21.5.18: Kumbum-Kloster im Regen

Heute können wir wieder mal ausschlafen, es geht erst um 09:00 Uhr auf die Piste. Vorher gibt es noch ein chinesisches Frühstück in der Banketthalle. Dieses schmeckt insgesamt ganz gut. Bei grauem Himmel und Regen fahren wir dann los, unterwegs ist von grünen Weiden und Yak-Herden nicht viel zu sehen, die Viecher werden offensichtlich auch nicht gerne nass. So verläuft die Fahrt zum Kumbum-Jampaling Kloster, einem der wichtigsten im Tibet, ziemlich ereignislos. Etwa 2km vor dem Kloster werden wir zur Verhinderung eines Verkehrschaos in einen Bus umplatziert. Der Touristen-Rummel hält sich ziemlich in Grenzen, auch Touristen haben es lieber trocken. Die Pilger lassen sich allerdings nicht davon abhalten, all die vielen Tempel, Hallen und Chörten zu umrunden. Einen Mönch sehen wir, der seine Umrundungsleistung mit einem Schrittzähler misst. Es ist davon auszugehen, dass er damit in seinem Streben nach einer Wiedergeburt auf dem nächsthöheren Level deutlich schneller vorankommt. Die verschiedenen Tempel, Studiensäle und Versammlungshallen sind extrem eindrücklich und in buntesten Farben aufwändigst dekoriert. Vor den Buddhas murmeln die Gläubigen und Mönche ihre Gebete in monotonen Litaneien und durch alles zieht sich das bereits bekannte Geruchsgemisch von Reisigrauch und Yakbutter-Kerzenduft. Faszinierend sind auch die Skulpturen aus Yakbutter, die in diesem Kloster hinter Glas gekühlt werden, damit sie nicht so schnell wegschmelzen.

Mitte Nachmittag gibt es ein spätes Mittagessen, das reicht dann gerade auch für den Znacht. Danach haben wir noch viel Zeit, die wir nutzen wollen, um eine zusätzliche SD-Karte zu kaufen. Man stellt sich vor, dass in einem Land, das für die ganze Welt High-Tech produziert und wo jedermann mit einem Handy herumrennt, der Kauf eines Standard-Speicherprodukts kein grosses Thema ist, insbesondere nicht in einer 3-Millionen-Stadt. Weit gefehlt: unser Führer telefoniert in gefühlte 100 Läden, bis er schliesslich erfolgreich ist. Der Kauf dort ist allerdings immer noch schwierig, weil man gemäss unserem Fahrer nirgends parkieren kann und wir deshalb im abendlichen Stossverkehr am Strassenrand warten, bis die Verkäuferin uns nach ca. 15 Minuten gefunden hat. Aber letztlich zählt nur das Resultat! Danach geht es dann weiter zum brandneuen Bahnhof, wo wir wie üblich viel zu früh eintreffen. Wir kaufen noch etwas Proviant ein, falls der Speisewagen nicht den Erwartungen entsprechen sollte und warten dann, bis man zur Zugfahrt einchecken kann. Wir haben ein Vierer-Abteil für uns alleine, was extrem angenehm ist. Eigenartig ist, dass wir nach einer Woche praktisch ohne westliche Touristen plötzlich links und rechts wieder Schweizerdeutsch hören.

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