3.-5.1.2020: Von Zürich nach Shillong

Nach einem ruhigen Flug von rund 7 Stunden landen wir kurz nach Mitternacht im dunstigen Delhi. In Rekordzeit absolvieren den Parcours von Immigration, Gepäckband und Zoll und sind bereits eine Stunde nach der Landung in unserem Hotel. Nach einer kurzen Nacht geht es am nächsten Morgen wieder weiter: in gut 2 Stunden fliegen wir von Delhi nach Guwahati, wo wir kurz nach Mittag ankommen.

Ein paar Kilometer östlich des Flughafens kurven wir auf einen kleinen Hügel hinauf, um den Kamakhya-Tempel zu besuchen. Hier verehren die Anhänger des Shakti-Tantrismus die Göttin Kamakhya, eine blutrünstige Inkarnation der Göttin Durga. Noch bis 1832 wurden ihr Menschenopfer gebracht: Gläubige stellten sich freiwillig zur Verfügung und wurden nach ihrem Opfertod als Heilige verehrt. Heute beschränken sich die Opfer auf das Schlachten von Tieren, insbesondere von Ziegen. Aber selbst dies ist noch ein gewöhnungsbedürftiges Spektakel. Im Tempelareal werden die weissen Ziegen von der Opferung verschont, dafür werden sie mit der hier omnipräsenten roten Farbe „geschmückt“. Auch einzelnen Tauben wiederfährt diese Ehre, was schon ziemlich lustig aussieht. Das innerste Heiligtum des Tempels ist den Hindus vorbehalten, diese stehen für dessen Besuch zu bestimmten Öffnungszeiten stundenlang an.

Durch die engen Strassen von Guwahati fahren wir im dichten Verkehr langsam Richtung Südosten. So richtig mühsam wird es allerdings erst kurz nach Dispur, der eigentlich Hauptstadt von Assam am Rand von Guwahati. Dort findet eine Demonstration zur Unterstützung des höchst umstrittenen neuen Einwanderungsgesetzes statt, dass allen Flüchtlingen aus den umliegenden Staaten die erleichterte Einbürgerung gestattet, sofern sie nicht Muslime sind. Noch kurz vor unserer Ankunft fanden gewalttätige Proteste mit mehreren Toten statt, in der Zwischenzeit hat sich die Lage aber sichtlich beruhigt. Die Teilnehmer an der heutigen Demonstration sind offenbar mehrheitlich „gekauft“, sie erhalten neben Transport und Verpflegung noch ca. 250-300 Rupien (4-5 Franken) für die Teilnahme. Für uns bedeutet die Veranstaltung Schrittempo während einer Dreiviertelstunde.

Dann bewegt sich der Verkehr wieder besser und wir fahren auf einer guten, aber kurvigen Strasse durch eine hügelige Landschaft mit üppigem Grün. Vor allem Betel-Palmen, Ananas-Sträucher und Bambus prägen das Bild. An einem Strassenstand erhandeln wir uns einen Bund Bananen und ein paar Mandarinen zur Stärkung für die Weiterfahrt. Nach einem kurzen Bio-/Teestop kommen wir um 17:30 kurz nach der schnell eintretenden Dunkelheit zu unserem schönen Hotel etwas oberhalb eines Stausees im Süden von Shillong. Das Zimmer ist riesig und kühl, dafür geniessen wir nach dem hervorragenden Nachtessen ein wärmendes Chemineefeuer und später die Bettflasche unter der Bettdecke.

Nach fast 12 Stunden (!) Schlaf gibt es auf dem letzten Drücker das Frühstück, den Rest des Tags verbringen wir mit Faulenzen und einem kleinen Spaziergang durch den Kiefernwald (wir sind auf ca. 1000m.ü.M) zum nahe liegenden See.

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