Yunnan – Laos – Kambodscha 2024

 

 

Sonntag, 10.11.24: Kunming

 

Ein recht kurzer Flug hat uns gestern Nachmittag aus dem heissen Bangkok nach Kunming gebracht, wo herbstlich kühle Temperaturen herrschen. Unser Hotel liegt mitten im Kuchen, aber viel Betrieb herrscht in der Nachbarschaft nicht (trotz Samstag Abend).

Nach einer morgendlichen Nudelsuppe beginnen wir unsere Tour am Cuihu Gongyuan (für Nichtchinesen = Gweilo = Langnasen: Jadesee). Schattenboxen (Tai Chi), andere Gymnastikübungen und kollektives Tanztraining sind allseits beliebte Morgenbeschäftigungen. In einem stillgelegten Tempel kommen wir gerade rechtzeitig, um der Probe eines Erhu-Orchesters zuzuschauen. Die Erhu, ein für China typisches Instrument, besteht nur aus zwei Saiten, das Spiel darauf dürfte eine ziemliche Kunst sein. Für unsere westlichen Ohren tönt es etwas gewöhnungsbedürftig, ausserdem meint unser Guide, das Orchester müsse noch ziemlich viel üben.

Während etwa eineinhalb Stunden fahren wir dann durch das hügelige und noch etwas nebelverhangene Gebiet auf einer Autobahn mit vielen Tunnels und Brücken zum Steinwald von Shi Ling, einem Unesco Weltnaturerbe. Wir besuchen den Bereich von Naigu und sind angenehm überrascht, dass wir einerseits praktisch keine anderen Touristen sehen und dass andererseits der Nebel schon bald durch die Sonne abgelöst wird. Die Kalksteinformationen sind enorm eindrücklich, besonders faszinierend sind die Kleinstpflanzen und Bäumchen, die sich auf der Felsoberfläche und in Ritzen gemütlich gemacht haben. Irgendwie scheinen sie trotz kargem Grund genügend Wasser und Nährstoffe zu finden. Nach etwa zweieinhalb Stunden Wanderung über Stock und Stein haben wir uns eine Stärkung in Form einer Ente verdient. Diese schmeckt köstlich, insbesondere ist sie wesentlich weniger fettig als die meisten ihrer Artgenossinnen, die wir schon verspiesen haben.

Mitte Nachmittag sind wir zurück in Kunming, wo wir nach einem ausführlichen und interessanten Tasting von bis zu 30-jährigem Tee einen kleinen Einkauf tätigen. Wir bummeln danach durch die Fussgängerzone, in der wir neben den üblichen Einkaufstempeln auch einige schöne alte Häuser sehen. Wir werden überall zum Probieren der vielfältigen Köstlichkeiten eingeladen, das meiste schmeckt gut bis sehr gut. Den Abend schliessen wir bei einer coolen Show ab, die einen kleinen Einblick in die unterschiedlichen Musik- und Tanzbräuche der wichtigsten ethnischen Minderheiten von Yunnan ermöglicht. Für einmal nicht die sonst übliche «Füessli füre, Füessli hindere»-Übung sondern wirklich eine farbige und dynamische Aufführung mit Musik, die auch in unseren Ohren gut klingt.

Montag, 11.11.24: Kunming – Jiangshui

 

Nach der Überwindung des zähen morgendlichen Stossverkehrs zwischen Kunming und dem neuen Administrativ-Zentrum Chenggong kommen wir auf der Autobahn zügig vorwärts Richtung Süden. Wir fahren auf den bei der Kleinstadt Tonghai (100‘000 Einwohner) liegenden Hügel Xiu Shan, von wo aus wir gemütlich, wegen der feuchten Steinstufen aber auch sehr vorsichtig durch den Wald hinunter bummeln. Wir kommen durch eine ganze Ansammlung von älteren Tempeln, deren Lage im dichten Wald generiert einen mystischen Eindruck. Nach einer guten Stunde sind wir wieder in der Kleinstadt, schlürfen eine Nudelsuppe und stolpern noch ein wenig auf einem kleinen Platz herum, wo hauptsächlich die pensionierten Männer am Kartenspielen sind. In diesem Teil von Yunnan leben sehr viele Muslims, bis vor kurzem konnte man die muslimischen Dörfern schon von weit her an den hohen Minaretten erkennen. Die Regierung hat dann aber nach 2020 angeordnet, dass diese Minarette abgerissen werden müssen.

Durch das hügelige, über weite Strecken mit Eukalyptus bewachsene Gebiet kommen wir relativ bald nach Jianshui, unserem heutigen Etappenziel. Wir machen einen Bummel durch die schöne Altstadt, die trotz ihrem malerischen Gesamtbild nicht von Touristen überflutet ist. In einem grossen Park mit einem teilweise von Lotosblättern bedeckten See befindet sich eine ganze Reihe von rund 250 Jahre alten Tempeln, in denen Konfuzius verehrt wird. Erstaunlich, wie gut erhalten diese uralten Gebäude noch immer sind. In der Residenz und den Gärten der einst durch Bergbau reich gewordenen Familie Zhu staunen wir in Anbetracht der unzähligen Zimmer, wie man hier den Überblick behalten konnte. Die Anlage ist traumhaft, die Familie Zhu hat hier nach der Fertigstellung allerdings nur rund 6 Jahre gewohnt, weil sie bei den damaligen Herrschern in politische Ungnade gefallen war.

Dienstag, 12.11.24: Jiangshui – Xinjie

 

Am Morgen fällt in Abänderung des gedruckten Programms leichter Regen. Den vorsorglich eingepackten Regenschirm brauchen wir dann im Laufe des Tages trotzdem nicht, denn schon bald verziehen sich die Wolken ein wenig und die Sonne macht einige erste Durchbruchsversuche. Nach der obligaten Nudelsuppe geht es zum Bahnhof einer kleinen Schmalspurbahn. Die Franzosen bauten ursprünglich eine Eisenbahnverbindung von Hanoi nach Kunming mit der Idee, Yunnan in ihre Indochina-Kolonie zu integrieren (was wegen der Standhaftigkeit der lokalen Herrscher letztlich nicht funktionierte). Um vom Bergbau zu profitieren, wurde diese Bahnlinie mit einer Spurweite von 600mm bis in die Gegend von Jiangshui verlängert. Die Bahn ging dann vergessen und wurde erst in den letzten Jahren wieder reaktiviert, um auf einer kurzen Strecke Touristen zu befördern. Die Personenwagen sind zwar neu, rattern aber wie in alten Zeiten. Die Spurweite wurde auf 1000mm angepasst, vermutlich wegen der Verfügbarkeit von Rollmaterial.

Wir rumpeln im komplett vollen Zug in einem Halbkreis um Jiangshui, machen einen Fotohalt bei einer grossen, zweihundert Jahre alten Brücke und stoppen dann ein weiteres Mal an einem alten Bahnhof. Für den Rest der Strecke lassen wir den Zug ohne uns weiterfahren und geniessen die neu gewonnene Ruhe im malerischen Bahnhof. Danach bummeln wir durch das nahe gelegene Dorf Tuanshan. Verwinkelte Gassen führen zu alten, weiterhin bewohnten Familienhäusern und zu reizvollen Tempeln. Die hier lebenden Leute machen einen zufriedenen und offenen Eindruck, vermutlich ist hier das Leben aber zur touristischen Hauptreisezeit kein wirkliches Zuckerschlecken.

Zunächst auf der Autobahn, später auf der Landstrasse überqueren wir das Gebirge Richtung Süden. Auf halbem Weg tanken wir in Gejiu, einer Kleinstadt auf etwa 1'700 m.ü.M., die früher ein Bergbauzentrum war. Seitdem der Abbau von Zinn und Kupfer hier aber unbedeutend wurde, kommen mehr und mehr Nordchinesen wegen des ganzjährig angenehmen Klimas in dieses gebirgige Gebiet. Nach einem längeren Tunnel führt die Strasse stetig hinunter bis auf ca. 200 m.ü.M. Hoch über uns geht die Autobahn über gewaltige Brücken und neben uns fliesst der rote Fluss, der seinen von der mitgeführten erzhaltigen Erde stammenden Farbe absolut verdient hat. Nach Yuanyang steigt unsere Strasse wieder an und nach vielen Kurven kommen wir schliesslich auf ca. 1'800 m.ü.M. in einem Minikaff namens Quanfuzhuang an. Etwas ausserhalb gibt es einige Aussichtsplattformen auf die teilweise bereits gefluteten Reisfelder. Das Licht ist heute Nachmittag recht grell und so sind die ersten Fotos hoffentlich nur ein Vorgeschmack auf eine Steigerung bei den morgigen Erkundungen.

