Südindien 2010

Montag, 23.8.2010

10:05     Schweizerisch pünktlich heben wir Richtung Mumbai ab. Unterwegs werden wir gefüttert, dösen oder gehen das Filmangebot durch.

21:30     Bei leichtem Regen landen wir etwa 10 Minuten zu früh in Mumbai, wo wir vom Kuoni-Repräsentanten mit Blumengesteck und Girlanden empfangen werden. Der Klimawechsel Richtung warm und feucht ist spürbar, aber nicht unangenehm. Mit einem ersten kleinen Vorgeschmack des indischen Verkehrs sind wir sehr rasch im Leela. Der Check-In ist genauso fürstlich wie die Zimmer, ein frappanter Kontrast zur Armut und den Abfallbergen in den Strassen. Schon bald sitzen wir beim Night-Cup in der Club Lounge und lassen den Reisetag ausklingen.

 

 

Dienstag, 24.8.2010

WTV-2010-01074

08:00     Ausgesprochen diszipliniert sitzen alle zur befohlenen Zeit beim Frühstück, berieselt von italienischer Musik. Bald danach fahren wir zum Domestic Airport ab. Der Flugplatz hat sich gegenüber früher deutlich verbessert, einzig die Verhältnisse bei der Sicherheitskontrolle sind noch indisch-chaotisch. Gian-Marco wird wegen eines Kugelschreibers minutiös überprüft, aber schliesslich schafft auch er die Hürde. Nicole erhöht ihre Panikstufe um zwei Levels, indem sie zwanglos ihre Bordkarte beim Metalldetektor verliert.

12:05     Die Landung in Bangalore bringt uns zum wohltuend geräumigen neuen Flugplatz, der definitiv eine deutliche Verbesserung gegenüber der alten Bruchbude im Süden der Stadt darstellt. Das einzige Problem stellen unsere in Bombay liegengebliebenen Koffer dar. Sie sollen mit dem nächsten Flieger kommen und da bislang sonst alles reibungslos funktioniert hat, machen wir uns weiter keine Sorgen.

13:30     Nach relativ kurzer und für Bangalore-Verhältnisse verkehrsarmer Fahrt kommen wir im Taj West End Hotel an. Wir werden mit allen Ehren inkl. rotem Punkt auf der Stirn empfangen. Da wir nur Handgepäck dabei haben, geht der Zimmerbezug sehr schnell. Von 4-5 Leuten betreut, fahren wir per Golfwägeli durch die prächtige grüne Hotelanlage zu unserem Cottage namens Frangipani. Fast tut es uns leid, dass wir im Moment keine Arbeit für unseren Butler haben. Dem Land etwas unangemessen essen wir im Blue Ginger einen vietnamesischen Lunch, sozusagen um den Anschluss an die letzten Asien-Ferien zu machen.

15:30     Zu Fuss und geleitet vom Handy-GPS machen wir einen Abstecher zum CIE-Handicraft-Shop, der ganz in der Nähe liegt. Nach einem budgetschonenden Rundgang durch das Laden-Labyrinth schnappen wir zwei Auto-Rikschas, die uns an die M.G.-Road fahren. Die Navigation gestaltet sich etwas schwierig: die M.G. Road ist lang und das Times Building kennen die Fahrer auch nicht. Aber wir finden uns wieder und müssen nun nur noch die Tarifvorstellungen des einen Fahrers korrigieren, bevor es auf eine erste Erkundungstour geht. In ein paar Handicraft-Läden machen wir uns ein wenig mit dem aktuellen Preisniveau vertraut. Wir strolchen um ein paar Ecken und nehmen die ersten Eindrücke des täglichen Lebens auf. Aufgrund der gehobenen Lage sind diese noch moderat chaotisch. Bei einem kleinen Juwelier in einem Mini-Shopping Center erhandeln wir uns in hartem Kampf 6 Armringe für Corinne.

18:00     Für die weniger Indien-Geübten reicht es für den ersten Tag und langsam machen wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Da sich vorerst kein Auto-Rikscha Fahrer finden lässt, der für einen vernünftigen Preis oder mit Hilfe des Meters für uns fahren will, gehen wir zu Fuss. Als wir eigentlich am vermeintlichen Ziel angekommen sind, stellen wir fest, dass die Richtung zwar stimmt, die Distanz aber doppelt so lang ist, wie ursprünglich angegeben. Wir schaffen es doch noch, 2 Rikschas zu chartern, sodass wir – mit ein paar Umwegen – letztlich einigermassen zeitgerecht zum Hotel zurück kommen.

