Per Auto-Rikscha (oder Three Wheeler oder CNG oder Easy Bike oder …) zwängen wir uns durch die Strassen von Cox’s Bazar Richtung Norden. Am Fischerhafen werden die Netze geschickt und in rasantem Tempo geflickt, nebenan wird laut und eifrig um die fangfrischen Fische gefeilscht. Ein grosser Holzboot reiht sich ans andere. Wenn die alle draussen auf dem Meer sind, dann ist das Fisch-Sein wohl nicht mehr lustig. Wir feilschen um den Fahrtpreis für ein Schnellboot, das auf die Insel Moheskhali übersetzen soll. Viele der Verkaufsstände am Bootspier bieten Meethi Paan an, eine Mischung einer Vielzahl von süssen bis ultrasüssen Dingen, die in ein Betelblatt eingewickelt werden. Das Zeug ist viel zu süss, aber wenn man es nicht ausprobiert, kann man es auch nicht beurteilen. Wir organisieren wieder eine Auto-Rikscha und fahren zuerst zum Hindu-Schrein Adhinath, wo Shiva als Lord Adhinath verwehrt. Hier findet jährlich ein grosses dreizehntägiges Fest statt, das tausende von Hindus anzieht. Jetzt ist es eher ruhig, dafür hält der Priester für uns eine kleine Zeremonie ab, wofür er natürlich einen kleinen Obolus erhält. Wir machen einen kleinen Abstecher auf den “Aussichtspunkt” des Tempelhügels, wo es ausser einer eher verlassenen buddhistischen Stupa nicht viel, vor alle keine Aussicht zu sehen gibt. Dann fahren wir noch bei einem weiteren buddhistischen Tempel vorbei, wo wir wie immer von ein paar Dutzend Einheimischen umringt werden. Mittlerweile könnten wir unsere Reise locker finanzieren, wenn wir für all die Selfies der letzten zwei Wochen etwas verlangt hätten. Zurück geht es wieder per Speedboat und nach dem Mittagessen machen wir ein paar Stunden Siesta im Hotel mit Sonnenuntergangs-Aussicht.
Was hier in Cox’s Bazar auffällt, ist die Präsenz von jeder Hilfsorganisation, die einem in den Sinn kommt (und noch etwa hundert weiterer). Im Süden der Stadt leben fast eine Million aus Myanmar geflüchtete Rohingyas in riesigen Flüchtlingslagern. Der grösste Teil von ihnen kam 2017 nach den Gewaltausbrüchen im burmesischen Staat Rakhine hierhier. Ihr Schicksal ist tragisch: nach Myanmar können sie nicht zurück, weil sie dort als Muslime verfolgt werden und man ihnen nicht einmal die Staatsbürgerschaft zuerkennt, obwohl sie dort seit Generationen gelebt haben. Das Leben in den Flüchtlingslagern ist auf Dauer auch keine Option. Verlassen dürfen sie diese Lager nämlich nicht und haben somit keine Chance, irgendeiner Arbeit nachzugehen. Angesichts dieser Tragik mutet es schon ein wenig eigenartig an, dass die internationalen Helfer mit den besten und grössten Autos unterwegs sind, jeder natürlich mit eigenem Fahrer. Das UNHCR-Hauptquartier ist ein riesiger Komplex an bester Lage in Cox’s Bazar. Die Frage sei gestattet, ob es hier vor allem Hilfe oder vor allem Bürokratie braucht. Vermutlich ist nur schon die Koordination der vielen verschiedenen Hilfswerke ein Ding der Unmöglichkeit. Wie die Barbesuche und gemütlichen Nachtessen in einem der besten Hotels am Platz finanziert werden, wäre eine andere Frage.