Um 06:00 Uhr ist unerbittlich Tagwache. Fertig packen, frühstücken, auschecken, einsteigen: schon sind wir unterwegs nach Mae Sai, wo wir nochmals den Grenzübertritt nach Myanmar erledigen. Heute ist es etwas formeller als vorgestern, unerbittlich wird unser Visum abgestempelt. Wir treffen auf der Brücke im Niemandsland zwischen Thailand und Myanmar unseren Führer Turis und kurz danach verladen wir unser Gepäck in das ziemlich kleine Auto. Da wir schon alles einigermassen Sehenswerte in Tachileik gesehen haben, machen wir nur nochmals einen kurzen Rundgang durch den Markt, der (siehe Donnerstag) hauptsächlich auf thailändische Touristen ausgerichtet ist. Gemäss unserem Führer stammen viele der angepriesenen Artikel aus Thailand, werden hier aber zu besseren Preisen als südlich der Grenze angeboten. Das tönt zwar eher eigenartig, aber er wird es wohl wissen.
Auf dem Asian Highway Nr. 2 geht es dann los auf die rund dreistündige Fahrt nach Keng Tung. Insgesamt dreimal passieren wir im Laufe der Fahrt eine Mautstation, die je Durchfahrtsgate mit 2 Personen besetzt ist. Und so funktioniert es: nach der Durchfahrt des vorderen Fahrzeugs schliesst der «Gate-Engineer» den Schlagbaum (von Hand), kommt 5m zum Auto zurück, nimmt das Geld in Empfang und gibt dieses durch das Fenster ins Innere des Kassenhäuschens. Von dort erhält er das Wechselgeld, übergibt es dem Fahrer und bummelt wieder 5m nach vorn, um den Schlagbaum zu öffnen (usw.). Wenn man bedenkt, dass wir uns auf einer der Hauptdurchgangsachsen zwischen China und Thailand befinden, ist unsere Fahrt sehr kurvig und sehr holprig. Zwischendurch werden die Schlaglöcher durch eine Gruppe Strassenarbeiter von Hand aufgefüllt, das «Festwalzen» erledigen dann die passierenden Autos schon. In den Dörfern kreuzen Hunde die Strasse in allen Richtungen, grau-braun glänzende Schweine beleben den Strassenrand und nur ganz knapp vermeidet unser Fahrer die Verwandlung eines Huhns in Poulet-Geschnetzeltes. Reisfelder gibt es in allen Formen und Zuständen: eben und terrassiert, in allen Grün- und Gelbvarianten, kurz vor oder bereits nach der Ernte. Heerscharen von Bauern sind mit der Reisernte beschäftig und auf den bereits abgemähten Feldern tun sich die Wasserbüffel an den vergessenen Gräsern gütlich.
Mehr als hundert Kilometer fahren wir entgegen dem Lauf eines Flusses, der uns zuerst breit und gemächlich entgegenkommt und sich dann im Laufe der Strecke zu einem immer muntereren und reissenderen Bach verwandelt. Auf halber Strecke machen wir bei ein paar Essbuden eine Pause für Mensch (Blase) und Auto (Kühler), quasi an einer burmesischen Autobahnraststätte. Auf etwas 1200 m.ü.M. überqueren wir einen Pass, auf dessen Hinterseite es dann steil und bremsbelastend wieder hinuntergeht. Kurz nach Mittag kommen wir schliesslich in Keng Tung an und sind froh, dass unsere Hinterteile der Enge unseres Toyotas entfliehen können. Das Princess Hotel ist ganz o.k., jedenfalls hat es Strom und fliessendes Wasser und – sofern dieser Bericht heute publiziert werden kann – sogar Internet.
Nach dem Mittagessen im Restaurant unter dem Banyan-Tree (4 Personen für 8 CHF) erkunden wir auf eigene Faust die kleine Stadt mit etwa 20´000 Einwohnern, die vor noch nicht allzu langer Zeit eines der wichtigsten Zentren des Opium-Handels im Goldenen Dreieck war. Wir passieren diverse Tempel, ein etwas heruntergekommenes Fussballstadion, die Strasse der Coiffeure (alle ausgebucht) und sind dabei immer konfrontiert mit knatternden Motorrädern und Autos. Noch vollgefüttert von Mittagessen widerstehen wir den Versuchungen der unzähligen Essstände, für das in 1l-Flaschen abgefüllte Benzin haben wir im Moment ebenfalls keine Verwendung. Und überall haben wir den Eindruck, dass wir als praktisch einzige Touristen eine wesentliche Attraktion in dieser burmesischen Kleinstadt sind.
Beim Einnachten besprechen wir das Programm der nächsten Tage mit Turis, drehen danach eine Runde bei einem eher lauen Tempelfestival, bevor wir uns in einem nahe gelegenen chinesischen Restaurant die Bäuche vollschlagen. Auf dem Heimweg wird uns wieder bewusst, dass hier das Leben durch den Sonnengang bestimmt ist: Abends um 20:00 Uhr gibt es in der meisten Strassen weder Licht noch Action. Und so kommen wir nach einem ziemlich anstrengenden Tag zu recht früher Stunde ins Bett.