17.1.2020: Im Land der Kopfjäger

Bei herrlichem Sonnenschein stehen wir auf. Aus unserem Zimmer haben wir eine tolle Aussicht auf die Hügel der Umgebung. Nach dem Frühstück holpern wir durch die Stadt und fahren rund 20km zum Angami-Dorf Khonoma. Dieses hatte im 19. Jahrhundert eine gewisse historische Bedeutung, weil hier der letzte Kampf zwischen den Engländern und den Nagas stattfand. Auch heute noch verstehen sich die Nagas als eigenständig, sie lehnen eigentlich auch heute noch die Integration in den indischen Staat ab. Seit die Zentralregierung aber vermehrt Investitionen in die Infrastruktur vornimmt, schwächt sich der Widerstand gegen die indische Regierung langsam etwas ab. Dass die Bewohner hier ein völlig anderes Volk sind, ist aus den Gesichtszügen die mongolisch-asiatische Abstammung deutlich sichtbar. Seit wenigen Jahrzehnten sind die Nagas keine Kopfjäger mehr, bis dahin wurde diese Tradition aber rege gepflegt (wenn auch seit 1947 verboten). So fühlen wir uns bei der Besichtigung des Dorfes restlos sicher. Wir werden überall freundlich begrüsst, wahrscheinlich kommt hier nicht alle Tage ein Europäer hin. Besonders gut scheint es den Männern zu gehen. Ihre Frauen sind gerade mit Sack und Pack zu einem dreitägigen baptistischen Konvent abgereist.

Die nächste (kurze) Station ist der Kriegsfriedhof von Kohima. Hier fand 1944 die entscheidende Schlacht gegen die Richtung Indien vorrückenden Japaner statt, die letztlich nach langen und besonders verlustreichen Kämpfen von den englisch-indischen Truppen gewonnen wurde. Damit war der Vormarsch der Japaner gestoppt und insbesondere die Nachschublinie Richtung China wieder gesichert. Da wir dem Besuch von Friedhöfen nur einen begrenzten Reiz abgewinnen können, sind wir bald wieder auf der Weiterfahrt.

Wir besuchen jetzt das Heritage-Dorf, in dem jährlich im Dezember das bekannte Hornbill-Festival stattfindet. Jedem der 16 Stämme des Nagalands ist eine eigene Häusergruppe gewidmet. Es ist interessant, wie sich diese Häuser trotz einer gleichen Grundbauweise z.t. sehr deutlich unterscheiden. 

Dann fahren wir noch nach Kigwema, einem zweiten Angami-Dorf im Süden von Kohima. Die Häuser sind hier noch etwas mehr im traditionellen Stil gebaut, obwohl das Dorf beim ersten Angriff der Japaner 1944 fast komplett zerstört wurde. Wir dürfen das Haus eines älteren Mannes anschauen und sind beeindruckt, mit welch einfachen Mitteln dieser im 21. Jahrhundert noch haushaltet.Zum Abschluss des Tages bummeln wir noch ein paar Schritte durch das Verkehrschaos von Kohima und machen natürlich auch einen Abstecher zum kleinen Markt. Auch hier sind Raupen, Schnecken und Frösche im Angebot, aber derart spektakulär, wie zum Teil in Reiseführern beschrieben, ist das nun auch wieder nicht. Interessant ist auch, dass es keinerlei frischen Fisch zu kaufen gibt, dafür umso mehr getrocknete und geräucherte Fische und kleine Krebse.  

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