8.1.2020: Zurück nach Shillong

Der Blick von einer nahen Aussichtsplattform an den steilen, bewaldeten Abhang am Ende der Hochebene bis hinaus in die auch heute unter einer Nebeldecke liegenden Ebene von Bangladesh ist absolut spektakulär. Auch die Aussicht auf einen der wenigen Wasserfälle, die aktuell Wasser führen, ist eindrücklich. Über mehr als 150m fällt das Wasser nach unten und wird dort in einem türkisblauen kleinen See aufgefangen.

Auf dem Weg nach Norden stoppen wir in Cherrapunji auf dem kleinen Markt, wo sich die lokale Bevölkerung für den täglichen Bedarf eindeckt. Dies ist mehr oder weniger das heutige Markt-Notprogramm, denn heute findet ein landesweiter Generalstreik gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung statt. Unser Guide hat Bedenken, ob der grosse Markt in Shillong überhaupt geöffnet ist. Völlig unrecht hat er mit dieser Befürchtung nicht, denn ganz Guwahati hat eine 24-stündige Ausgangssperre. Unser Timing stimmt also, denn heute wären wir definitiv nicht auf unser Schiff gekommen.

Unterwegs müssen wir noch eine weitere Pause einlegen, unser Auto hat nämlich einen platten Reifen und das Ersatzrad muss möglich rasch repariert werden. In einer Teestube am Rand der Strasse genehmigen wir uns eine kleine Stärkung und dann geht es schon bald wieder weiter.

In Shillong, einer ehemaligen Britischen Hillstation, steigen wir inmitten des Verkehrschaos an einem Kreisel aus. Der Markt ist lebendig wie jeden Tag, also nichts mit Auswirkungen des Generalstreiks. Wir stürzen uns in das Getümmel und nehmen den Lärm, die Farben, das Spiel des Lichts und die tausend Düfte in vollen Zügen auf. Natürlich erstehen wir auch noch das Eine oder Andere, schliesslich muss das Geld in den Umlauf.

Das letzte Highlight von heute ist die Tageslotterie. Zuerst platzieren wir natürlich eine kleine Wette, damit sind wir sozusagen mittendrin und nicht nur dabei. Das Wett-Ticket ist ein abgerissener Streifen Papier, auf dem unsere Nummern von Hand notiert werden. Etwa 30 Bogenschützen sitzen in einem Halbrund vor einem Zielkörper aus Stroh und schiessen viele Hundert Pfeile auf dieses Ziel. Am Ende wird die Anzahl Treffer ausgewertet, heute sind es 602. Die letzten zwei Ziffern sind das Resultat der heutigen Lotterie, also 02. Wir haben auf 01 gewettet, aber knapp daneben ist auch vorbei. Unmittelbar nach der Auszählung wird wie wild telefoniert und in allen Dörfern von Meghalaya sind die Wettschalter sofort über das Resultat im Bild.

Langsam geht die Sonne unter und sofort wird es nach den angenehmen Tagestemperaturen wieder merklich kühler. Zeit, in unser Hotel zu fahren, einem tollen alten Gebäudekomplex, das dem König von Tripura gehört. Er ist allerdings nicht da, hierher kommt er nur für die Sommerferien. Wir sind bestens aufgehoben und geniessen – nachdem wir den Heizlüfter in Gang gebracht haben – den Rest des Tages mit Nichtstun und dem Aussortieren der Fotos.

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