Donnerstag, 14.11.24: Von den Reis- zu den Teeterrassen

Nudelsuppe ist nicht gleich Nudelsuppe. Die Spezialität dieser Gegend ist Guoqiao Mixian, besser verständlich als «Über-die-Brücke-Nudelsuppe». Die Zutaten wie Fleisch- und Tofustreifen, Gemüse und Kräuter werden in verschiedenen kleinen Schalen serviert. Auf dem Tisch werden dann die Zutaten und die Nudeln aus lokalem rotem Reis in der heissen Suppe gekocht. Erfunden wurde dieses Gericht angeblich von der Ehefrau eines Gelehrten, der allein auf einer kleinen Insel lebte, um sich auf seine kaiserliche Prüfung vorzubereiten. Seine Frau versorgte ihn jeden Tag mit Essen. Um zu vermeiden, dass die Suppe kalt und die Nudeln matschig sind, brachte Sie einen Topf mit kochender Suppe und einen zweiten Topf mit Nudeln und anderen Zutaten über eine lange Brücke auf die Insel. Schliesslich hat der Gute die kaiserliche Prüfung bestanden und sorgte später offenbar dafür, dass das Gericht seiner Frau berühmt wurde.

So nehmen wir die Reise gut gestärkt in Angriff. Bei der Fahrt ins Tal des roten Flusses hinunter besuchen wir den Wochenmarkt in Niuzijaozhai. Die Leute aus der Umgebung decken sich hier mit allem nötigen ein, wobei sich die Männer allerdings eher auf das Essen und Trinken konzentrieren. Von drei fröhlichen Festbrüdern werden wir eingeladen, mitzufeiern. In Anbetracht der frühen Tageszeit verzichte ich auf den sowieso schon arg dezimierten Schnaps und versuche etwas Fleisch und Tofu. Die meisten Frauen haben sich in ihre traditionellen Kleider geworfen, sie kaufen und plaudern und kaufen und plaudern usw. So macht halt jeder, was er kann.

Die Fahrt führt uns auf einer Autobahn mit vielen Brücken und Tunnels durch ein hügeliges, meist dicht bewaldetes Gebiet zunächst dem Fluss entlang nach Westen nach Yuanjiang (nicht zu verwechseln mit Yuanyang ?!) Hier sollen besonders gute Mango wachsen, aber wie immer wird natürlich in einer anderen Jahreszeit geerntet. Durch eine spektakuläre Gebirgsgegend geht es von hier aus Richtung Südwesten. In Nakeli halten wir für einen Rundgang durch das traditionelle Dorf, das in alten Zeiten als Pferdewechselstation auf dem Transportweg vom Produktionsgebiet Pu’er in die verschiedenen Himmelsrichtungen diente. Ein wichtiges Absatzgebiet war Tibet, wo der Tee aus Yunnan für den (grässlichen) Buttertee verwendet wurde. Seit der Staatspräsident vor einem guten Jahr hier einen Besuch abgestattet hat, herrscht ein ziemlicher Touristenrummel. Heute hält sich dieser allerdings in Grenzen: der Strom ist ausgefallen und das ist wenig förderlich für das Geschäft.

Nach knapp 20km kommen wir schliesslich in Pu’er an, unserer letzten Übernachtungstation in China auf dieser Reise.

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