22./23.1.2020: Von Monywa nach Mandalay

Wir sind wieder erholt und machen uns zu christlichen Zeiten nach einem kleinen Marktbummel auf die Fahrt nach Mandalay. Bei etwa einem Drittel der Strecke machen wir einen Halt in einem anonym bleibenden Dorf. Bei einer Familie schauen wir uns die Verarbeitung der Erdnüsse an. Die Nüsse werden mit der Schale in einer grossen Schale in Asche geröstet, anschliessend von Hand geschält und dann minutiös aussortiert. Die schlechteren Erdnüsse werden zu Öl verarbeitet, die besseren gehen in den Verkauf. Die Familie stellt auch ein Bier aus einem speziellen lokalen Mais her. Es ist allerdings noch etwas zu früh für ein Tasting. Bei Tee, Nüssli, Pflaumen und Sesamsamen gehen wir die Familiengeschichte der Besitzer durch und verabschieden uns dann wieder.

Der nächste Stop ist kurz vor der Stadt Sagaing bei der Kaunghmudaw-Pagode, die wir 2015 nur aus der Luft gesehen haben. Sie wurde Mitte des 17. Jahrhundert nach dem Vorbild eines Tempels in Sri Lanka gebaut. Die Pagode war immer weiss getüncht, bis das Militärregime einen goldenen Anstrich verordnet hatte (Noblesse oblige). Diese Farbe hat sie auch auf unseren letzten Bilder noch. Nach viel Kritik ist sie in der Zwischenzeit nun wieder weiss. Ein Mönch ist ausgesprochen begeistert von meiner Kamera und ist entsprechend erfreut, dass ich ihn damit ein paar Bilder schiessen lasse. Diese sind zwar etwas schief, aber gesegnete Fotos bekommt man auch nicht alle Tage.

In einem lokalen Coffee-Shop gibt es am frühen Nachmittag eine kleine Nudelsuppe und dann stechen wir auf kleinsten Nebenwegen etwa eine halbe Stunde Richtung Westen. Dort schauen wir uns die Produktion der beiden Papiersorten an, die es für die Herstellung des Blattgolds braucht. Einerseits ist es das Bambuspapier, das im Hämmerprozess zum Einsatz kommt. Der Bambus wird zusammen mit Kreide in grossen Töpfen während 3 Jahren gewässert, anschliessend in einem Mahlstein und danach im Mörser zu einer Pulpe verarbeitet. Darauf wird diese weiche Masse wieder in reinem Wasser aufgelöst, in einen Rahmen gegossen und während 30 Minuten sorgfältig getrocknet. Danach wird das gewonnene Rohpapier in etwa 10cm grosse quadratische Stücke geschnitten, die zuerst mit einem flachem, dann mit einem kantigen Bambus geklopft werden. Der Prozess für das zum Einpacken des Blattgolds benötigte Strohpapier ist grundsätzlich gleich. Allerdings dauert hier das Wässern nur 2 Wochen, dafür muss man zum Auswaschen der Kreide einen Ochsenkarren mieten und die Töpfe damit an den Fluss transportieren, wo die Masse mit dem Füssen im Wasser gestampft wird. Nach einem kleinen Gartenrundgang und einem Schwätzchen mit den Mönchen des kleinen Klosters fahren wir im Feierabendverkehr nach Mandalay.

Am nächsten Tag sehen wir dann noch die Fortsetzung: das Strohpapier wird von Hand mit Hilfe einer Schablone ganz exakt in verschieden grosse Quadrate geschnitten, worin das in verschiedenen Stufen zwischen dem Bambuspapier während etwa 6-7 Stunden flach geklopfte Gold (Schichtdicke 0.0001 und 0.0003 Millimeter) verpackt wird. Am Ende des ganzen Mühsals bleibt dem Familienunternehmen ca. 90 USD Reingewinn aus einem kleinen Goldbarren von 32g!Nach ein wenig Shopping (das Containerschiff ist schon gebucht) besuchen wir zum Abschluss des zweiten Tags noch den Mandalay Hill, aber vor lauter Touristen sieht man vom Tempel nicht viel. Auch die Sonne findet den Rummel eher mühsam und versteckt sich bereits vor dem eigentlichen Untergang hinter der Dunstschicht, sehr zum Ärger der handybewehrten Chinesen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert