Am Morgen fällt in Abänderung des gedruckten Programms leichter Regen. Den vorsorglich eingepackten Regenschirm brauchen wir dann im Laufe des Tages trotzdem nicht, denn schon bald verziehen sich die Wolken ein wenig und die Sonne macht einige erste Durchbruchsversuche. Nach der obligaten Nudelsuppe geht es zum Bahnhof einer kleinen Schmalspurbahn. Die Franzosen bauten ursprünglich eine Eisenbahnverbindung von Hanoi nach Kunming mit der Idee, Yunnan in ihre Indochina-Kolonie zu integrieren (was wegen der Standhaftigkeit der lokalen Herrscher letztlich nicht funktionierte). Um vom Bergbau zu profitieren, wurde diese Bahnlinie mit einer Spurweite von 600mm bis in die Gegend von Jiangshui verlängert. Die Bahn ging dann vergessen und wurde erst in den letzten Jahren wieder reaktiviert, um auf einer kurzen Strecke Touristen zu befördern. Die Personenwagen sind zwar neu, rattern aber wie in alten Zeiten. Die Spurweite wurde auf 1000mm angepasst, vermutlich wegen der Verfügbarkeit von Rollmaterial.
Wir rumpeln im komplett vollen Zug in einem Halbkreis um Jiangshui, machen einen Fotohalt bei einer grossen, zweihundert Jahre alten Brücke und stoppen dann ein weiteres Mal an einem alten Bahnhof. Für den Rest der Strecke lassen wir den Zug ohne uns weiterfahren und geniessen die neu gewonnene Ruhe im malerischen Bahnhof. Danach bummeln wir durch das nahe gelegene Dorf Tuanshan. Verwinkelte Gassen führen zu alten, weiterhin bewohnten Familienhäusern und zu reizvollen Tempeln. Die hier lebenden Leute machen einen zufriedenen und offenen Eindruck, vermutlich ist hier das Leben aber zur touristischen Hauptreisezeit kein wirkliches Zuckerschlecken.
Zunächst auf der Autobahn, später auf der Landstrasse überqueren wir das Gebirge Richtung Süden. Auf halbem Weg tanken wir in Gejiu, einer Kleinstadt auf etwa 1’700 m.ü.M., die früher ein Bergbauzentrum war. Seitdem der Abbau von Zinn und Kupfer hier aber unbedeutend wurde, kommen mehr und mehr Nordchinesen wegen des ganzjährig angenehmen Klimas in dieses gebirgige Gebiet. Nach einem längeren Tunnel führt die Strasse stetig hinunter bis auf ca. 200 m.ü.M. Hoch über uns geht die Autobahn über gewaltige Brücken und neben uns fliesst der rote Fluss, der seinen von der mitgeführten erzhaltigen Erde stammenden Farbe absolut verdient hat. Nach Yuanyang steigt unsere Strasse wieder an und nach vielen Kurven kommen wir schliesslich auf ca. 1’800 m.ü.M. in einem Minikaff namens Quanfuzhuang an. Etwas ausserhalb gibt es einige Aussichtsplattformen auf die teilweise bereits gefluteten Reisfelder. Das Licht ist heute Nachmittag recht grell und so sind die ersten Fotos hoffentlich nur ein Vorgeschmack auf eine Steigerung bei den morgigen Erkundungen.
2 thoughts on “Dienstag, 12.11.24: Jiangshui – Xinjie”
Sensationelle Bilder von den Reisfeldern – das letzte habe ich für mich kopiert, sieht fast aus wie ein Linolschnitt, den ich mal in der gemacht habe. Just great all your pics!!
Vielen Dank für die Blumen. Ich hoffe aber, dass das Licht morgen noch etwas besser wird