Nach der Abfahrt ist vor der Abfahrt: unser zweite Guide hat nämlich sein Telefon im Hotel vergessen, sodass wir nach etwa 10 Minuten nochmals umkehren. Sonst verläuft der erste Teil der Fahrt ohne besonderen Ereignisse, wir fahren auf dem AH 1 an weiten, abgeernteten Reisfeldern vorbei Richtung Südosten.
Nach einer guten Stunde beginnt dann das Steigen: aus der Ebene von etwa 800m geht es hinauf auf einen Pass mit fast 1500m. Überall wird an der Strasse gebaut, sodass sie teilweise an den fertig gestellten Teilstücken hervorragend, teilweise aber auch einspurig und extrem holprig ist. Der Blick über die grünen Hügel und Täler ist fantastisch und trotz unzähliger Kurven ist die Fahrt ein echtes Erlebnis. Kurz vor der Passhöhe müssen wir an einem ersten Checkpoint des Militärs unsere Pässe zeigen. Dann geht es vorbei an einem grösseren Camp der Armee und schon beginnt die Fahrt bergab. An einem zweiten Checkpoint etwa 15km vor Moreh werden wir erneut kontrolliert, auch hier ist die Übung eher eine Formalität. Anders sieht es für die aus dem burmesischen Grenzort Tamu zurückkehrenden Fahrzeuge aus. Bis aus kleinste Detail werden sie kontrolliert, Lastwagen müssen ihre gesamte Fracht ausladen.
Kurz vor Mittag kommen wir nach Moreh, dem indischen Grenzort und fahren gleich in das neu erstellte Abfertigungsgebäude der Inder. Wir sind aktuell die einzigen Kunden und so geht das ganze Ausreiseprozedere trotz vielen Papieren zügig vonstatten. Wir verabschieden uns von unseren indischen Reisebegleitern. Unsere burmesische Crew ist bereits hier und so geht unsere Reise gleich weiter. Die Grenze überqueren wir auf einer Brücke, die bis zur Mitte weiss und danach gelb gestrichen ist. Diese zu fotografieren ist auf der indischen Seite strikte verboten, auf der burmesischen Seite ist das völlig problemlos. Das burmesische Einreisekabäuschen ist ein echtes Kontrastprogramm zum indischen Ausreisepalast: ziemlich einsam steht es am Strassenrand und man hat sichtlich Freude daran, dass wir für etwas Abwechslung sorgen.
Die Weiterfahrt führt uns über eine recht gute Strasse weitere 4 Stunden nach Süden bis nach Kalay, einer Stadt mit etwa 200‘000 Einwohnern. Immer wieder kommen wir über kleine, einspurige Gitterstahl-Brücken, deren Fahrbahn mit rumpligen Holzplanken belegt sind. Sie wurden alle während des zweiten Weltkriegs durch die Engländer gebaut. Mehr als Schritttempo ist hier nicht angebracht.In Kalay besichtigen wir vor dem Einchecken in unser einfaches, aber sauberes Hotel noch den Bahnhof. Nachdem wir den Chef der Lokremise mit „Mingalaba“ (Hallo auf burmesisch) begrüsst haben, erklärt er uns sein Reich und das darin befindliche Rollmaterial in allen Details in bestem Burmesisch. Wir sind damit sowohl zuversichtlich wie auch gespannt auf unsere morgige Zugfahrt.