Eine kurze Autofahrt bringt uns am Nordufer der Stadt zum Boots-Jetty, wo unser Schiffsführer bereits wartet, sodass wir null-komma-sofort ablegen können.
Auf dem Thanlwin-Fluss kommen wir nach etwa Dreiviertelstunden am Rand einer grossen Insel zu einem 1000-Seelen Fischerdorf, in dem unser Captain wohnt. Er führt uns stolz herum und überall werden wir herzlich begrüsst. Alle Kinder werden aus den Häusern geholt, solche Fremdlinge sieht man hier schliesslich nicht alle Tage. Es scheint den Leuten gut zu gehen, die Häuser sind grosszügig gebaut, haben Treppenaufgänge mit gedrechselten Geländern und die meisten verfügen über eine Veranda. Jeden Abend von 18:00 bis 21:00 gibt es Strom für 10’000 Kyat pro Monat. Dieser wird vom einzigen Generatoren im Dorf produziert und kommt über wirr herumhängende Leitungen in die Häuser. In der Schule sind 7 Lehrerinnen am Werk, insgesamt unterrichten sie knapp 80 Schüler. Bei unserem Kurzbesuch bleiben nur die Jüngsten konzentriert an der Arbeit, für die Grösseren sind wir viel zu interessant. Nebenan dürfen wir ein Wohnhaus besuchen, das in der oberen Etage einen Wohn-/Essraum, zwei Schlafzimmer (eins für die Eltern und eins für die Tochter, die Knaben schlafen in der Stube), eine Dusche für die Frauen (die Männer haben sich draussen zu waschen) und eine offene Küche mit eigenem Balkon hat.
Nach diesem ausgiebigen Rundgang verabschieden wir uns wieder und tuckern weiter nach Norden. Der nächste Halt ist in Kor Nat, wo wir von einem Seitenwagen-Töfftaxi zu einem enorm schönen Kloster gefahren werden. Dieses wurde Ende des 19. Jahrhunderts von einem reichen Burmesen gestiftet, der sich im Teakholz-Geschäft ein goldenes Händchen verdient hat, nicht zuletzt wegen seiner “guten Beziehungen” zu den Engländern. Da sich unser Führer mittlerweile daran gewöhnt hat, dass unsere Mägen lokales Essen durchaus ertragen, gibt es auf der Weiterfahrt fried noodles, die unser Bootsführer in der Zwischenzeit irgendwo erstanden hat.
Wir bewegen uns mit etwa 10 km/h flussaufwärts, die Landschaft zieht ruhig an uns vorbei. Immer wieder passieren wir Schiffe, die Sand aus dem Flussboden baggern, offensichtlich für die Betonproduktion. In der Nähe unseres Etappenziels Hpa-An tauchen links und rechts schöne Karstberge auf, die bis zu 700m aus der Ebene herausragen. Bei unserer Ankunft werden wir bereits vom Fahrer erwartet, sodass es gleich weiter Richtung Südosten geht. Dort finden wir unseren Asian Highway Nr. 1 wieder, der hier in ausgesprochen gutem Zustand ist (finanziert wie noch so vieles durch die Japaner). Im Dorf Ein Du besichtigen wir kurz eine Weberei (ähnlich wie sonst, aber einfach mit den Kayin-Farben rot, blau und weiss). Ganz in der Nähe des Dorfs geht es dann in eine riesige Höhle hinein, in der der Legende nach Buddha in einem früheren Leben als weisser Elefant gelebt haben soll. Heute wohnen hier vorallem hunderttausende von Fledermäusen, die nun gegen Ende des Nachmittags langsam erwachen und einen Heidenlärm verursachen. Am anderen Ende der Höhle geht es entlang von Reisfeldern wieder zurück zu unserem Auto. Auf der Fahrt ins Hotel werden wir wie bereits auf dem Hinweg mehrere Male aufgehalten und müssen so genannte Strassengebühren bezahlen. Dies ist seit dem Waffenstillstand des burmesischen Staates und der etwa 5000 Mann umfassenden Kayin-Armee ein gängiges Modell, wie man sich hier finanziert. Irgenwie kommt einem das Spiel wie eine moderne Form der Wegelagerei vor.