im malerischen Bahnhof. Danach bummeln wir durch das nahe gelegene Dorf Tuanshan. Verwinkelte Gassen führen zu alten, weiterhin bewohnten Familienhäusern und zu reizvollen Tempeln. Die hier lebenden Leute machen einen zufriedenen und offenen Eindruck, vermutlich ist hier das Leben aber zur touristischen Hauptreisezeit kein wirkliches Zuckerschlecken.

Zunächst auf der Autobahn, später auf der Landstrasse überqueren wir das Gebirge Richtung Süden. Auf halbem Weg tanken wir in Gejiu, einer Kleinstadt auf etwa 1'700 m.ü.M., die früher ein Bergbauzentrum war. Seitdem der Abbau von Zinn und Kupfer hier aber unbedeutend wurde, kommen mehr und mehr Nordchinesen wegen des ganzjährig angenehmen Klimas in dieses gebirgige Gebiet. Nach einem längeren Tunnel führt die Strasse stetig hinunter bis auf ca. 200 m.ü.M. Hoch über uns geht die Autobahn über gewaltige Brücken und neben uns fliesst der rote Fluss, der seinen von der mitgeführten erzhaltigen Erde stammenden Farbe absolut verdient hat. Nach Yuanyang steigt unsere Strasse wieder an und nach vielen Kurven kommen wir schliesslich auf ca. 1'800 m.ü.M. in einem Minikaff namens Quanfuzhuang an. Etwas ausserhalb gibt es einige Aussichtsplattformen auf die teilweise bereits gefluteten Reisfelder. Das Licht ist heute Nachmittag recht grell und so sind die ersten Fotos hoffentlich nur ein Vorgeschmack auf eine Steigerung bei den morgigen Erkundungen.

Mittwoch, 13.11.24: Die Reisterrassen der Hani

 

Unanständig früh müssen wir aus den Federn, aber wer Reisfelder beim Sonnenaufgang sehen will, muss halt raus, wenn es noch dunkel ist. Hoch oberhalb der Reisterrassen von Duoyishu installieren wir uns zu nachtschlafender Stunde, von deutlich weniger chinesischen Touristen umrahmt als gestern Abend. Da in der Höhe Wolken hineinfliessen, ist das Licht besser als am Vorabend. Ein paar nette Nebelfelder ziehen den Abhang hinauf, die Stimmung stimmt.

Geschichtlich datieren die Anfänge der Reisfelder rund 1000 Jahre zurück, sie stehen seit 2013 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Bewirtschaftet werden die Terrassen hauptsächlich von der Volksgruppe der Hani, der zweitgrössten ethnischen Minderheit in Yunnan. Die zweite bedeutende Minderheit hier sind die Yi, die ursprünglich aus dem südlichen Tibet hierher gezogen sind. Optisch sind Hani und Yi am besten an den Farben der traditionellen Kleider, v.a. derjenigen der Frauen, erkennbar. Während sich die Hani vorwiegend schwarz und blau kleiden, tragen die Yi sehr viel farbigere Kleider. Das sehen wir unter anderem auf dem kleinen Markt, den wir noch vor dem Frühstück besuchen.

Am späteren Vormittag unternehmen wir dann eine kleine Wanderung durch die Reisfelder, wo wir aus der Nähe das ausgeklügelte Bewässerungssystem anschauen können. Im Wesentlichen wird das reichlich vorhandene Wasser in die obersten Felder geleitet, von wo aus es dann bei kleinen Öffnungen in den Dämmen sukzessive weiter nach unten fliesst. Hier wird vorwiegend heller roter Reis angebaut, die Ernte hat bereits im Laufe des Oktobers stattgefunden. Nun werden die Terrassen mehr und mehr geflutet, dieser Vorgang ist erst ca. Mitte Dezember abgeschlossen. Später werden die Felder mit Wasserbüffeln gepflügt, bevor dann ca. im Mai der neue Reis gepflanzt wird.

Donnerstag, 14.11.24: Von den Reis- zu den Teeterrassen

 

Nudelsuppe ist nicht gleich Nudelsuppe. Die Spezialität dieser Gegend ist Guoqiao Mixian, besser verständlich als «Über-die-Brücke-Nudelsuppe». Die Zutaten wie Fleisch- und Tofustreifen, Gemüse und Kräuter werden in verschiedenen kleinen Schalen serviert. Auf dem Tisch werden dann die Zutaten und die Nudeln aus lokalem rotem Reis in der heissen Suppe gekocht. Erfunden wurde dieses Gericht angeblich von der Ehefrau eines Gelehrten, der allein auf einer kleinen Insel lebte, um sich auf seine kaiserliche Prüfung vorzubereiten. Seine Frau versorgte ihn jeden Tag mit Essen. Um zu vermeiden, dass die Suppe kalt und die Nudeln matschig sind, brachte Sie einen Topf mit kochender Suppe und einen zweiten Topf mit Nudeln und anderen Zutaten über eine lange Brücke auf die Insel. Schliesslich hat der Gute die kaiserliche Prüfung bestanden und sorgte später offenbar dafür, dass das Gericht seiner Frau berühmt wurde.

