Wir verlassen Siem Reap in nördlicher Richtung und kommen nach rund 50km Fahrt zum Nationalpark Phnom Kulen. Auf einer rustikalen Strasse fahren wir den Hügel hinauf und kommen zu einem kleinen Bach, in dem sich 1000 Lingas befinden. Gezählt haben wir sie nicht, auch weil viele nur kleine Auswölbungen im Stein sind. Vermutlich ist das Wasser etwas zu kalt. Eine interessante Quelle fördert heiliges Wasser durch den sandigen Untergrund zu Tage, gleich nebenan stehen einige kleine Tempel, so genannte Spirit Houses. Wer damit immer noch nicht von allen Übeln geheilt ist, kann bei den vielen Marktständen eines der unzähligen Heilkräuter oder eine getrocknete Stachelschweinleber erstehen. Spätestens dann ist perfekte Genesung garantiert.
Wenig weiter steht die Pagode Preah Ang Thom, in der ein riesiger liegender Buddha verehrt wird. Obwohl das Wochenende noch einen Tag entfernt ist, herrscht reger Betrieb von lokalen Gläubigen. Ein Einheizer motiviert die Leute per Lautsprecher, fleissig zu spenden, was diese dann auch rege befolgen. Nochmals ein paar hundert Meter weiter steigen wir zu einem Wasserfall hinunter. Die steile Treppe ist für einige Besucher eine erhebliche Herausforderung, vor allem die indischen Touristen sind tüchtig am schnaufen und schwitzen. Im flachen Wasser unterhalb des Wasserfalls stehen mit Blumen dekorierte Bänke, auf denen man sich für 1000.- Riel fotografieren lassen kann. Einer der Fotografen bietet mir seine Kamera zum Tausch gegen meine an. Er versteht aber schon, dass ich mir das noch etwas überlegen möchte. Stand heute Abend bin ich noch nicht restlos überzeugt. Eigentlich wären wir dann bereit für die Weiterfahrt, aber wir müssen uns noch eine halbe Stunde gedulden. Es herrscht nämlich absolut strikter Einbahnverkehr, auch wenn auf der Strasse wohl auch 3 Autos nebeneinander Platz hätten. Um 12 Uhr lässt man uns dann fahren und wir realisieren, dass die Sache mit dem Einbahnverkehr durchaus locker interpretiert wird.
Nach einer halben Stunde kommen wir zum Tempel Banteay Srei, der der einzige Tempel in Angkor ist, der nicht durch einen der Könige sondern durch einen engen Berater erbaut wurde. Er ist deshalb kleiner als die anderen Tempel (wer baut schon einen grösseren Tempel als der Chef?), aber aufgrund seiner enorm detailreichen Verzierungen im rötlichen Sandstein absolut einzigartig. In dieser Beziehung ist er aus unserer Sicht der schönste aller besuchten Heiligtümer. Nun steht noch das obligate Mittagessen im Touristenbunker auf dem Programm. Wir überstehen auch dieses kulinarische Highlight und freuen uns für Fahrer und Führer, dass sie dadurch wieder gratis zu essen bekommen. Auf dem Heimweg bekommen wir auf einem Reisfeld neben der Strasse einen Grundkurs im Reisernten und schauen zum Abschluss auf dem Vorbeiweg noch den mittelmässigen Tempel Pre Rup an.