Der Generator startet im Morgengrauen mit einem dumpfen Vibrieren, Zeit um sich aus den Federn zu schälen. Nach einem ersten Tee verlassen wir das Schiff für einen Morgenspaziergang durch den Markt. Im Teehaus an der Hauptstrasse quer zur Flussfront herrscht schon geschäftiges Geschnatter. Aus einer Seitenstrasse kommt uns eine Gruppe Mönche und Novizen entgegen, angeführt von einem Mönch, der von Zeit zu Zeit einen kleinen Gong schlägt, damit niemand die Gelegenheit verpasst, Almosen oder Esswaren abgeben zu können. Das Ganze geht zügig vonstatten, niemand spricht ein Wort. Schon bald ist diese eindrückliche Prozession wieder in der nächsten Strasse verschwunden. Wir tauchen in den Markt ein, der im Gegensatz zum Abendmarkt nicht auf der offenen Strasse, sondern in einer gedeckten Anlage stattfindet. Zum Teil sind die Verkäufer auf beiden Märkten mit ihren Waren anwesend. Im gedeckten Markt müssen sie allerdings eine Standmiete zahlen, die je nach Lage höher oder tiefer ausfällt. Wir sind für die Einheimischen eine mindestens gleich grosse Attraktion wie sie für uns, vor allem Nicole’s Thamy (Longyi für Frauen) erweckt grosse Aufmerksamkeit.
Zurück an Bord gibt es Frühstück, während dem die Crew die Weiterreise Richtung Süden in Angriff nimmt. Die am Vorabend eingeschlagenen Pfosten für die Schiffstaue lässt man stehen, der nächste wir sie sicher brauchen können. Der Landschaftsfilm läuft friedlich an uns vorbei, das Morgenlicht ist buddhistisch warm und freundlich. Hütten und kleine Dörfer gleiten langsam an uns vorbei, zwischendurch quietscht ein Ochsenkarren über den Weg am Ufer, gleich danach konkurrenziert von einem knatternden Motorrad. Auch auf dem Fluss gibt es grosse Lärmkontraste: winzige Fischerboote warten ruhig auf Ertrag aus dem Wasser, mit gewaltigem Krach ziehen Passagier- und Frachtschiffe vorbei. Wir passieren ein gewaltiges Lager an riesigen Hartholzstämmen, die für den Abtransport nach Mandalay bereit liegen. Niemand fragt, ob das gescheit sei, Geschäft ist Geschäft und dieses ist in Myanmar in der Hand einer kleinen Elite.
Vor dem Essen erhalten wir noch einen Koch-Crashkurs, allerdings macht der Koch mehr eine Demo als dass wir arbeiten müssten. Im Laufe des Nachmittags erreichen wir das Dorf Tagaung, wo wir von einer Rikscha-Equipe zum lokalen Museum mit Ausgrabungs-Gegenständen aus prähistorischer Zeit gebracht werden. Eine Reise ist das Museum nicht wert, die Rikscha-Fahrt durch das kleine Dorf hingegen schon. Danach geht es noch eine halbe Stunde flussabwärts, wo wir bei einer grossen Sandbank anlegen. Vor dem Nachtessen erhalten wir Besuch von einer Delegation aus dem gegenüberliegenden Dorf, die uns um eine Spende für ihre Dorfschule anfragt, damit die Kinder nicht jeden Tag mit dem Boot über den Ayeyarwady auf die andere Seite zur Schule fahren müssen. Da es offensichtlich ist, dass hier das Geld direkt in eine sinnvolle Sache fliesst, tragen wir uns in einem formellen Akt in das Spendenbuch ein. Mit unserem einigermassen bescheidenen Betrag scheinen wir zu den wichtigeren Spendern zu gehören, jedenfalls werden wir für den nächsten Morgen zu einem Schulbesuch eingeladen. Mit einem romantischen Barbeque auf der Sandbank schliessen wir den Tag ab, mit Gesangsunterhaltung der Schiffscrew, einem romanischen Lied gesungen von Nicole und Sam und dem abschliessenden Aufstieg von 2 Heissluftballonen.