So nehmen wir die Reise gut gestärkt in Angriff. Bei der Fahrt ins Tal des roten Flusses hinunter besuchen wir den Wochenmarkt in Niuzijaozhai. Die Leute aus der Umgebung decken sich hier mit allem nötigen ein, wobei sich die Männer allerdings eher auf das Essen und Trinken konzentrieren. Von drei fröhlichen Festbrüdern werden wir eingeladen, mitzufeiern. In Anbetracht der frühen Tageszeit verzichte ich auf den sowieso schon arg dezimierten Schnaps und versuche etwas Fleisch und Tofu. Die meisten Frauen haben sich in ihre traditionellen Kleider geworfen, sie kaufen und plaudern und kaufen und plaudern usw. So macht halt jeder, was er kann.

Die Fahrt führt uns auf einer Autobahn mit vielen Brücken und Tunnels durch ein hügeliges, meist dicht bewaldetes Gebiet zunächst dem Fluss entlang nach Westen nach Yuanjiang (nicht zu verwechseln mit Yuanyang ?!) Hier sollen besonders gute Mango wachsen, aber wie immer wird natürlich in einer anderen Jahreszeit geerntet. Durch eine spektakuläre Gebirgsgegend geht es von hier aus Richtung Südwesten. In Nakeli halten wir für einen Rundgang durch das traditionelle Dorf, das in alten Zeiten als Pferdewechselstation auf dem Transportweg vom Produktionsgebiet Pu’er in die verschiedenen Himmelsrichtungen diente. Ein wichtiges Absatzgebiet war Tibet, wo der Tee aus Yunnan für den (grässlichen) Buttertee verwendet wurde. Seit der Staatspräsident vor einem guten Jahr hier einen Besuch abgestattet hat, herrscht ein ziemlicher Touristenrummel. Heute hält sich dieser allerdings in Grenzen: der Strom ist ausgefallen und das ist wenig förderlich für das Geschäft.

Nach knapp 20km kommen wir schliesslich in Pu’er an, unserer letzten Übernachtungstation in China auf dieser Reise.

Freitag, 15.11.24: Im Zug über die Grenze nach Laos

 

Nach einer kurzen Autofahrt erreichen wir den brandneuen Bahnhof von Pu’er. Die Sicherheitskontrolle läuft ab wie auf einem Flughafen. Ich werde freundlich aber bestimmt ermahnt, mein im grossen Koffer  verstautes Taschenmesser im Zug nicht zu verwenden. Wir warten in einer riesigen Halle, bis wir durch das Check-In Gate zum Zug gelotst werden. Die Fahrt im bequemen Wagen ist wenig erhellend, nur kurze Abschnitte zwischen den vielen Tunnels ermöglichen einen Blick auf die Landschaft. Nach zwei Stunden steigen wir in Mohan, auf der chinesischen Seite der Grenze, mit allem Gepäck aus, passieren die Grenzkontrolle und steigen nach einer guten halben Stunde wieder in den gleichen Zug ein. Zehn Minuten Fahrt auf die laotische Seite und das gleiche Prozedere nochmals von vorn. Hier braucht es allerdings bei der Sicherheitskontrolle ziemliche Überredungskünste, um mit weinerlicher Bittstellermine den Polizisten zu überzeugen, dass mein Taschenmesser wirklich absolut überlebensnotwenig ist. Schliesslich lässt er sich erweichen und wir checken ein drittes Mal in den gleichen Zug ein. Dabei braucht es ziemliche Standfestigkeit, denn die Chinesen kennen beim Anstehen keinerlei Hemmungen. Es wird gedrückt und gestossen, wie wenn es ums Überleben ginge.

Nach einer weiteren Zugetappe von etwa 30 Minuten kommen wir in Muang Xai an, wo das schnelle (bis 200 km/h), aber langweilige Zugabenteuer endet. Hier werden wir von unserem neuen Führer in Empfang genommen, lassen etwas laotisches Geld aus dem ATM und fahren dann durch die ländliche Gegend zu unserer Unterkunft im nördlichen Bergland von Laos. Nach rund einer Stunde erreichen wir unser Ziel und kommen schnell zur Erkenntnis, dass es sich hier mehr als gut leben lässt. So geniessen wir den Rest des Nachmittags mit faulem Nichtstun in der tollen Anlage an einem kleinen Bach mittten im üppigen Grün.