Mittwoch, 13.11.24: Die Reisterrassen der Hani

 

Unanständig früh müssen wir aus den Federn, aber wer Reisfelder beim Sonnenaufgang sehen will, muss halt raus, wenn es noch dunkel ist. Hoch oberhalb der Reisterrassen von Duoyishu installieren wir uns zu nachtschlafender Stunde, von deutlich weniger chinesischen Touristen umrahmt als gestern Abend. Da in der Höhe Wolken hineinfliessen, ist das Licht besser als am Vorabend. Ein paar nette Nebelfelder ziehen den Abhang hinauf, die Stimmung stimmt.

Geschichtlich datieren die Anfänge der Reisfelder rund 1000 Jahre zurück, sie stehen seit 2013 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Bewirtschaftet werden die Terrassen hauptsächlich von der Volksgruppe der Hani, der zweitgrössten ethnischen Minderheit in Yunnan. Die zweite bedeutende Minderheit hier sind die Yi, die ursprünglich aus dem südlichen Tibet hierher gezogen sind. Optisch sind Hani und Yi am besten an den Farben der traditionellen Kleider, v.a. derjenigen der Frauen, erkennbar. Während sich die Hani vorwiegend schwarz und blau kleiden, tragen die Yi sehr viel farbigere Kleider. Das sehen wir unter anderem auf dem kleinen Markt, den wir noch vor dem Frühstück besuchen.

Am späteren Vormittag unternehmen wir dann eine kleine Wanderung durch die Reisfelder, wo wir aus der Nähe das ausgeklügelte Bewässerungssystem anschauen können. Im Wesentlichen wird das reichlich vorhandene Wasser in die obersten Felder geleitet, von wo aus es dann bei kleinen Öffnungen in den Dämmen sukzessive weiter nach unten fliesst. Hier wird vorwiegend heller roter Reis angebaut, die Ernte hat bereits im Laufe des Oktobers stattgefunden. Nun werden die Terrassen mehr und mehr geflutet, dieser Vorgang ist erst ca. Mitte Dezember abgeschlossen. Später werden die Felder mit Wasserbüffeln gepflügt, bevor dann ca. im Mai der neue Reis gepflanzt wird.

Donnerstag, 14.11.24: Von den Reis- zu den Teeterrassen

 

Nudelsuppe ist nicht gleich Nudelsuppe. Die Spezialität dieser Gegend ist Guoqiao Mixian, besser verständlich als «Über-die-Brücke-Nudelsuppe». Die Zutaten wie Fleisch- und Tofustreifen, Gemüse und Kräuter werden in verschiedenen kleinen Schalen serviert. Auf dem Tisch werden dann die Zutaten und die Nudeln aus lokalem rotem Reis in der heissen Suppe gekocht. Erfunden wurde dieses Gericht angeblich von der Ehefrau eines Gelehrten, der allein auf einer kleinen Insel lebte, um sich auf seine kaiserliche Prüfung vorzubereiten. Seine Frau versorgte ihn jeden Tag mit Essen. Um zu vermeiden, dass die Suppe kalt und die Nudeln matschig sind, brachte Sie einen Topf mit kochender Suppe und einen zweiten Topf mit Nudeln und anderen Zutaten über eine lange Brücke auf die Insel. Schliesslich hat der Gute die kaiserliche Prüfung bestanden und sorgte später offenbar dafür, dass das Gericht seiner Frau berühmt wurde.

So nehmen wir die Reise gut gestärkt in Angriff. Bei der Fahrt ins Tal des roten Flusses hinunter besuchen wir den Wochenmarkt in Niuzijaozhai. Die Leute aus der Umgebung decken sich hier mit allem nötigen ein, wobei sich die Männer allerdings eher auf das Essen und Trinken konzentrieren. Von drei fröhlichen Festbrüdern werden wir eingeladen, mitzufeiern. In Anbetracht der frühen Tageszeit verzichte ich auf den sowieso schon arg dezimierten Schnaps und versuche etwas Fleisch und Tofu. Die meisten Frauen haben sich in ihre traditionellen Kleider geworfen, sie kaufen und plaudern und kaufen und plaudern usw. So macht halt jeder, was er kann.

Die Fahrt führt uns auf einer Autobahn mit vielen Brücken und Tunnels durch ein hügeliges, meist dicht bewaldetes Gebiet zunächst dem Fluss entlang nach Westen nach Yuanjiang (nicht zu verwechseln mit Yuanyang ?!) Hier sollen besonders gute Mango wachsen, aber wie immer wird natürlich in einer anderen Jahreszeit geerntet. Durch eine spektakuläre Gebirgsgegend geht es von hier aus Richtung Südwesten. In Nakeli halten wir für einen Rundgang durch das traditionelle Dorf, das in alten Zeiten als Pferdewechselstation auf dem Transportweg vom Produktionsgebiet Pu’er in die verschiedenen Himmelsrichtungen diente. Ein wichtiges Absatzgebiet war Tibet, wo der Tee aus Yunnan für den (grässlichen) Buttertee verwendet wurde. Seit der Staatspräsident vor einem guten Jahr hier einen Besuch abgestattet hat, herrscht ein ziemlicher Touristenrummel. Heute hält sich dieser allerdings in Grenzen: der Strom ist ausgefallen und das ist wenig förderlich für das Geschäft.

Nach knapp 20km kommen wir schliesslich in Pu’er an, unserer letzten Übernachtungstation in China auf dieser Reise.

Freitag, 15.11.24: Im Zug über die Grenze nach Laos

 

Nach einer kurzen Autofahrt erreichen wir den brandneuen Bahnhof von Pu’er. Die Sicherheitskontrolle läuft ab wie auf einem Flughafen. Ich werde freundlich aber bestimmt ermahnt, mein im grossen Koffer  verstautes Taschenmesser im Zug nicht zu verwenden. Wir warten in einer riesigen Halle, bis wir durch das Check-In Gate zum Zug gelotst werden. Die Fahrt im bequemen Wagen ist wenig erhellend, nur kurze Abschnitte zwischen den vielen Tunnels ermöglichen einen Blick auf die Landschaft. Nach zwei Stunden steigen wir in Mohan, auf der chinesischen Seite der Grenze, mit allem Gepäck aus, passieren die Grenzkontrolle und steigen nach einer guten halben Stunde wieder in den gleichen Zug ein. Zehn Minuten Fahrt auf die laotische Seite und das gleiche Prozedere nochmals von vorn. Hier braucht es allerdings bei der Sicherheitskontrolle ziemliche Überredungskünste, um mit weinerlicher Bittstellermine den Polizisten zu überzeugen, dass mein Taschenmesser wirklich absolut überlebensnotwenig ist. Schliesslich lässt er sich erweichen und wir checken ein drittes Mal in den gleichen Zug ein. Dabei braucht es ziemliche Standfestigkeit, denn die Chinesen kennen beim Anstehen keinerlei Hemmungen. Es wird gedrückt und gestossen, wie wenn es ums Überleben ginge.

Nach einer weiteren Zugetappe von etwa 30 Minuten kommen wir in Muang Xai an, wo das schnelle (bis 200 km/h), aber langweilige Zugabenteuer endet. Hier werden wir von unserem neuen Führer in Empfang genommen, lassen etwas laotisches Geld aus dem ATM und fahren dann durch die ländliche Gegend zu unserer Unterkunft im nördlichen Bergland von Laos. Nach rund einer Stunde erreichen wir unser Ziel und kommen schnell zur Erkenntnis, dass es sich hier mehr als gut leben lässt. So geniessen wir den Rest des Nachmittags mit faulem Nichtstun in der tollen Anlage an einem kleinen Bach mittten im üppigen Grün.

