6.11.2017: Cusco – Puno

Wir fahren derart früh in Cusco los, dass es noch gar keinen richtigen Verkehr gibt. 390km liegen vor uns, ein richtiges Tagewerk.

Auf unserem Weg Richtung Südwesten kommen wir an diversen Spezialitäten-Dörfern vorbei, so z.B. in Oropesa, wo seit Jahrhunderten das meiste Brot für den Grossraum Cusco gebacken wird. Wir machen den ersten Stop in Andahuaylillas, einem kleinen Dorf mit einem gemütlichen Hauptplatz und einer spektakulären Kirche. Von aussen ist sie äusserst schlicht, innen wird man von der goldenen Pracht fast erschlagen. Ein wichtiger Raum ist der Seitenbereich mit dem Taufstein, wo die Ureinwohner nach der Eroberung durch die Spanier zwangsweise zum Christentum bekehrt wurden (nachdem sie die dafür verlangten Abgaben geleistet hatten!). Vor der Kirche wimmelt es in den Bäumen rund um den Platz von Papageien, die sich die Bäuche mit Beeren vollschlagen und dabei einen Heidenkrach veranstalten. Eine gute Stunde später besichtigen wir dann die Ruinenanlage von Raqchi, einem weiteren Ort auf unserer Tour, über dessen ursprüngliche Funktion mehr oder weniger nur Spekulationen bestehen.

Nach dem frühen Mittagessen geht es weiter, stetig und nicht wirklich merklich bergauf Richtung Passhöhe, mehr oder weniger ständig begleitet vom Bahngeleise der Strecke Cusco – Puno. Wir passieren viele kleine Bauerndörfer und kommen in Marangani an einer ehemaligen Weberei vorbei, die nach der peruanischen Landreform schliessen musste. Die ursprüngliche Fabrikantenvilla hinterlässt einen traurigen Eindruck und die kleine Kirche nebenan steht nur noch zur Hälfte. Etwas weiter oben kündigt sich der Zug des Tages an: ca. 5´ vor ihm befährt ein kleines Schienenfahrzeug die Bahnstrecke, um die ungestörte Durchfahrt sicherzustellen. Man stelle sich das mal auf der Strecke Zürich-Bern vor! Und dann haben wir das Piece de Résistance des heutigen Tags erreicht: den Pass Abra La Raya. Oben zeugen innerhalb von 50m zwei Tafeln von seiner Höhe: die erste nennt 4470m.ü.M., die zweite 4335m. Man hat also die Qual der Wahl.

Über die Hochebene dies Altiplano geht die Reise weiter, nur unterbrochen von einem wenig erwähnenswerten Halt bei einer weiteren Ruinenanlage, die im Gegensatz zu früheren Baudenkmälern aus der Zeit Christi stammt. Das Beste an diesem Stop in Pukara ist der Espresso aus der Jura-Maschine im Dorfladen. Kurz nach 16:00 Uhr kommen wir in die Peripherie von Juliaca, einer ausgesprochen hässlichen Stadt von rund einer Viertelmillion Einwohnern. In deren Umgebung wird offensichtlich in vielen Labors Kokain hergestellt. Deshalb leuchtet ein, dass hier die Drogenmafia mehr zu sagen hat als die offizielle Regierung, was wiederum der Grund ist, weshalb von der seit 20 Jahren im Bau befindlichen Umfahrungsstrasse seit 15 Jahren nur die Pfeiler stehen. Eine knappe Stunde später kommen wir dann buchstäblich etwas gerädert in unserem heutigen Ziel Puno am Titicacasee an.

One thought on “6.11.2017: Cusco – Puno

  1. Liebe Yvonne, lieber Walti
    Wir freuen uns jeden Morgen auf eure stimmungsvollen Berichte und die wunderschönen Fotos! Herzlichen Dank, dass ihr uns an eurer Reise teilnehmen lässt. Da steigt auch bei uns wieder das Reisefieber … Wir wünschen euch weiterhin viele unvergessliche Natureindrücke und interessante Begegnungen in einer fremden Kultur.
    Liebe Grüsse aus dem nasskalten Bern, Yvonne und Lolo

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