16.1.2020: Hinauf ins Nagaland

Kurz nach 7 Uhr verlassen wir unser schönes Herrschaftshaus und machen uns auf den langen Weg. Zuerst fahren noch eine knappe Stunde Richtung Osten zum Hoollongapar Gibbon Sanctuary. Die einzigen Gibbon-Affen von Indien leben in diesem relativ kleinen Reservat. Sie bewegen sich ausschliesslich in den Bäumen, auf den Boden kommen sie nie. Sie leben als Familie (Vater, Mutter und Kinder) zusammen, 51 dieser Familien gibt es im Moment. Da wir früh genug dran sind, haben wir Glück und können ganz nahe beim Eingang des Parks einer dieser Gruppen beim Morgenturnen zusehen. Wir machen uns dann auf einen Spaziergang in den Wald hinein, begleitet von einem Naturguide und beschützt von einem bewaffneten Wildhüter. Im Reservat leben nämlich neben den harmlosen Affen unter anderem auch Elefanten und Leoparden. Diesen will man uns nicht ungeschützt ausliefern. Ausser einem riesigen Eichhörnchen (eher -horn) sehen wir keine weiteren Tiere mehr, geniessen aber dafür umso mehr die Farben und Stimmen des Urwalds.

Auf dem Seitenast des Asian Highway 1 geht es dann südwärts Richtung Dimapur. Ein Highway-Feeling kommt nicht wirklich auf, wir rumpeln nämlich kaum jemals schneller als mit 40 km/h über die zeitweise ungeteerte, staubige Strasse. Wir halten zwischendurch bei einer riesigen Teeplantage an, wo die Arbeiterinnen gerade damit beschäftigt sind, die Sträucher so zurückzuschneiden, dass sie zu Beginn der Monsunzeit die Blätter optimal austreiben. Als Schutz gegen die roten Spinnen (welche die Blätter fressen und deren Weiterwachsen verhindern) wird ausserdem irgendein Gift gesprüht, wahnsinnig gesund ist das wahrscheinlich nicht.

Nachdem wir an der Grenze Assam / Nagaland den Polizeit-Checkpoint erfolgreich passiert haben, vertreten wir uns auf dem lokalen Markt noch etwas die Beine. Wir verzichten auf den Einkauf von Schnecken, Raupen, Fröschen und weiteren, hier nicht zu erwähnenden Lebewesen und lassen es bei ein paar Orangen und Bananen bewenden. Es wird gesagt, dass die lokalen Bewohner alles essen, was vier Beine hat, ausser Tische und Stühle, sowie alles was fliegt, ausser Flugzeuge.

Jetzt geht es in die Hügel, immer weiter auf unserem AH 1. Dieser ist grösstenteils ein besserer Karrenweg, sodass wir nur schleppend vorankommen. Auf praktisch den ganzen 70km wird an der Verbreiterung der Strasse gebaut, für die Hauptachse von Assam zur burmesischen Grenze ist das wohl bitter nötig. Unterwegs bekommt unser Fahrer Hunger, sodass wir bei einer kleinen Ansammlung von einfachen Essbuden einen Verpflegungshalt einlegen. Ob das Reis mit Huhn aus dem Blechteller den minimalen Hygieneanforderungen standhält, werden wir in den nächsten Stunden wissen (bis jetzt sieht es gut aus!).

Die Weiterfahrt führt uns durch eine schöne Hügellandschaft mit bewaldeten Abhängen in allen Grüntönen (nur entlang der Strasse wachsen uns bislang nicht bekannte Staubbäume). Wir haben immer wieder tolle Ausblicke auf die Hügel und Täler des Nagalands. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit kommen wir oben auf der Hügelkante in Kohima auf 1440müM. an, ziemlich müde und durchgeschüttelt. Wir haben zwar nur etwa 210km zurückgelegt, dafür aber rund 7 Stunden Fahrzeit gebraucht.

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