Samstag, 16.11.24: Khmu, Hmong und Ikho

 

Dass der heutige Tag anders wird, sieht man nur schon am Auto, das für uns bereitsteht. Mit einem Geländewagen fahren wir auf einer ganz vernünftigen Strasse mit weniger Schlaglöchern als Asphalt Richtung Muang La. Unterwegs laden wir zuerst einen lokalen Guide ein und später decken wir uns auf einem Markt mit Mitbringseln ein für die Kinder der Dörfer, die wir heute besuchen. Das Entscheidungsdilemma besteht zwischen Schulheften und Schreibstiften einerseits oder Süssigkeiten andrerseits. Da es hier mehr Lehrer als Zahnärzte gibt, entscheiden wir uns für ersteres. Nach der Brücke in Muang La verlassen wir bald die Hauptstrasse. Man hat uns eingeschärft, jetzt die Sicherheitsgurten anzuziehen, weil es steil und holprig werde. So dramatisch ist es dann doch wieder nicht, aber natürlich machen wir als disziplinierte Leute, was man uns befiehlt. Noch ist es neblig, weshalb der Weitblick eher ein Nahblick ist. Nach ein paar tausend Kurven haben wir dann aber die Nebelobergrenze erreicht und eine atemberaubende Sicht auf die umliegenden, dicht bewaldeten Berge eröffnet sich. Gemäss Guide sind wir nun auf ungefähr 2'000 m.ü.M., das GPS schlägt eher 1'000 vor.

So oder so kommen wir nach etwa eineinhalb Stunden zu einem ersten Dorf, wo Angehörige der Khmu-Minderheit leben. Die herbeispringenden Kinder werden triagiert in Schüler und Nicht-Schüler. Die einen bekommen Hefte und Stifte, die anderen Ballone. Aber eigentlich wollen alle nur Ballone, sodass deren Vorrat deutlich schneller abnimmt als der Bestand an Schreibmaterial. Wir werden eingeladen, ein Haus zu besuchen, wo sich die ganze 3-Generationen-Familie ziemlich nahe kommt. Sie lebt in zwei Räumen: einem Vorrats- und Küchenraum und einem Wohn- und Schlafraum. Schweine, Hühner, Enten und Hunde leben in einer friedlichen Mischung miteinander. Die Leute besitzen nicht viel, aber sie scheinen damit zufrieden zu sein. Und solange keiner mit dem grossen Mercedes vorfährt, dürfte das auch noch eine Weile so bleiben. Interessant scheint uns einzig, dass der Kauf von Schulheften als finanzielle Belastung angesehen wird, aber die rund 700 Einwohner (inkl. Säuglinge) sicher etwa 300 Mobiltelefone besitzen (wobei die Ältesten wie bei uns nicht unbedingt die intensivsten Nutzer sind).

Als nächstes kommen wir zu einem Hmong-Dorf, einer weiteren Volksgruppe. Die Hmong stammen ursprünglich aus dem Tibet und auch sie sprechen ihre eigene Sprache. Da wir längst wieder vergessen haben, was Grüezi und Danke auf Khmu heisst, wissen wir die gleichen Ausdrücke auf Hmong 10m nach der Dorfgrenze ebenfalls nicht mehr. Wir rumpeln weiter den Berg hinauf und kommen zum Innenhof einer Primarschule. Leider ist nichts mit Unterrichtsbesuch, denn es ist ja Samstag. Für uns Touris gibt es ein Sandwich zum z’Mittag, unsere 3 Laoten essen sticky rice, getrocknete Frösche und undefinierbare Vögel.

Anschliessend fahren wir nochmals eine Schottermeile weiter und kommen zu einer grösseren Ikhos-oder Akha-Gemeinde. Hier fällt als erstes auf, dass die Häuser mehrheitlich gemauert sind, was auf einen höheren Lebensstandard hindeutet. Zweitens gibt es oberhalb des Dorfs einen ehemaligen Helikopterlandeplatz, den die Amerikaner im Vietnamkrieg als Versorgungsbasis errichtet hatten. Ganz uneigennützig haben damals die Dorfbewohner die Amerikaner wohl nicht toleriert, was wiederum einer der Gründe für den offensichtlich höheren Wohlstand sein dürfte. Auf dem Heli-Landeplatz werden jetzt die traditionellen Feste gefeiert, keine unvernünftige Umnutzung. Fotografieren ist hier eine grössere Herausforderung als in den anderen beiden Orten. Die Leute sind sehr kamerascheu, bereits die Kinder lernen dies mit der Muttermilch. Ballone und Schulhefte sowie ein 400m-Objektiv sind aber gute Argumente, trotzdem zu ein paar gelungenen Aufnahmen zu kommen.

Auf dem gleichem Schotterweg fahren wir schliesslich zurück ins Tal und erreichen am späten Nachmittag unsere schöne Lodge mit vielen tollen Eindrücken eines intensiven Tages.

Sonntag, 17.11.24: Muang Xay – Nong Khiaw

 

Ein Frühstücksbuffet im Kreis von 3-4 Reisegruppen hat durchaus Unterhaltungswert. Auf der einen Seite müssen wir einem Vertreter der ehemaligen Grande Nation klarmachen, dass ein bereits besetzter Esstisch halt besetzt ist und dass er meinen iPad am besten nicht irgendwohin verfrachtet. Andrerseits ist es lustig zuzuschauen, wie sich vor der Eierstation eine Traube von 10-15 Leuten bildet, während kein Knochen eine Nudelsuppe will. Man geht ja schliesslich nicht nach Laos, um dort dieses komisches Zeug zu essen. Es lebe der Croissant, selbst wenn er gummig ist.

Damit ist der Tag wunderbar lanciert und wir machen uns auf die Piste. Im Zentrum von Muang Xay decken wir uns mit Snacks, Schulmaterial und Bargeld ein, danach fahren wir durch die prächtige grüne Berglandschaft über einen kleinen Pass Richtung Osten. Wir sind auf der Nationalstrasse 13 unterwegs, der Hauptverbindungsachse von China bis in den Süden nach Kambodscha. Viele, v.a. chinesische Lastwagen kriechen schwer beladen den Berg hinauf, sodass die Reisegeschwindigkeit zuweilen etwas reduziert ist. Umso faszinierender ist der Blick auf die Berge und Hügel rund um uns. Gefühlt etwa alle 200m brauche ich einen Fotohalt, schliesslich sind wir ja nicht zum Vergnügen hier.

Kurz nach Mittag kommen wir nach Nong Khiaw. Der relativ kleine Ort hat eine malerische Lage inmitten der umliegenden Karstberge am Fluss Nam Ou. Unter Backpackern ist Nong Khiaw sehr populär, aber zwischen all den Rucksacktouristen treffen wir auch noch genügend Einheimische an. Nach einer kleinen Erfrischungspause schnappen wir uns ein Boot, das uns rund eine Stunde flussaufwärts zum früheren Bezirkshauptort Muang Ngoy bringt. Unterwegs halten wir bei einem Dorf am Ufer an. Es liegt ziemlich hoch über dem Fluss, denn gegenüber dem aktuellen Pegel kann das Wasser während der Regenzeit bis zu 4m höher ansteigen. Viel Betrieb herrscht gerade nicht, die Leute geniessen wie andernorts auch einen gemütlichen Sonntagnachmittag. Im verschlafenen Nest Muang Ngoy finden wir neben Guesthouses und Restaurants schon auch normale einheimische Häuser, einfach ist dies aber nicht. Das Highlight dieses Bootsausflugs ist insgesamt sicher die Fahrt durch die atemberaubende Flusslandschaft, die wir von A-Z geniessen. Im letzten Licht des Tages kommen wir zurück nach Nong Khiaw, wo wir auf der Terrasse unserer gemütlichen Unterkunft das Nachtessen mit Blick auf den ruhig dahinfliessenden Nam Ou geniessen.