Samstag, 16.11.24: Khmu, Hmong und Ikho

 

Dass der heutige Tag anders wird, sieht man nur schon am Auto, das für uns bereitsteht. Mit einem Geländewagen fahren wir auf einer ganz vernünftigen Strasse mit weniger Schlaglöchern als Asphalt Richtung Muang La. Unterwegs laden wir zuerst einen lokalen Guide ein und später decken wir uns auf einem Markt mit Mitbringseln ein für die Kinder der Dörfer, die wir heute besuchen. Das Entscheidungsdilemma besteht zwischen Schulheften und Schreibstiften einerseits oder Süssigkeiten andrerseits. Da es hier mehr Lehrer als Zahnärzte gibt, entscheiden wir uns für ersteres. Nach der Brücke in Muang La verlassen wir bald die Hauptstrasse. Man hat uns eingeschärft, jetzt die Sicherheitsgurten anzuziehen, weil es steil und holprig werde. So dramatisch ist es dann doch wieder nicht, aber natürlich machen wir als disziplinierte Leute, was man uns befiehlt. Noch ist es neblig, weshalb der Weitblick eher ein Nahblick ist. Nach ein paar tausend Kurven haben wir dann aber die Nebelobergrenze erreicht und eine atemberaubende Sicht auf die umliegenden, dicht bewaldeten Berge eröffnet sich. Gemäss Guide sind wir nun auf ungefähr 2'000 m.ü.M., das GPS schlägt eher 1'000 vor.

So oder so kommen wir nach etwa eineinhalb Stunden zu einem ersten Dorf, wo Angehörige der Khmu-Minderheit leben. Die herbeispringenden Kinder werden triagiert in Schüler und Nicht-Schüler. Die einen bekommen Hefte und Stifte, die anderen Ballone. Aber eigentlich wollen alle nur Ballone, sodass deren Vorrat deutlich schneller abnimmt als der Bestand an Schreibmaterial. Wir werden eingeladen, ein Haus zu besuchen, wo sich die ganze 3-Generationen-Familie ziemlich nahe kommt. Sie lebt in zwei Räumen: einem Vorrats- und Küchenraum und einem Wohn- und Schlafraum. Schweine, Hühner, Enten und Hunde leben in einer friedlichen Mischung miteinander. Die Leute besitzen nicht viel, aber sie scheinen damit zufrieden zu sein. Und solange keiner mit dem grossen Mercedes vorfährt, dürfte das auch noch eine Weile so bleiben. Interessant scheint uns einzig, dass der Kauf von Schulheften als finanzielle Belastung angesehen wird, aber die rund 700 Einwohner (inkl. Säuglinge) sicher etwa 300 Mobiltelefone besitzen (wobei die Ältesten wie bei uns nicht unbedingt die intensivsten Nutzer sind).

Als nächstes kommen wir zu einem Hmong-Dorf, einer weiteren Volksgruppe. Die Hmong stammen ursprünglich aus dem Tibet und auch sie sprechen ihre eigene Sprache. Da wir längst wieder vergessen haben, was Grüezi und Danke auf Khmu heisst, wissen wir die gleichen Ausdrücke auf Hmong 10m nach der Dorfgrenze ebenfalls nicht mehr. Wir rumpeln weiter den Berg hinauf und kommen zum Innenhof einer Primarschule. Leider ist nichts mit Unterrichtsbesuch, denn es ist ja Samstag. Für uns Touris gibt es ein Sandwich zum z’Mittag, unsere 3 Laoten essen sticky rice, getrocknete Frösche und undefinierbare Vögel.

Anschliessend fahren wir nochmals eine Schottermeile weiter und kommen zu einer grösseren Ikhos-oder Akha-Gemeinde. Hier fällt als erstes auf, dass die Häuser mehrheitlich gemauert sind, was auf einen höheren Lebensstandard hindeutet. Zweitens gibt es oberhalb des Dorfs einen ehemaligen Helikopterlandeplatz, den die Amerikaner im Vietnamkrieg als Versorgungsbasis errichtet hatten. Ganz uneigennützig haben damals die Dorfbewohner die Amerikaner wohl nicht toleriert, was wiederum einer der Gründe für den offensichtlich höheren Wohlstand sein dürfte. Auf dem Heli-Landeplatz werden jetzt die traditionellen Feste gefeiert, keine unvernünftige Umnutzung. Fotografieren ist hier eine grössere Herausforderung als in den anderen beiden Orten. Die Leute sind sehr kamerascheu, bereits die Kinder lernen dies mit der Muttermilch. Ballone und Schulhefte sowie ein 400m-Objektiv sind aber gute Argumente, trotzdem zu ein paar gelungenen Aufnahmen zu kommen.

