29.1.2020: Mawlamyine

Seit 2017 die neue Brücke eröffnet wurde, die mithilfe von japanischen Geldern gebaut wurde, findet der Fährverkehr für Personen nicht mehr statt. Unser Führer meint, es würden nur noch Güter per Schiff transportiert, ob das sinnvoll resp. plausibel ist, ist eine andere Frage. So sind wir per Auto ganz schnell auf der Bilu-Insel und fassen dort unsere Velos. Shimano war früher, heute steht man auf Shimeno. Das ist – weil chinesische Imitation – mal sicher billiger. Dafür funktionieren die Gangschaltungen eher nicht. Das Motto ist: du kannst jeden Gang einstellen, solange es der 5. ist. Das befreit uns mindestens von der intellektuellen Herausforderung, immer den richtigen Gang zu wählen. Beim Führer funktioniert die hintere Bremse nicht, bremsen ist aber sowieso nur für Weicheier. Und mein Sattel hält gar nicht, das gehört aber zum heutigen Fitnessprogramm. 

Dergestalt bestens ausgerüstet geht es nun auf die Landstrasse zum ersten Dorf. Dort besuchen wir zwei Familien-Werkstätten, die Schiefertafeln herstellen. Diese werden bis zur 5. Klasse in der Schule immer noch gebraucht, sonst dienen sie zunehmend Dekorationszwecken. Beim nächsten Mechaniker versuchen wir, unsere Velos einigermassen instandstellen zu lassen, mindestens mein Sattel hält jetzt etwas besser. Immer geradeaus geht es zum nächsten Dorf. Dort besuchen wir die Herstellung von farbigen Gümmeli (resp. Gummibänder für die noblere Klientel). In einem aufwändigen Prozess wird der an den Gummibäumen gewonnene Kautschuk mittels einer leichten Säure vom Wasser getrennt und anschliessend eingefärbt. Dann werden runde Holzstäbe in die Masse getaucht, diese werden danach 5 Stunden an der Sonne getrocknet. Dieser Vorgang wird noch viermal wiederholt, zuletzt werden die nun entstandenen Gummischläuche vom Holzstab getrennt und in einer vorsintflutlichen Stanzmaschine zum Endprodukt geschnitten. Nochmals kochen (zum Trennen) und Trocknen, schon sind die Dinger fertig. 500 Kyats kostet ein ganzer Beutel, reich wird man also mit dieser Produktion kaum.

Nach dem Besuch einer Werkstätte für Pfeifen, Kugelschreiber, Schatullen und ähnlichem aus Holz entscheiden wir uns, die Stahlrösser zur Abholung zu deponieren und machen die weitere Erkundung der Insel mit dem Auto. Yvonne lässt sich bei der lokalen Coiffeuse noch die Frisur richten und danach besuchen wir die Produktion von Bambushüten. Da diese a) im Koffer etwas gefährdet wären und b) zuhause nicht unbedingt dem aktuellen Modetrend entsprechen, verzichten wir auf die sonst üblichen Kaufaktivitäten. Auf dem Rückweg besichtigen wir noch eine sehr spezielle silberne Pagoda und den Engros-Fischmarkt, wo das Meeresgetier gleich kistenweise verkauft wird.

Nach einer kleinen Siesta gehen wir am Nachmittag zunächst auf den Früchte- und Blumenmarkt. Für das Angebot an thailändischen Schuhen und Plastikkübeln können wir uns danach nicht so richtig erwärmen, weswegen wir nach ein paar Kurven durch die Strassen von Mawlamyine auf den Hügel zu einem Aussichtspunkt (selbstverständlich mit Buddha-Statue) fahren. Gegen Sonnenuntergang kommen wir dann per Schindler-Aufzug zur Kyeik Tha Lan Pagode, wo wir plötzlich nicht mehr die einzigen Touristen sind. Diese interessieren sich aber eigentlich nur für die Sonne, die sich eher unspektakulär kurz vor dem Untergang hinter dem Dunst versteckt. Die Pagode hat mit mehr als 50m Höhe die grösste Stupa in dieser Gegend. Da es jetzt etwas kühler wird, kommen immer mehr Einheimische zur Pagode und natürlich werden wir wieder um Erinnerungsfotos gebeten. Zuletzt geht es noch zur Mahamuni-Pagoda, einer schönen Replika des gleichnamigen Buddhas von Mandalay. Diese Kopie wurde nach der endgültigen Eroberung Manmars durch die Engländer Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, weil eine der nach Mawlamyine umplatzierten Ehefrauen des letzten Königs Heimweh nach ihrem Buddha von Mandalay hatte.

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