Montag, 18.11.24: Nong Khiaw – Luang Prabang

 

Leichter Nebel liegt über dem Fluss Nam Ou, als wir mit dem Knattern der ersten Boote aufwachen. Dieser lichtet sich jedoch bald und wird durch strahlenden Sonnenschein abgelöst. Der Plan für den heutigen Tag ist wie folgt: Besuch der Man Da-Höhlen, anschliessend Wanderung zu einem Aussichtspunkt. Unser Guide schlägt vor, die Reihenfolge zu tauschen, was angesichts des zu erwartenden Temperaturverlaufs sinnvoll tönt. Die Ausführung ist dann wie folgt: Fahrt Richtung Höhle, 500m vor dem (vermeintlichen) Höhleneingang aussteigen und auf der Landstrasse den verbleibenden Rest zu Fuss zurückzulegen. Die Höhle erweist sich zwar als die falsche, per Auto kommen wir aber dann zur richtigen. Das dazugehörige Museum ist eine ansprechend gestaltete Sammlung von Helmen, Feldflaschen, Velos, Mörsergranaten usw., alles in einem zweistöckigen Gebäude, dessen Aussenmauern aus halbierten Fliegerbomben bestehen. Da nichts erklärt wird, ist das Ganze in jeder Sprache eine schlappe Übung. Die hinter einem kleinen Bach liegende Höhle hat den lokalen Familien während des «geheimen amerikanischen Kriegs» als Schutz vor den Fliegerbomben gedient. Dass sie auch eine Kommandozentrale der kommunistischen Untergrundbewegung Pathet Lao war, wird erst auf unsere spezifische Frage bestätigt. Alles in allem sind die aufgetischten Stories nicht wirklich nachvollziehbar. Der Krieg ist hier auch nicht etwa der Vietnamkrieg, der durch den Angriff des Vietcong und Nordvietnams auf den Süden ausgelöst wurde, sondern der amerikanische Krieg. Alles ist eine Frage der Perspektive!

Danach wäre das Programm aus der Optik unseres Guides bereits erledigt. Damit drängt sich nun aber halt ein kleines Zwischenqualifikations-Gespräch mit unserem Führer auf (auch Monolog genannt). Dieses fällt offenbar überzeugend aus, auch wenn er sich jetzt erst ein paar Mal erkundigen muss, wo denn dieser Mountain Trail eigentlich beginnt. Bald wird klar, dass er schlicht zu bequem war, mit uns die 500 Höhenmeter anzupacken. Aber er muss, auch wenn er sichtlich zu kämpfen hat. Der Weg ist genauso leicht zu finden wie steil und schweisstreibend. Trotz Führer-Handicap schaffen wir es nach einer guten Stunde auf den Aussichtspunkt. Oben eröffnet sich eine spektakuläre Sicht auf den Fluss Nam Ou, der ruhig und elegant durch die Karstberge dahinzieht.

Später stärken wir uns mit einem Snack in der besten Bäckerei im Ort und fahren dann einer malerischen Strecke entlang Richtung Luang Prabang. Schlaglöcher und Geschwindigkeitslimiten verlieren für unseren Fahrer deutlich an Bedeutung, denn schliesslich will er an diesem Abend noch zurück nach Muang Xai. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichen wir schliesslich Luang Prabang, wo wir den Abend in unserem tollen Hotel geniessen.

Dienstag, 19.11.24: Luang Prabang

 

 

Heute ist ein fauler Tag: wir schlafen aus, geniessen ein gemütliches Frühstück und machen dann einen kleinen Rundgang in Luang Prabang. Da wir vor einiger Zeit schon mal hier waren, gibt es kein spezielles Besichtigungsprogramm. Wir lassen einfach die Atmosphäre dieser faszinierenden kleinen Stadt auf uns wirken. Wir besuchen einige der unzähligen tollen Tempel und stöbern im einen oder anderen Laden, ohne die Reisekasse zu belasten. Nach einer Erholungspause am Hotelpool lassen wir zum Ausklang des Tages auf einer Sunset Cruise das Ufer von Luang Prabang an uns vorbeiziehen.

Mittwoch, 20.11.24: Kuang Si Wasserfälle

 

Über eine Schotterpiste fahren wir zu einem kleinen Dorf (Khamu) namens Ban Long Lao. Dort müssen wir Eintritt für den Wanderweg zahlen und bekommen einen lokalen Führer zugeteilt. Er führt uns durch sein Dorf, wo in einem der Häuser gerade die Vorbereitungen für eine zeremonielle Anrufung der Schutzgeister läuft. Ein älterer Dorfbewohner ist ziemlich krank und der beste Weg zu seiner Heilung geht über Schutzgeister und lokale Heilkräuter. Das Spital ist keine Option, weil dies viel zu teuer wäre. Als nächstes machen wir einen Schulbesuch bei den Kleinsten. Die Lehrerin freut sich über die Schulhefte und die Kinder sagen artig danke, wahrscheinlich aber eher für die dazugehörigen Guetzli. Die mutigsten strecken mir die Hände für ein High Five entgegen und sobald die anderen sehen, dass das funktioniert, will der Spass nicht mehr aufhören. Wir gehen weiter und kommen zum nächsten Dorf (gleichen Namens), welches durch Hmong bewohnt wird. Wir plaudern (mit Hilfe des Führers) mit einer jungen Frau, die ein Baby auf ihrem Rücken trägt. Sie ist gerade 20 Jahre alt geworden und bereits Mutter einer dreijährigen Tochter.

Vorbei an einer grösseren Gummibaumplantage geht es zunächst geradeaus, später ein wenig auf und ab. Der Weg führt durch eine traumhafte Landschaft. Wir sind praktisch alleine, was allerdings leider kein Omen für die Wasserfälle ist. Nach einem relativ steilen Abstieg erreichen wir nach etwa eineinhalb Stunden die unterirdische Quelle des kleinen Flusses. Lange Zeit hört man schon das Rauschen des Wasser irgendwo im grünen Dickicht. Über eine lange, steile Treppe steigen wir zum Fuss des Wasserfalls. Heerscharen von Touristen haben die andere Richtung gewählt. Die schweissgebadeten Gesichter einiger Chinesen verheissen nichts Gutes. Ob sie den Chrampf überlebt haben, ist bei Redaktionsschluss noch unklar.

Die Wasserfälle sind derart spektakulär, dass nicht einmal die Horden von Selfie-Knipsern die Idylle stören können. Es hat zwar wirklich abartig viele Touris, aber das ganze Gebiet ist so organisiert, dass dies nicht mal so dramatisch ist. Für weitere Beschreibungen lasse ich die Bilder sprechen.

Nach einem köstlichen Mittagessen im Restaurant Carpe Diem rütteln wir auf den bescheidenen Strassen mit unserem ebenso bescheidenen Minivan zurück nach Luang Prabang, wo wir für den Rest des Nachmittags in der Hotelanlage die Seele baumeln lassen.

Donnerstag, 21.11.24: Luang Prabang – Vang Vieng

 

Eigentlich wollten wir heute Morgen noch den Almosengang der Mönche sehen. Da die lokale Reiseagentur aber die frühzeitige Reservation der Zugtickets verschlafen hat, müssen wir so früh weg vom Hotel, dass wir die Mönchsidee ans Bein streichen. Schade, aber ohne Flexibilität geht’s halt nicht auf so einer Reise. Wir hängen fast eine Stunde auf dem Bahnhof herum und fahren dann mit Zug eine Stunde Richtung Süden. Der Zug ist einwandfrei, nicht zuletzt weil die Bahnlinie im chinesischen Stil einfach quer durch Landschaft und Berge gezogen wurde. Der Nachteil davon ist, dass man sich auf geschätzt 80% der Strecke in Tunnels befindet und deshalb von der Landschaft nichts mitbekommt. Für ein nächstes Mal würden wir wahrscheinlich die zusätzlichen 4 Stunden Strapazen einer Autofahrt in Kauf nehmen.