Auf dem gleichem Schotterweg fahren wir schliesslich zurück ins Tal und erreichen am späten Nachmittag unsere schöne Lodge mit vielen tollen Eindrücken eines intensiven Tages.

Sonntag, 17.11.24: Muang Xay – Nong Khiaw

 

Ein Frühstücksbuffet im Kreis von 3-4 Reisegruppen hat durchaus Unterhaltungswert. Auf der einen Seite müssen wir einem Vertreter der ehemaligen Grande Nation klarmachen, dass ein bereits besetzter Esstisch halt besetzt ist und dass er meinen iPad am besten nicht irgendwohin verfrachtet. Andrerseits ist es lustig zuzuschauen, wie sich vor der Eierstation eine Traube von 10-15 Leuten bildet, während kein Knochen eine Nudelsuppe will. Man geht ja schliesslich nicht nach Laos, um dort dieses komisches Zeug zu essen. Es lebe der Croissant, selbst wenn er gummig ist.

Damit ist der Tag wunderbar lanciert und wir machen uns auf die Piste. Im Zentrum von Muang Xay decken wir uns mit Snacks, Schulmaterial und Bargeld ein, danach fahren wir durch die prächtige grüne Berglandschaft über einen kleinen Pass Richtung Osten. Wir sind auf der Nationalstrasse 13 unterwegs, der Hauptverbindungsachse von China bis in den Süden nach Kambodscha. Viele, v.a. chinesische Lastwagen kriechen schwer beladen den Berg hinauf, sodass die Reisegeschwindigkeit zuweilen etwas reduziert ist. Umso faszinierender ist der Blick auf die Berge und Hügel rund um uns. Gefühlt etwa alle 200m brauche ich einen Fotohalt, schliesslich sind wir ja nicht zum Vergnügen hier.

Kurz nach Mittag kommen wir nach Nong Khiaw. Der relativ kleine Ort hat eine malerische Lage inmitten der umliegenden Karstberge am Fluss Nam Ou. Unter Backpackern ist Nong Khiaw sehr populär, aber zwischen all den Rucksacktouristen treffen wir auch noch genügend Einheimische an. Nach einer kleinen Erfrischungspause schnappen wir uns ein Boot, das uns rund eine Stunde flussaufwärts zum früheren Bezirkshauptort Muang Ngoy bringt. Unterwegs halten wir bei einem Dorf am Ufer an. Es liegt ziemlich hoch über dem Fluss, denn gegenüber dem aktuellen Pegel kann das Wasser während der Regenzeit bis zu 4m höher ansteigen. Viel Betrieb herrscht gerade nicht, die Leute geniessen wie andernorts auch einen gemütlichen Sonntagnachmittag. Im verschlafenen Nest Muang Ngoy finden wir neben Guesthouses und Restaurants schon auch normale einheimische Häuser, einfach ist dies aber nicht. Das Highlight dieses Bootsausflugs ist insgesamt sicher die Fahrt durch die atemberaubende Flusslandschaft, die wir von A-Z geniessen. Im letzten Licht des Tages kommen wir zurück nach Nong Khiaw, wo wir auf der Terrasse unserer gemütlichen Unterkunft das Nachtessen mit Blick auf den ruhig dahinfliessenden Nam Ou geniessen.

Montag, 18.11.24: Nong Khiaw – Luang Prabang

 

Leichter Nebel liegt über dem Fluss Nam Ou, als wir mit dem Knattern der ersten Boote aufwachen. Dieser lichtet sich jedoch bald und wird durch strahlenden Sonnenschein abgelöst. Der Plan für den heutigen Tag ist wie folgt: Besuch der Man Da-Höhlen, anschliessend Wanderung zu einem Aussichtspunkt. Unser Guide schlägt vor, die Reihenfolge zu tauschen, was angesichts des zu erwartenden Temperaturverlaufs sinnvoll tönt. Die Ausführung ist dann wie folgt: Fahrt Richtung Höhle, 500m vor dem (vermeintlichen) Höhleneingang aussteigen und auf der Landstrasse den verbleibenden Rest zu Fuss zurückzulegen. Die Höhle erweist sich zwar als die falsche, per Auto kommen wir aber dann zur richtigen. Das dazugehörige Museum ist eine ansprechend gestaltete Sammlung von Helmen, Feldflaschen, Velos, Mörsergranaten usw., alles in einem zweistöckigen Gebäude, dessen Aussenmauern aus halbierten Fliegerbomben bestehen. Da nichts erklärt wird, ist das Ganze in jeder Sprache eine schlappe Übung. Die hinter einem kleinen Bach liegende Höhle hat den lokalen Familien während des «geheimen amerikanischen Kriegs» als Schutz vor den Fliegerbomben gedient. Dass sie auch eine Kommandozentrale der kommunistischen Untergrundbewegung Pathet Lao war, wird erst auf unsere spezifische Frage bestätigt. Alles in allem sind die aufgetischten Stories nicht wirklich nachvollziehbar. Der Krieg ist hier auch nicht etwa der Vietnamkrieg, der durch den Angriff des Vietcong und Nordvietnams auf den Süden ausgelöst wurde, sondern der amerikanische Krieg. Alles ist eine Frage der Perspektive!

