Es tut uns schon ein bisschen weh, dass wir nach dem Frühstück die Amara verlassen müssen. Doch die aufgestellte Reiseführerin begrüsst uns sehr herzlich zurück in Mandalay und so haben wir keine Zeit zu trauern. Die Sightseeingtour bestreiten wir zu Beginn noch zu viert, bis später dann für die halbe Reisegruppe der Flug nach Bangkok und die baldige Heimreise in die Schweiz auf dem Programm steht.
Zuerst gibt es aber noch eine Portion «sights and sounds of Mandalay». Wir starten mit dem grössten Buch der Welt, welches vor ein paar wenigen Jahren von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt wurde. Die Sandamuni Pagode besteht aus mehr als 1000 Seiten buddhistischen Schriften, welche auf Marmortafeln für die Ewigkeit festgehalten wurden. Jede Marmortafel befindet sich in einer eigenen kleinen Stupa. In drei Kapiteln können die Mönche hier die ursprünglichen Texte nachlesen und in verschiedene Sprachen übersetzen. In der Mitte des Komplexes steht eine grosse Stupa, wie meistens reichlich mit Goldfarbe geschmückt. Heute ist ein buddhistischer Sonntag, weshalb viele Gläubige den Tag im Tempel verbringen. Hier ist Zeit für soziale Kontakte, Mittagessen und am Nachmittag erzählt ein Mönch aus dem Leben Buddhas.
Der nächste Stopp bringt uns zum Shwenandaw Kyaung Kloster. Das Kloster war ursprünglich Wohnsitz des Königs und innerhalb der Palastmauern. Später wurde es dann ausserhalb der Palastmauern erneut aufgebaut und als Kloster verwendet. Es besteht vollständig aus Teakholz und ist mit wunderschönen Schnitzereien geschmückt.
Weiter gehts mit einem Abstecher zum Goldpounder Workshop. Hier werden in schweisstreibender Handarbeit kleine Goldstücke zu feinsten Goldblättchen verarbeitet. Dazu müssen die Goldpounders insgesamt 8 Stunden mit einem schweren Hammer auf die Plättchen einhämmern, bis sie so fein sind wie Schmetterlingsflügel. Die Plättchen werden dann verkauft um in Tempeln Buddhas zu beschenken.
Dies sehen wir gleich in der Mahamuni Pagode, einer wichtigen Pilgerstätte für viele Buddhisten. Der goldene Buddha wird täglich von morgens um 5 Uhr bis Abends um 4 Uhr non-stop mit Goldplättchen beklebt. So wächst sein Volumen über die Jahre beträchtlich. Weiter erfahren wir, dass jeden Morgen ein Ritual stattfindet, bei welchem der Buddha gewaschen wird. Natürlich inklusive Zähneputzen!
Anschliessend müssen wir uns leider von Walti und Yvonne verabschieden. Sie fliegen via Bangkok am Samstag zurück in die Schweiz.
Unsere Tour geht weiter mit einem Besuch der Steinhauer- und Holzschnitzerquartiere. Hier reiht sich eine Werkstätte an die nächste und es werden Buddhafiguren fürs In- und Ausland produziert.
Das Mittagessen nehmen wir in einem lokalen Restaurant ein, wo wir unter vielen Einheimischen die einzigen Touristen sind. Wir sind auch nicht so ganz sicher, was wir zum Essen genau aufgetischt bekommen, aber das meiste schmeckt vorzüglich und so fragen wir nicht lange nach.
Um den modernen Fortschritt der Stadt zu erleben führt uns unsere Reiseführerin danach in ein riesiges neues Einkaufszentrum. Hier gibt es alles zu kaufen von moderner Kleidung aus China, über Kimchi aus Korea bis zu Lindorkugeln und Toblerone und Hollywoodfilmen im Kino. Wir hoffen dabei, dass nicht bald die ganze Stadt aus solchen klimatisierten Konsumtempeln besteht.
Nach einer kurzen Ruhepause im Hotel klettern wir für den Sonnenuntergang wie unzählige weitere Touristen auf den Mandalay Hill. Der Aufstieg hat sich definitiv gelohnt, denn die Aussicht über die Stadt, den Irrawaddy und bis zum Shangebirge ist wunderschön! Im schönen Abendlicht geniessen wir die Stimmung und die Tempelanlage. Viele Mönche kommen jeweils Abends aus der ganzen Stadt auf den Hügel um hier mit den Touristen ihr Englisch aufzubessern. So kommen auch wir bald ins Gespräch mit drei jungen Mönchen, welche in einem Kloster in Mandalay ihre Ausbildung absolvieren. Ursprünglich kommen sie aus einem sehr einfachen Gebiet im nördlichen Shanstaat, welches für Touristen immer noch Sperrgebiet sei, da es offenbar noch relativ gefährlich sei. Sie erzählen aus ihrem Leben als Mönch, aus ihren Dörfern und stellen viele Fragen über die Schweiz und vor allem den Schnee, welcher für sie unvorstellbar scheint. Nach ihrer Ausbildung planen sie als Reiseleiter zu arbeiten und nehmen dafür jeden Abend den stündigen Weg auf den Hügel zum Englischlernen auf sich. Den eigentlichen Sonnenuntergang haben wir während dem Gespräch beinahe verpasst, was uns jedoch nach dieser interessanten Begegnung nicht wirklich gestört hat.