In Vang Vieng sind wir in einem schönen Resort nahe beim Fluss untergebracht. Wir motivieren unseren Guide, neben dem von ihm dringend empfohlenen Shopping (Kommission?!) auch noch eine Fahrt in einem Longtailboot zu organisieren. Das klappt auch, wobei das Einkaufen länger dauert und überproportional teurer ist als die Bootsfahrt auf dem mit allerlei Wasservehikeln dicht belegten Fluss.

Freitag, 23.11.24: Vang Vieng – Vientiane

 

Für eine gute Ballonfahrt stehen wir jederzeit gerne auf, die heutige war definitiv ein Volltreffer. Bei stockdunkler Nacht werden wir von einem Minibus im Hotel abgeholt und zum Startplatz gefahren. Dort ist alles perfekt organisiert. Für uns wird der «Baby»-Ballon (3000 m3) vorbereitet, während wir einen ersten Kaffee schlürfen. Das Ballonunternehmen wird von den Inhabern des französischen Ballonherstellers Chaize geführt, die heutigen Piloten sind alles Laoten. Es ist völlig ungewohnt, von der Seite zuzuschauen, wie der Ballon aufgestellt wird. Noch vor dem Sonnenaufgang heben wir ab und mit zunehmender Höhe zeigt sich eine unglaubliche Landschaft inmitten schroffer Karstberge, Reis- und Gemüsefeldern, kleinen Dörfern und einigen Flüsschen und Weihern. Unser Pilot Arliu nutzt die äusserst schwachen Winde routiniert aus und weiss von jedem Feld, ob der Besitzer die Landung erlaubt oder nicht. Weit kommen wir nicht, aber das spielt bei diesem unglaublichen Panorama auch überhaupt keine Rolle.  Nach einer guten Stunde ist es Zeit für die Rückkehr zur Erde, unsere Crew erwartet uns bereits. Und wieder: keine Arbeit beim Zusammenpacken. So locker geht es sonst nicht. Per Minibus geht es zurück zum Startplatz, wo es noch ein paar Snacks gibt. Arliu insistiert, dass ich ihm Verbesserungsvorschläge für seine Pilotenarbeit mache, aber ausser ein paar Kleinigkeiten bei der Fahrtvorbereitung gibt es wirklich nichts zu verbessern. Wir plaudern noch ein wenig mit dem französischen Firmengründer Dany Cleyet-Marrel, der ständig an etwas Neuem tüftelt. Ursprünglich wurde er bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern bei der Erforschung der Baumkronen in Französisch-Guyana.

Nach einem späten Frühstück im Hotel geht es weiter zum Bahnhof, von wo aus wir mit 160 km/h in einer Stunde Vientiane erreichen. Diesmal ist die Zugfahrt interessant. Hier im flachen Gelände gibt es fast keine Tunnels mehr, sodass wir freie Sicht auf die Landschaft haben. Grosse Reisfelder wechseln sich mit Obstplantagen und Viehweiden ab. Weit und breit keine Industrie, was zwar optisch toll ist, aber wohl einer der Gründe ist, warum Laos eines der ärmsten Länder der Welt ist. Vom Export von Strom und unverarbeiteten landwirtschaftlichen Produkten wird vermutlich niemand reich.

In Vientiane ist unsere Aufgabe, vom Nichtstun auszuruhen. Wir machen bewusst kein Sightseeing, denn die relativ wenigen Sehenswürdigkeiten in dieser ziemlich sterilen Stadt haben wir bei unserem ersten Besuch vor 18 Jahren bereits ausführlich angeschaut. Der Hotelpool ist super, der Nachtmarkt gleich um die Ecke und das Nachtessen schmeckt vorzüglich.

Samstag, 23.11.24: Vientiane – Champasak

 

Der Morgen ist richtig gemütlich, nach dem späten Frühstück haben wir sogar noch Zeit für etwas Dolce Far Niente am Pool. Die Fahrt zum Flughafen dauert nur eine Viertelstunde, dafür braucht es beim Einchecken etwas länger. Die Dame am Schalter sprüht einen Charme aus wie ein chinesischer Kühlschrank (laotische Kühlschränke gibt es nicht) und ist enorm flexibel und kundenorientiert. Ihre Waage zeigt ein paar Kilogramm Übergewicht an, worauf sie sich richtig wichtig vorkommt. Sie legt eine Stacheldrahtmine auf und fordert uns zur Strafzahlung von umgerechnet ca. 8 Franken auf. Das strapaziert zwar unser Reisebudget auf’s Äusserste, sie lässt aber keine Zweifel offen, dass sie am längeren Hebel sitze. Nachdem diese Hürde genommen ist, steht dem Flug nach Pakse nichts mehr im Weg.

Auf dem internationalen Provinzflugplätzchen werden wir von unserem neuen Führer abgeholt. Er ist genauso nett und kompetent wie unverständlich, aber bereits im Laufe des Nachmittags gewöhnen wir uns etwas an sein Englisch. Nach einem kleinen Snack fahren wir südwärts nach Champasak. Dort besuchen wir den eindrücklichen Wat Phou, die vermutlich erste bedeutende Tempelstadt der Khmer-Könige. Ursprünglich wurden erste Bauten im 5./6. Jahrhundert durch die aus Vietnam eingewanderten Cham erstellt, im 6./7. Jahrhundert erhielt die Anlage im Kmehr-Reich dann ihre heutige Gestalt.

Erste Besuchsstation ist das Museum, wo bei unserem Eintreffen um 15:00 gerade der Rollladen herunter gelassen wird. Weil heute nur 2 anstelle der üblichen 5 Aufpasser anwesend sind, macht man den Laden einfach 3 Stunden früher dicht. Unser Guide schleust uns deshalb durch den Hintereingang hinein, was für uns als eidgenössisch diplomierte Museumsfans natürlich ein Segen ist. Später überwinden wir die erste von 3 Tempel-Ebenen per Elektro-Shuttlebus und klettern danach über 7 x 11 Steinstufen auf die oberste Ebene. Die Details der rituellen Opferungen von je einem jungen Mann und einer jungen Frau erspare ich dem geneigten Leser. Es sei nur erwähnt, dass dabei ein ausgehungertes Krokodil eine massgebliche Rolle spielte. Die ursprünglich hinduistische Tempelanlage wurde per königlichem Befehl im 14. Jahrhundert in ein buddhistisches Heiligtum gewandelt, was die spezielle Mischung der beiden Religionen in den Ruinen erklärt.

Gegen Abend erreichen wir unser schönes Hotelresort am Mekong-Ufer, auch hier lässt es sich sehr gut sein.

Sonntag, 24.11.24: Wasserfälle und Kaffee

 

Zur Standardzeit 08:30 fahren wir Richtung Pakse, überqueren die vor rund 20 Jahren gebaute grosse Mekongbrücke und bewegen uns den sanften Anstieg zum Bolavenplateau hinauf. Die Strasse ist eine vierspurige Autobahn, besser als alles, was wir im Norden erlebt haben. Der Versuch, bei unserem Guide ein wenig Einfluss auf den Tagesablauf zu nehmen, wird schon im Ansatz erstickt: alles zu weit und zu lange. Er wird es ja wohl wissen. Schon nach einer Stunde zweigen wir in einen Feldweg ab und machen dann einen kurzen Rundgang durch eine Kaffeeplantage. Es wachsen hier (neben vielen riesigen Spinnen) im wesentlichen die Kaffeesorten Arabica und Robusta. Die Kaffeefrüchte sind praktisch alle noch grün und so sehen wir nirgends die Kaffeepflücker, die gemäss unserem Lokalexperten heute überall an der Arbeit sein sollten. In der Zwischenzeit sagt er jetzt, dass die Ernte erst in einem Monat beginnt. Ein paar Meter weiter spazieren wir zum Tad Champee hinunter, einem ersten kleineren Wasserfall in idyllisch grüner und ruhiger Umgebung.