Danach wäre das Programm aus der Optik unseres Guides bereits erledigt. Damit drängt sich nun aber halt ein kleines Zwischenqualifikations-Gespräch mit unserem Führer auf (auch Monolog genannt). Dieses fällt offenbar überzeugend aus, auch wenn er sich jetzt erst ein paar Mal erkundigen muss, wo denn dieser Mountain Trail eigentlich beginnt. Bald wird klar, dass er schlicht zu bequem war, mit uns die 500 Höhenmeter anzupacken. Aber er muss, auch wenn er sichtlich zu kämpfen hat. Der Weg ist genauso leicht zu finden wie steil und schweisstreibend. Trotz Führer-Handicap schaffen wir es nach einer guten Stunde auf den Aussichtspunkt. Oben eröffnet sich eine spektakuläre Sicht auf den Fluss Nam Ou, der ruhig und elegant durch die Karstberge dahinzieht.

Später stärken wir uns mit einem Snack in der besten Bäckerei im Ort und fahren dann einer malerischen Strecke entlang Richtung Luang Prabang. Schlaglöcher und Geschwindigkeitslimiten verlieren für unseren Fahrer deutlich an Bedeutung, denn schliesslich will er an diesem Abend noch zurück nach Muang Xai. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichen wir schliesslich Luang Prabang, wo wir den Abend in unserem tollen Hotel geniessen.

Dienstag, 19.11.24: Luang Prabang

 

 

Heute ist ein fauler Tag: wir schlafen aus, geniessen ein gemütliches Frühstück und machen dann einen kleinen Rundgang in Luang Prabang. Da wir vor einiger Zeit schon mal hier waren, gibt es kein spezielles Besichtigungsprogramm. Wir lassen einfach die Atmosphäre dieser faszinierenden kleinen Stadt auf uns wirken. Wir besuchen einige der unzähligen tollen Tempel und stöbern im einen oder anderen Laden, ohne die Reisekasse zu belasten. Nach einer Erholungspause am Hotelpool lassen wir zum Ausklang des Tages auf einer Sunset Cruise das Ufer von Luang Prabang an uns vorbeiziehen.

Mittwoch, 20.11.24: Kuang Si Wasserfälle

 

Über eine Schotterpiste fahren wir zu einem kleinen Dorf (Khamu) namens Ban Long Lao. Dort müssen wir Eintritt für den Wanderweg zahlen und bekommen einen lokalen Führer zugeteilt. Er führt uns durch sein Dorf, wo in einem der Häuser gerade die Vorbereitungen für eine zeremonielle Anrufung der Schutzgeister läuft. Ein älterer Dorfbewohner ist ziemlich krank und der beste Weg zu seiner Heilung geht über Schutzgeister und lokale Heilkräuter. Das Spital ist keine Option, weil dies viel zu teuer wäre. Als nächstes machen wir einen Schulbesuch bei den Kleinsten. Die Lehrerin freut sich über die Schulhefte und die Kinder sagen artig danke, wahrscheinlich aber eher für die dazugehörigen Guetzli. Die mutigsten strecken mir die Hände für ein High Five entgegen und sobald die anderen sehen, dass das funktioniert, will der Spass nicht mehr aufhören. Wir gehen weiter und kommen zum nächsten Dorf (gleichen Namens), welches durch Hmong bewohnt wird. Wir plaudern (mit Hilfe des Führers) mit einer jungen Frau, die ein Baby auf ihrem Rücken trägt. Sie ist gerade 20 Jahre alt geworden und bereits Mutter einer dreijährigen Tochter.

Vorbei an einer grösseren Gummibaumplantage geht es zunächst geradeaus, später ein wenig auf und ab. Der Weg führt durch eine traumhafte Landschaft. Wir sind praktisch alleine, was allerdings leider kein Omen für die Wasserfälle ist. Nach einem relativ steilen Abstieg erreichen wir nach etwa eineinhalb Stunden die unterirdische Quelle des kleinen Flusses. Lange Zeit hört man schon das Rauschen des Wasser irgendwo im grünen Dickicht. Über eine lange, steile Treppe steigen wir zum Fuss des Wasserfalls. Heerscharen von Touristen haben die andere Richtung gewählt. Die schweissgebadeten Gesichter einiger Chinesen verheissen nichts Gutes. Ob sie den Chrampf überlebt haben, ist bei Redaktionsschluss noch unklar.

