2.11.2017: Misminay

Zu christlichen Zeiten verlassen wir Cusco und erklimmen aus dem Kessel heraus die Hochebene, auf der in knapp zwei Stunden zum Bauerndorf Misminay fahren. Immer wieder wechselt die Perspektive auf die Ebene und die umliegenden Berge und etwas nördlich von Chinchero haben wir einen wunderbaren Blick auf das grüne Urubamba-Tal (resp. Valle Sagrado) und die Ortschaft Huayabamba. Unser Ziel Misminay liegt leicht erhöht am Hang, auch von hier aus ist der Ausblick genial.

Wir werden beim Dorfeingang von unserer Gastfamilie empfangen und unter musikalischer Begleitung zu deren Haus gebracht, wo wir die nächsten 24 Stunden verbringen dürfen. Wir erhalten danach Einblicke in die landwirtschaftliche Arbeit, die noch buchstäblich ein “Hand”-Werk ist. Zu Beginn jeder Feldarbeit wird Mutter Erde um Unterstützung gebeten und auch die heiligen Berge im Umkreis werden um ihre Gunst gefragt. Die Erde bekommt ein paar Tropfen Chicha, dem lokalen Maisbier, der Rest ist für die Bauern und heute auch für uns. Nach dem Mittagessen mit viel Kartoffeln erklärt man uns die Produktion von Wolle und den daraus gewobenen Stoffe. Fast ausschliesslich kommt Schafwolle zum Einsatz, denn Lamas und Alpakas gibt es in diesem Gebiet fast keine. Zum Waschen und Färben der Wolle kommen praktisch nur Naturprodukte zum Einsatz.

In der Mitte des Nachmittags machen wir einen Spaziergang zu den beiden Dorffriedhöfen. Dort versammelt sich am heutigen Feiertag (Allerseelen) die ganze Familie an den Gräbern ihrer Vorfahren. Die Gräber werden vom Unkraut befreit und feierlich mit Blumen und allerhand Kitsch geschmückt. Danach wird bei den Vorfahren mit sehr viel Chicha gefeiert. Die Stimmung ähnelt in keiner Weise derjenigen unserer Friedhöfe, vielmehr findet hier eine fröhliche Party statt. Alle kennen sich und in der einen oder anderen Linie sind auch fast alle irgendwie miteinander verwandt. Auf dem Heimweg zu unserem Dorf werden wir noch ein wenig vom Regen geduscht, aber der Niederschlag ist auch schon bald wieder vorüber.

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