Auf der anderen Seite der Strasse besuchen wir dann den Tad Fane, hier herrscht ziemlicher Betrieb von thailändischen Tagestouristen. Sie nutzen den Sonntag für die relativ kurze Anreise, um hier so richtig abzufeiern. Der Wasserfall ist der höchste in dieser Region, allerdings sieht man ihn von keinem Punkt aus in voller Höhe. Nochmals einige Minuten weiter liegt der Tad Yuang und auch hier sind wir nicht ganz alleine. Trotz vieler Leute ist dieser Wasserfall aus unserer Sicht der schönste. Danach gibt es in einer nahe gelegenen Kaffeeplantage ein “Coffee Tasting”, d.h. wir trinken dort einen Espresso. Tasting tönt aber schon besser. Gegen halb eins hat unser Tätschmeister Stalldrang, was wir allerdings schon etwas anders sehen (von wegen zu lang und zu weit!). So machen wir dann noch einen Besuch in einem kleinen Korbflechter-Dorf (einfach ohne Korbflechter) und fahren auf einen Aussichtspunkt oberhalb Pakse, bei dem ein neuer, riesiger Buddha über das Land wacht.

Insgesamt haben wir uns den Tagesausflug auf das Bolavenplateau etwas anders vorgestellt, u.a. haben wir das Plateau selber eigentlich gar nicht gesehen. Schliesslich sind wir aber selber schuld, dass wir nicht frühzeitig Einfluss genommen haben. Der Tag endet letztlich versöhnlich mit einer gemütlichen Bootsfahrt auf dem Mekong, infolge Wolkendeckel zwar fast ohne Sunset, dafür mit Weisswein.

Montag, 25.11.24: Champasak – Don Khon

 

Unser Vorschlag, die Fähre neben unserer Unterkunft zu nehmen und so die einstündige Fahrt über Pakse zu vermeiden, ist im zweiten Anlauf auch bei unserem Führer angekommen. Das eine der beiden Boote ist zwar kaputt, aber irgendwann kommt dann das zweite vom anderen Ufer. Eine Bauernfamilie mit ihrem Einachser Marke Sany Buffalo ist mit Sack und Pack inklusive zwei Hähnen auch noch auf der Fähre. Auf dem Weg Richtung Süden biegen wir bald zu einem Dorf namens Ban Nong Bung ab. Es ist das Holzschnitzer-Zentrum der Gegend, so ungefähr das laotische Brienz, einfach mit einem gewissen Schwerpunkt auf Elefanten und Buddhas anstatt Chüeli. Danach fahren wir zurück auf die Nationalstrasse 13, die auch der Asian Highway 11 ist. Kilometerlang säumen Maniok- und Reisfelder den Weg, zwischendurch auch verschiedene Gemüsegärten. Die Maniok- und letzten Reisernten bringen die Bauern zu Ablieferstellen, sofern sie die Erzeugnisse nicht für den Eigenbedarf brauchen. Eine grosse Schlange entgeht irgendwann mit knapper Not dem Tod, unser Fahrer schafft es gerade noch, sie nicht unter die Räder zu bekommen.

Am Mittag wechseln wir in Ban Nakasang vom Auto auf ein Boot und tuckern durch eine bezaubernde Flusslandschaft auf die kleine Insel Don Khon hinüber. Nach dem Zimmerbezug im direkt am Fluss gelegenen Hotel geht es per Tuk Tuk zu zwei der vielen Wasserfälle. Der Mekong hat sich in diesem Gebiet auf einer Breite von 14km verästelt und fliesst in unzähligen kleineren und grösseren Wasserfällen über eine felsige Geländestufe von einigen Dutzend Metern. Diese Wasserfälle waren für die Franzosen Ende des 19. Jahrhundert der Grund, warum ihre Strategie scheiterte, den Mekong-Fluss für den Handel und die Schifffahrt zu erschliessen. Mit bescheidenem Erfolg setzten sie dabei technologische Lösungen wie ein Schiffshebewerk und eine Eisenbahn ein, deren verrosteten Überreste heute noch zu sehen sind. Am Südzipfel der Insel konnte man früher (die Rücken der) Mekong-Delphine beobachten, leider sind diese Tiere heute aber äusserst selten geworden und vom Aussterben bedroht.

Schliesslich geniessen wir bei einem kühlen Lao-Bier auf unserem Balkon den Sonnenuntergang über dem Mekong-Nebenarm. Das Leben könnte schlimmer sein.

Dienstag, 26.11.24: Über die Grenze nach Kambodscha

 

Mit einem Langboot tuckern wir durch die Wasserwege der 4000 Inseln zurück zum Pier von Ban Nakasang. Unser Fahrer erwartet uns bereits und fährt mit uns südwärts Richtung Grenze. Nach einem (natürlich von den Chinesen hingestellten) Golfresort biegen wir zu den eigentlich grössten Wasserfällen am Mekong ab. Diese sind aber im Vergleich zu den beiden vom Vortag wesentlich weniger spektakulär, weil hier ein Grossteil des Mekong-Wassers für ein Flusskraftwerk abgezweigt wird. So sieht man dann halt in der Trockenzeit wesentlich mehr Fels als Wasser.

Bis zur kambodschanischen Grenze sind es jetzt nur noch etwa 15 Minuten. Wir passieren kurz und schmerzlos die laotische Ausreisekontrolle, verabschieden uns von unserer Crew und schieben dann unsere Koffer ca. 500m über rumpligen Asphalt auf die kambodschanische Seite. Dort braucht es zwar für die Einreise 4 Schalter, aber das ganze Prozedere dauert auch nicht ewig, da es nur ganz wenige andere Reisende hat. Unsere neuen Begleiter erwarten uns schon und schon sind wir wieder unterwegs. Auf einer Schotterpiste geht es nach Stung Treng südlich der Grenze. Die Stadt liegt an der Einmündung des  Tonle San in den Mekong, es ist eine ziemlich nüchterne Ansammlung von neueren Häusern. Hier würden wir eigentlich einen kleinen Lunch essen, das erweist sich dann aber als Fata Morgana. Während andernorts das Essen schon fast vor dem Absitzen auf dem Tisch stand, dauert es hier ewig. Unser Führer fährt – warum auch immer – mit dem Fahrer zu einer anderen Beiz und als sie wieder zurück kommen, sitzen wir immer noch an einem leeren Tisch. Da es gemäss Beizerin nochmals 15 Minuten dauern würde, brechen wir die Übung ab und machen uns wieder auf den Weg. Gegen den Hunger gibt es köstliche Bananen und so überleben wir einigermassen unbeschadet bis zum Abend.

Die Landschaft entlang der recht guten Strasse ist relativ eintönig. Zunächst kommen wir kilometerlang an Cashewnuss-Plantagen vorbei, später an Mangobäumen. Reis wir hier nicht so viel angebaut, denn insgesamt ist die Gegend ziemlich trocken. Für die Wasserversorgung sammeln die Bauern das Regenwasser, teilweise pumpen sie auch Grundwasser aus 5-20 Metern Tiefe herauf. Viel zu sehen gibt es nicht, wir kommen gut voran und so treffen wir gegen halb fünf in unserem Hotel in Sra Aem ein. Es ist zwar nicht so Boutique wie sein Name, aber gemessen an der Lage abseits der touristischen Heeresstrassen absolut o.k.

Mittwoch, 27.11.24: Preah Vihear und Koh Ker

 

Alles ist anders heute Morgen. Keine Nudelsuppe (dafür super Brot) und Abfahrt 1 Stunde früher als gemäss Standard. Nur etwa 30km nördlich müssen wir das Auto wechseln. Wir klettern auf die Rückbänke eines 4WD-Pickups, weil die Strasse derart wahnsinnig steil sei, dass normale Autos da nicht hinaufkommen würden. So wild ist dann doch nicht, dafür eine Abwechslung vom gewohnten Minivan und ausserdem etwas Business für den Fahrer. Überhängend wird es jedenfalls nirgends. Auf einer Bergkuppe ca. 500m über der Ebene steht ein riesiger Khmer-Tempelkomplex, der zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert erbaut wurde. In der neueren Zeit streiten sich Thailand und Kambodscha regelmässig darum, wem denn dieser Tempel nun gehöre. Dabei zögert man dann auch nicht, zu den Waffen zu greifen. Letztmals wurde vor rund 15 Jahren ernsthaft geschossen. Wir finden es schon noch eine clevere Idee, ein 1000 Jahre altes Unesco-Weltkulturerbe als militärischen Stützpunkt zu verwenden. Der Komplex ist faszinierend, auch wenn er erheblichen Restaurierungsbedarf hat. Dies wird noch viel Zeit und Geld in Anspruch nehmen. Heute Morgen sind konkret 3 Männer am Arbeiten und 15 beobachten das Ganze fachkundig. 2 Polizisten sammeln Kräuter für den Tee und etwas weiter oben schaut ein Chef, dass seine 2 Rasenmäh-Männer gut mähen. Zuoberst gibt es einen steilen Felsabsatz, der auch schon mal dazu diente, einen missliebigen General inklusive Familie in die Tiefe stürzen zu lassen.