Die Wasserfälle sind derart spektakulär, dass nicht einmal die Horden von Selfie-Knipsern die Idylle stören können. Es hat zwar wirklich abartig viele Touris, aber das ganze Gebiet ist so organisiert, dass dies nicht mal so dramatisch ist. Für weitere Beschreibungen lasse ich die Bilder sprechen.

Nach einem köstlichen Mittagessen im Restaurant Carpe Diem rütteln wir auf den bescheidenen Strassen mit unserem ebenso bescheidenen Minivan zurück nach Luang Prabang, wo wir für den Rest des Nachmittags in der Hotelanlage die Seele baumeln lassen.

Donnerstag, 21.11.24: Luang Prabang – Vang Vieng

 

Eigentlich wollten wir heute Morgen noch den Almosengang der Mönche sehen. Da die lokale Reiseagentur aber die frühzeitige Reservation der Zugtickets verschlafen hat, müssen wir so früh weg vom Hotel, dass wir die Mönchsidee ans Bein streichen. Schade, aber ohne Flexibilität geht’s halt nicht auf so einer Reise. Wir hängen fast eine Stunde auf dem Bahnhof herum und fahren dann mit Zug eine Stunde Richtung Süden. Der Zug ist einwandfrei, nicht zuletzt weil die Bahnlinie im chinesischen Stil einfach quer durch Landschaft und Berge gezogen wurde. Der Nachteil davon ist, dass man sich auf geschätzt 80% der Strecke in Tunnels befindet und deshalb von der Landschaft nichts mitbekommt. Für ein nächstes Mal würden wir wahrscheinlich die zusätzlichen 4 Stunden Strapazen einer Autofahrt in Kauf nehmen.

In Vang Vieng sind wir in einem schönen Resort nahe beim Fluss untergebracht. Wir motivieren unseren Guide, neben dem von ihm dringend empfohlenen Shopping (Kommission?!) auch noch eine Fahrt in einem Longtailboot zu organisieren. Das klappt auch, wobei das Einkaufen länger dauert und überproportional teurer ist als die Bootsfahrt auf dem mit allerlei Wasservehikeln dicht belegten Fluss.

Freitag, 23.11.24: Vang Vieng – Vientiane

 

Für eine gute Ballonfahrt stehen wir jederzeit gerne auf, die heutige war definitiv ein Volltreffer. Bei stockdunkler Nacht werden wir von einem Minibus im Hotel abgeholt und zum Startplatz gefahren. Dort ist alles perfekt organisiert. Für uns wird der «Baby»-Ballon (3000 m3) vorbereitet, während wir einen ersten Kaffee schlürfen. Das Ballonunternehmen wird von den Inhabern des französischen Ballonherstellers Chaize geführt, die heutigen Piloten sind alles Laoten. Es ist völlig ungewohnt, von der Seite zuzuschauen, wie der Ballon aufgestellt wird. Noch vor dem Sonnenaufgang heben wir ab und mit zunehmender Höhe zeigt sich eine unglaubliche Landschaft inmitten schroffer Karstberge, Reis- und Gemüsefeldern, kleinen Dörfern und einigen Flüsschen und Weihern. Unser Pilot Arliu nutzt die äusserst schwachen Winde routiniert aus und weiss von jedem Feld, ob der Besitzer die Landung erlaubt oder nicht. Weit kommen wir nicht, aber das spielt bei diesem unglaublichen Panorama auch überhaupt keine Rolle.  Nach einer guten Stunde ist es Zeit für die Rückkehr zur Erde, unsere Crew erwartet uns bereits. Und wieder: keine Arbeit beim Zusammenpacken. So locker geht es sonst nicht. Per Minibus geht es zurück zum Startplatz, wo es noch ein paar Snacks gibt. Arliu insistiert, dass ich ihm Verbesserungsvorschläge für seine Pilotenarbeit mache, aber ausser ein paar Kleinigkeiten bei der Fahrtvorbereitung gibt es wirklich nichts zu verbessern. Wir plaudern noch ein wenig mit dem französischen Firmengründer Dany Cleyet-Marrel, der ständig an etwas Neuem tüftelt. Ursprünglich wurde er bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern bei der Erforschung der Baumkronen in Französisch-Guyana.

Nach einem späten Frühstück im Hotel geht es weiter zum Bahnhof, von wo aus wir mit 160 km/h in einer Stunde Vientiane erreichen. Diesmal ist die Zugfahrt interessant. Hier im flachen Gelände gibt es fast keine Tunnels mehr, sodass wir freie Sicht auf die Landschaft haben. Grosse Reisfelder wechseln sich mit Obstplantagen und Viehweiden ab. Weit und breit keine Industrie, was zwar optisch toll ist, aber wohl einer der Gründe ist, warum Laos eines der ärmsten Länder der Welt ist. Vom Export von Strom und unverarbeiteten landwirtschaftlichen Produkten wird vermutlich niemand reich.

In Vientiane ist unsere Aufgabe, vom Nichtstun auszuruhen. Wir machen bewusst kein Sightseeing, denn die relativ wenigen Sehenswürdigkeiten in dieser ziemlich sterilen Stadt haben wir bei unserem ersten Besuch vor 18 Jahren bereits ausführlich angeschaut. Der Hotelpool ist super, der Nachtmarkt gleich um die Ecke und das Nachtessen schmeckt vorzüglich.

Samstag, 23.11.24: Vientiane – Champasak

 

Der Morgen ist richtig gemütlich, nach dem späten Frühstück haben wir sogar noch Zeit für etwas Dolce Far Niente am Pool. Die Fahrt zum Flughafen dauert nur eine Viertelstunde, dafür braucht es beim Einchecken etwas länger. Die Dame am Schalter sprüht einen Charme aus wie ein chinesischer Kühlschrank (laotische Kühlschränke gibt es nicht) und ist enorm flexibel und kundenorientiert. Ihre Waage zeigt ein paar Kilogramm Übergewicht an, worauf sie sich richtig wichtig vorkommt. Sie legt eine Stacheldrahtmine auf und fordert uns zur Strafzahlung von umgerechnet ca. 8 Franken auf. Das strapaziert zwar unser Reisebudget auf’s Äusserste, sie lässt aber keine Zweifel offen, dass sie am längeren Hebel sitze. Nachdem diese Hürde genommen ist, steht dem Flug nach Pakse nichts mehr im Weg.

Auf dem internationalen Provinzflugplätzchen werden wir von unserem neuen Führer abgeholt. Er ist genauso nett und kompetent wie unverständlich, aber bereits im Laufe des Nachmittags gewöhnen wir uns etwas an sein Englisch. Nach einem kleinen Snack fahren wir südwärts nach Champasak. Dort besuchen wir den eindrücklichen Wat Phou, die vermutlich erste bedeutende Tempelstadt der Khmer-Könige. Ursprünglich wurden erste Bauten im 5./6. Jahrhundert durch die aus Vietnam eingewanderten Cham erstellt, im 6./7. Jahrhundert erhielt die Anlage im Kmehr-Reich dann ihre heutige Gestalt.

Erste Besuchsstation ist das Museum, wo bei unserem Eintreffen um 15:00 gerade der Rollladen herunter gelassen wird. Weil heute nur 2 anstelle der üblichen 5 Aufpasser anwesend sind, macht man den Laden einfach 3 Stunden früher dicht. Unser Guide schleust uns deshalb durch den Hintereingang hinein, was für uns als eidgenössisch diplomierte Museumsfans natürlich ein Segen ist. Später überwinden wir die erste von 3 Tempel-Ebenen per Elektro-Shuttlebus und klettern danach über 7 x 11 Steinstufen auf die oberste Ebene. Die Details der rituellen Opferungen von je einem jungen Mann und einer jungen Frau erspare ich dem geneigten Leser. Es sei nur erwähnt, dass dabei ein ausgehungertes Krokodil eine massgebliche Rolle spielte. Die ursprünglich hinduistische Tempelanlage wurde per königlichem Befehl im 14. Jahrhundert in ein buddhistisches Heiligtum gewandelt, was die spezielle Mischung der beiden Religionen in den Ruinen erklärt.

Gegen Abend erreichen wir unser schönes Hotelresort am Mekong-Ufer, auch hier lässt es sich sehr gut sein.

Sonntag, 24.11.24: Wasserfälle und Kaffee

 

Zur Standardzeit 08:30 fahren wir Richtung Pakse, überqueren die vor rund 20 Jahren gebaute grosse Mekongbrücke und bewegen uns den sanften Anstieg zum Bolavenplateau hinauf. Die Strasse ist eine vierspurige Autobahn, besser als alles, was wir im Norden erlebt haben. Der Versuch, bei unserem Guide ein wenig Einfluss auf den Tagesablauf zu nehmen, wird schon im Ansatz erstickt: alles zu weit und zu lange. Er wird es ja wohl wissen. Schon nach einer Stunde zweigen wir in einen Feldweg ab und machen dann einen kurzen Rundgang durch eine Kaffeeplantage. Es wachsen hier (neben vielen riesigen Spinnen) im wesentlichen die Kaffeesorten Arabica und Robusta. Die Kaffeefrüchte sind praktisch alle noch grün und so sehen wir nirgends die Kaffeepflücker, die gemäss unserem Lokalexperten heute überall an der Arbeit sein sollten. In der Zwischenzeit sagt er jetzt, dass die Ernte erst in einem Monat beginnt. Ein paar Meter weiter spazieren wir zum Tad Champee hinunter, einem ersten kleineren Wasserfall in idyllisch grüner und ruhiger Umgebung.