Nach einer Fahrt von etwa 2 Stunden erreichen Koh Ker, eine einzigartige Tempelruine mitten im Wald. Erst vor einem Jahr wurde die Anlage als Weltkulturerbe gelistet, auch hier gibt es noch sehr viel Restaurationsbedarf. Toll ist vor allem die 7 Ebenen hohe Tempelpyramide. Eigentlich fehlt hier nur noch, dass Indiana Jones um die Ecke kommt. Er kommt aber nicht und so machen wir uns auf den Weg Richtung Siem Reap. Unterwegs kaufen wir die Tickets für die morgige Besichtigung zum horrenden Preis von 37 USD pro Person. Dafür kann man hier (wohlgemerkt in einem Touristenrestaurant!) mindestens 6 x essen. Im Grossraum von Siem Reap gibt es erstmals ernst zunehmenden Verkehr, aber wir erreichen unser super schönes Hotel trotzdem in vernünftiger Frist.

Donnerstag, 28.11.24: Angkor

 

Eines  vorweg: es gibt keine Fotos vom Sonnenaufgang bei Angkor Wat. Wir sind nicht motiviert, um 4 Uhr aufzustehen, um mit hunderten von Touristen um den Platz in der ersten Fotoreihe zu kämpfen und dann mehr als eine Stunde auf die Sonne zu warten. Im Nachhinein erweist sich das als eine gute Idee, denn am frühen Morgen ist der Himmel bedeckt und der Sonnenaufgang findet nicht statt. Wir machen unsere Tempeltour gegen die Standardrichtung und treffen so fast den ganzen Tag nur auf wenig Touristen.

Die erste Station ist der Ta Prohm. Die Tempelanlage ist hier aber eigentlich nur als Tomb Raider-Tempel bekannt, weil wesentliche Teile der Filme hier gedreht wurden. Es ist ein verwunschener, eher kleiner Tempel mitten im Urwaldgestrüpp, dessen Mauern z.T. von riesigen, uralten Bäumen durchwachsen sind. Bislang hat man ihn im Wesentlichen nicht restauriert, womöglich um den exotischen Charakter zu bewahren. Einen kurzen Hüpfer weiter steht der Ta Keo, ein Tempel auf fünf Ebenen. Die oberste muss man sich durch ein schweisstreibendes Treppengekraxel verdienen und wir sind deshalb froh, dass wir von den verhältnismässig kühlen Temperaturen profitieren können. Wie alle Heiligtümer aus der Khmer-Epoche war auch dieser Tempel hinduistisch, erst etwa im 14. Jahrhundert wurde der Hinduismus durch den Buddhismus abgelöst. Das ist der Grund, warum man immer wieder ein Nebeneinander von hinduistischen Gottheiten und Buddha-Statuen sieht.

Über eine lange Steinbrücke überqueren wir den grossen Wassergraben, der die alte Stadt Angkor Thom umfasst. Sie wurde um 1200 erbaut und war die letzte Hauptstadt des Khmer-Reiches. Rund eine Million Menschen lebte hier, mehr als damals in jeder europäischen Stadt. Die Macht der Khmer-Könige gründete insbesondere auf den ausgeklügelten Bewässerungssystemen, die 3 Reisernten pro Jahr erlaubten. Man fragt sich, warum heute nur noch eine Ernte möglich ist. Hauptanziehungspunkt in Angkor Thom ist der mächtige Bayon-Tempel. Dieser zeichnet sich durch viele Türme mit grossen, in die 4 Himmelsrichtungen blickenden Gesichter aus.

Für das Mittagessen werden wir zu einer Touristenbeiz gefahren, auch wenn wir eigentlich etwas simples, lokales gewollt hätten. Vermutlich ist es so, dass hier der Fahrer und Führer gratis essen können. Das Essen ist gut und so können wir mit dieser Befehlsverweigerung gut leben. Zum Abschluss besuchen wir den Angkor Wat, die grösste religiöse Kultstätte der Welt. Der ganze Komplex ist extrem gut restauriert und zeichnet sich durch die unzähligen Reliefs an Wänden und Säulen aus. Besonders beeindruckend ist die detailreiche Darstellung des Heldenepos Ramayana. Damit sind wir für heute langsam am Ende unserer Kräfte und wir fahren zu unserem Resort zurück, wo wir für das Ende des Nachmittags den Swimming Pool bevölkern.

Freitag, 29.11.24: Phnom Kulen und Banteay Srei

 

Wir verlassen Siem Reap in nördlicher Richtung und kommen nach rund 50km Fahrt zum Nationalpark Phnom Kulen. Auf einer rustikalen Strasse fahren wir den Hügel hinauf und kommen zu einem kleinen Bach, in dem sich 1000 Lingas befinden. Gezählt haben wir sie nicht, auch weil viele nur kleine Auswölbungen im Stein sind. Vermutlich ist das Wasser etwas zu kalt. Eine interessante Quelle fördert heiliges Wasser durch den sandigen Untergrund zu Tage, gleich nebenan stehen einige kleine Tempel, so genannte Spirit Houses. Wer damit immer noch nicht von allen Übeln geheilt ist, kann bei den vielen Marktständen eines der unzähligen Heilkräuter oder eine getrocknete Stachelschweinleber erstehen. Spätestens dann ist perfekte Genesung garantiert.

Wenig weiter steht die Pagode Preah Ang Thom, in der ein riesiger liegender Buddha verehrt wird. Obwohl das Wochenende noch einen Tag entfernt ist, herrscht reger Betrieb von lokalen Gläubigen. Ein Einheizer motiviert die Leute per Lautsprecher, fleissig zu spenden, was diese dann auch rege befolgen. Nochmals ein paar hundert Meter weiter steigen wir zu einem Wasserfall hinunter. Die steile Treppe ist für einige Besucher eine erhebliche Herausforderung, vor allem die indischen Touristen sind tüchtig am schnaufen und schwitzen. Im flachen Wasser unterhalb des Wasserfalls stehen mit Blumen dekorierte Bänke, auf denen man sich für 1000.- Riel fotografieren lassen kann. Einer der Fotografen bietet mir seine Kamera zum Tausch gegen meine an. Er versteht aber schon, dass ich mir das noch etwas überlegen möchte. Stand heute Abend bin ich noch nicht restlos überzeugt. Eigentlich wären wir dann bereit für die Weiterfahrt, aber wir müssen uns noch eine halbe Stunde gedulden. Es herrscht nämlich absolut strikter Einbahnverkehr, auch wenn auf der Strasse wohl auch 3 Autos nebeneinander Platz hätten. Um 12 Uhr lässt man uns dann fahren und wir realisieren, dass die Sache mit dem Einbahnverkehr durchaus locker interpretiert wird.

Nach einer halben Stunde kommen wir zum Tempel Banteay Srei, der der einzige Tempel in Angkor ist, der nicht durch einen der Könige sondern durch einen engen Berater erbaut wurde. Er ist deshalb kleiner als die anderen Tempel (wer baut schon einen grösseren Tempel als der Chef?), aber aufgrund seiner enorm detailreichen Verzierungen im rötlichen Sandstein absolut einzigartig. In dieser Beziehung ist er aus unserer Sicht der schönste aller besuchten Heiligtümer. Nun steht noch das obligate Mittagessen im Touristenbunker auf dem Programm. Wir überstehen auch dieses kulinarische Highlight und freuen uns für Fahrer und Führer, dass sie dadurch wieder gratis zu essen bekommen. Auf dem Heimweg bekommen wir auf einem Reisfeld neben der Strasse einen Grundkurs im Reisernten und schauen zum Abschluss auf dem Vorbeiweg noch den mittelmässigen Tempel Pre Rup an.