Auf der anderen Seite der Strasse besuchen wir dann den Tad Fane, hier herrscht ziemlicher Betrieb von thailändischen Tagestouristen. Sie nutzen den Sonntag für die relativ kurze Anreise, um hier so richtig abzufeiern. Der Wasserfall ist der höchste in dieser Region, allerdings sieht man ihn von keinem Punkt aus in voller Höhe. Nochmals einige Minuten weiter liegt der Tad Yuang und auch hier sind wir nicht ganz alleine. Trotz vieler Leute ist dieser Wasserfall aus unserer Sicht der schönste. Danach gibt es in einer nahe gelegenen Kaffeeplantage ein “Coffee Tasting”, d.h. wir trinken dort einen Espresso. Tasting tönt aber schon besser. Gegen halb eins hat unser Tätschmeister Stalldrang, was wir allerdings schon etwas anders sehen (von wegen zu lang und zu weit!). So machen wir dann noch einen Besuch in einem kleinen Korbflechter-Dorf (einfach ohne Korbflechter) und fahren auf einen Aussichtspunkt oberhalb Pakse, bei dem ein neuer, riesiger Buddha über das Land wacht.

Insgesamt haben wir uns den Tagesausflug auf das Bolavenplateau etwas anders vorgestellt, u.a. haben wir das Plateau selber eigentlich gar nicht gesehen. Schliesslich sind wir aber selber schuld, dass wir nicht frühzeitig Einfluss genommen haben. Der Tag endet letztlich versöhnlich mit einer gemütlichen Bootsfahrt auf dem Mekong, infolge Wolkendeckel zwar fast ohne Sunset, dafür mit Weisswein.

Montag, 25.11.24: Champasak – Don Khon

 

Unser Vorschlag, die Fähre neben unserer Unterkunft zu nehmen und so die einstündige Fahrt über Pakse zu vermeiden, ist im zweiten Anlauf auch bei unserem Führer angekommen. Das eine der beiden Boote ist zwar kaputt, aber irgendwann kommt dann das zweite vom anderen Ufer. Eine Bauernfamilie mit ihrem Einachser Marke Sany Buffalo ist mit Sack und Pack inklusive zwei Hähnen auch noch auf der Fähre. Auf dem Weg Richtung Süden biegen wir bald zu einem Dorf namens Ban Nong Bung ab. Es ist das Holzschnitzer-Zentrum der Gegend, so ungefähr das laotische Brienz, einfach mit einem gewissen Schwerpunkt auf Elefanten und Buddhas anstatt Chüeli. Danach fahren wir zurück auf die Nationalstrasse 13, die auch der Asian Highway 11 ist. Kilometerlang säumen Maniok- und Reisfelder den Weg, zwischendurch auch verschiedene Gemüsegärten. Die Maniok- und letzten Reisernten bringen die Bauern zu Ablieferstellen, sofern sie die Erzeugnisse nicht für den Eigenbedarf brauchen. Eine grosse Schlange entgeht irgendwann mit knapper Not dem Tod, unser Fahrer schafft es gerade noch, sie nicht unter die Räder zu bekommen.

Am Mittag wechseln wir in Ban Nakasang vom Auto auf ein Boot und tuckern durch eine bezaubernde Flusslandschaft auf die kleine Insel Don Khon hinüber. Nach dem Zimmerbezug im direkt am Fluss gelegenen Hotel geht es per Tuk Tuk zu zwei der vielen Wasserfälle. Der Mekong hat sich in diesem Gebiet auf einer Breite von 14km verästelt und fliesst in unzähligen kleineren und grösseren Wasserfällen über eine felsige Geländestufe von einigen Dutzend Metern. Diese Wasserfälle waren für die Franzosen Ende des 19. Jahrhundert der Grund, warum ihre Strategie scheiterte, den Mekong-Fluss für den Handel und die Schifffahrt zu erschliessen. Mit bescheidenem Erfolg setzten sie dabei technologische Lösungen wie ein Schiffshebewerk und eine Eisenbahn ein, deren verrosteten Überreste heute noch zu sehen sind. Am Südzipfel der Insel konnte man früher (die Rücken der) Mekong-Delphine beobachten, leider sind diese Tiere heute aber äusserst selten geworden und vom Aussterben bedroht.

Schliesslich geniessen wir bei einem kühlen Lao-Bier auf unserem Balkon den Sonnenuntergang über dem Mekong-Nebenarm. Das Leben könnte schlimmer sein.