Samstag, 30.11.24: Prek Toal

 

Frühmorgens bringt uns der Fahrer zu einem kleinen Hafen am Kanal, der in das riesige Feuchtgebiet am Westende das Tonle Sap führt. Dort steigen wir vom Auto ins Boot um und erreichen nach fast einer Stunde ein schwimmendes Dorf, wo wir in ein kleineres Schiff wechseln. Immer weiter geht es hinein in ein traumhaftes Gewirr von Wasser und grünen Pflanzen. Wir befinden uns in dem Teil des Sees, der in den nächsten Wochen zunehmend austrocknen wird. Der Tonle Sap ist bei hohem Wasserstand der grösste See Südostasiens, er hat eine wesentliche Rolle in der natürlichen Regulierung des Mekong. Die Erfüllung dieser Aufgabe ist allerdings durch den fortschreitenden Bau von Staudämmen in Laos zunehmend gefährdet.

Todesmutig klettern wir auf einen schwankenden Beobachtungsturm mitten im See und bewundern von dort aus die Aussicht. In der Ferne sehen wir grosse Kolonien von brütenden Pelikanen und Störchen. Um diese noch etwas aus der Nähe zu beobachten klettern wir wieder in unser Boot hinunter und verschieben uns zu einem weiteren Turm (ähnlich wacklig). Gegen Mittag kommen wir zurück zum schwimmenden Dorf, wo wir bestens verpflegt werden und anschliessend noch einen Crash-Kurs im Flechten eines Untersatzes aus Stängeln von Wasserhyanzinthen erhalten. Dann geht’s zurück zum Bootshafen, wo ein richtig toller Ausflug zu Ende geht.

Sonntag, 1.12.24: Siem Reap – Battambang

 

Der Tag geht nicht in die Highlights unserer Reisen ein. Im Nachhinein sind wir froh, dass wir nicht derart früh abreisen, wie vom Führer vorgeschlagen. Auf dem Weg halten wir in einer nach dem Covid-Lockdown erst kürzlich wieder eröffneten Seiden-Werkstatt an. Auf dem Rundgang werden die einzelnen Schritte vom Pflanzen der Maulbeerbäume über die Zucht der Seidenraupen bis zum fertigen Seidengewebe sehr anschaulich dargestellt. Auch die Produkte sind toll und natürlich sind die Preise (eigentlich zu Recht) auf die Kaufkraft der Touristen ausgerichtet. Auf der Weiterfahrt entwickelt sich unser Führer zur totalen Nervensäge. So stark er in den Tempeln von Angkor war, so schwach ist er jetzt ausserhalb der Touristenhochburg. Er findet die im Programm vorgesehenen Ziele nicht oder nur in mehreren Anläufen, vor allem aber erzählt er einen Kohl nach dem anderen. So behauptet er unterem anderem, Buddha sei zwischen seiner Geburt als Prinz und dem Eingang ins Nirwana viermal wiedergeboren worden, unter anderem als Hahn.

In Battambang finden wir das Künstlerviertel nicht und die Besichtigung des Gouverneurs-Hauses ist eine ganz karge Übung. Offen ist nur die vordere Hälfte der Residenz und darin befindet sich eine schlappe Ausstellung von Musikinstrumenten und eine Fotogalerie aller kambodschanischen Ministerpräsidenten (beschriftet in der allgemein verständlichen kambodschanischen Sprache). Dafür ist dann zum Abschluss der Besuch in einem mehr als hundert Jahre alten traditionellen Haus sehr interessant, insbesondere auch das Gespräch mit einem der letzten Nachkommen des ursprünglichen Hausbesitzers über die Geschichte des Landes.

Montag, 2.12.24: Vom Bamboo Train zum Smiling Gecko

 

Auf der Fahrt zum Wat Banan passieren wir verschiedene grössere und kleinere Gruppen von Mönchen auf dem morgendlichen Almosengang. Jedesmal wenn sie Geld oder Speisen erhalten, singen sie einen Segen für den oder die Spender. Nur in vereinzelten Fällen bekommen sie Reis oder andere Esswaren, meistens gibt es Geld, da die Leute offenbar keine Zeit mehr zum Kochen haben. Wenn die Runde bei den Häusern des Dorfs beendet ist, gehen die Mönche zurück in ihr Kloster. Das Essen muss vor 12 Uhr beendet werden, anschliessend gibt es nichts mehr bis zum nächsten Frühstück. Der aus dem 11. Jahrhundert stammende Wat Banan ist der am besten erhaltene Tempel in der Provinz Battambang. Er wurde auf einem Hügel erbaut, den man über 352 steile Stufen erreicht. Selbst bei den noch einigermassen moderaten Morgentemperaturen ist das ein Chrampf. Der Einsatz wird oben durch eine schöne Aussicht auf die umliegenden Reisfelder belohnt.

Eine halbe Stunde weiter kommen wir zum Geleise der von den Franzosen erbauten Bahnlinie, die von Phnom Penh nach Bangkok führte. Heute gibt es noch einen Zug pro Tag bis an die Thailändische Grenze. Zwischendurch (d.h. fast immer) läuft nichts und die Geleise werden für den Bambus-Zug verwendet. Kleine Plattformen werden auf 2 Achsen gehoben, damit werden 2-4 Personen befördert. Während dieses Transportmittel früher für den Transport von Leuten und Gütern zwischen den Dörfern verwendet, dient es heute nur noch als Touristenattraktion. Diese ist eine echt unterhaltsame Abwechslung, gemütlich holpern wir Schienenstoss zu Schienenstoss und geniessen die Aussicht auf Reis- und Gemüsefelder.

Anschliessend müssen wir dann die gut 200km Richtung Südwesten unter die Räder nehmen. Mitte Nachmittag kommen wir in unserem neuen Resort an und geniessen den Rest des Tags mit Bädelen und einer Khmer-Massage.

Dienstag, 3.12.24 – Donnerstag, 5.12.24: Ausplämperlen mit Schikanen

 

Der Skorpion, der mich am Dienstag früh im Hotelzimmer in den Fuss gestochen hat, hat unser Programm etwas durcheinandergebracht (er selber hat den Tod gefunden). Eigentlich wollten wir die Schule und den landwirtschaftlichen Betrieb des interessanten Schweizer Hilfsprojekts Smiling Gecko besuchen. Aber jetzt stehe ich halt an der Rezeption mit einem Schmerz im grossen Zehen, der mich fast an die Decke treibt. Ich teile die Meinung der beiden netten Hotelmitarbeiter nicht, dass dies alles kein Problem sei und dass das Einreiben von etwas Tigerbalsam durchaus genüge. Schliesslich kommt man doch noch auf die Idee, dass man mich in die Krankenstation der Schule fahren könnte. Das wichtigste dabei ist, unsere Zimmernummer zu notieren. Eine Arztgehilfin schaut sich das Malheur dann an, selbstverständlich wird aber auch hier zuerst das Administrative geregelt. Ich erhalte eine Kortison-Salbe, Tabletten und eine Handvoll gute Wünsche. Insgesamt macht die Krankenstation einen hervorragenden Eindruck, sogar ein Zahnarzt-Behandlungszimmer ist vorhanden.

Den Rest des Tages faulenzen wir mit nur langsam abklingenden Schmerzen in der schönen Hotelanlage. Am Abend geniessen wir zum Abschied von Kambodscha ein hervorragendes Siebengang-Menü im Fine Dining Restaurant.

Wie üblich werden wir am Mittwoch Morgen um 5 Uhr viel zu früh abgeholt und bekommen so die Gelegenheit, den Flugplatz von Phnom Penh während 3.5 Stunden in vollen Zügen auszukosten. Nach einem zweistündigen Flug erreichen wir Singapur, wo wir zur Rückkehr in die nasskalte Schweiz Anlauf holen.