19:50     Spät kommen sie, aber sie kommen, die Koffer. So können wir in letzter Minute vermeiden, dass wir den Besuch bei Prem und Indra mit verschwitzten T-Shirts  und ohne Geschenke antreten müssen.

24:00     Nach einem gemütlichen Abend kehren wir zum Hotel zurück, denn langsam sind Alt und Jung reif für die Heia.

 

 

 

Mittwoch, 25.8.2010

IMG_4875

08:15     Nach dem Frühstück trifft sich der Schreiberling mit Suri und Josef, am Nachmittag folgt dann ein Besuch in Nelamangala in der neuen, blitzsauberen Kupferdrahtfabrik von Kapsi und seinen Söhnen.

Der Rest der Familie macht sich zu einer Stadtrundfahrt in Bangalore auf. Der Führer spricht beinahe ununterbrochen, weiss jedoch sehr viel Interessantes zu erzählen. Der erste Halt ist beim Bull-Tempel, einem der wenigen in Indien. Dort bringen wir Opfergaben zu Ganesha. Wir hoffen nun, dass wir ein wenig beschützt werden auf unserer Weiterreise. Dann gibt’s noch einen weissen (Reinheit) und einen roten (Erfolg) Punkt auf die Stirn. Draussen sehen wir zu, wie der Priester ein neues Auto segnet. Der Führer erklärt uns alles über die wichtigsten Götter, zum Beispiel dass jung verheiratete Paare zur Schlange beten, um Kinder zu bekommen. Er erläutert uns auch das Kastensystem. Im Moment besteht in vielen Belangen, z.B. bei der Ausbildung eine Tendenz, die unteren Kasten überproporzional zu privilegieren. Dann besuchen wir noch den eigentlichen Nandi-Tempel. Ein riesiger Stier aus Granit füllt den ganzen Tempelraum aus. Barfuss gehen wir zurück.

Nach dem Tempel geht es weiter zum botanischen Garten, danach kurven wir noch ein bisschen durch den chaotischen Verkehr zurück zum Hotel. Dort sind wir hungrig und testen die indischen Gerichte des Hotelrestaurants. Die Kellner sind anfangs noch ein bisschen skeptisch, ob es nicht zu „spicy“ sei für uns.

Nach dem Essen fährt uns ein ausgesprochen netter Fahrer in einem Hotelauto zur Shoppingtour. Die Läden, die Indra uns vorgeschlagen hat, findet er nicht touristentauglich und so bringt er uns direkt zum Factory-Store. Wir lassen uns das gesamte Sortiment vorführen. Am Schluss entscheiden wir uns für zwei schöne Saris, einen für Corinne und einen für Nicole. Das Verhandeln braucht zwar etwas Nerven, doch am Schluss sind wir alle happy. Einzig die Frage beschäftigt uns noch etwas, ob die Saris auch wirklich geliefert werden, denn bezahlen mussten vorweg den ganzen Betrag (hat natürlich bestens geklappt). Auf dem Heimweg fahren wir noch an einem Schmuckladen vorbei, der uns dann aber doch ein bisschen zu teuer ist. Der Fahrer liefert uns dann wieder im Hotel ab und wir sind alle sehr zufrieden.

19:45     Kapsis Fahrer holt uns im Hotel ab, um uns nach ein paar hundert Metern vor dem Restaurant wieder abzuladen (in Indien geht man nicht zu Fuss!). Wir warten in der Lobby und als der ganze Kapsi-Clan (2 Eltern, 3 Söhne mit Schwiegertöchtern und 3 Enkel) eingetroffen ist, geht es per Lift in den 5. Stock. Dort verbringen wir einen gemütlichen Abend und werden mit Kebabs resp. vom Buffet regelrecht gemästet.

 

 

Donnerstag, 26.8.2010

WTV-2010-01152

08:00     Die Koffer sind gepackt und begleitet von den besten Wünschen unseres Butlers Mohan gehen wir ein letztes Mal den Gebäuden aus der Kolonialzeit entlang durch die Gartenanlage. Nach dem Morgenessen auf der Terrasse geht es rund eine Stunde später in Richtung Mysore los. In der Gegenrichtung herrscht der übliche dichte Verkehr. Erst nach etwas mehr als einer halben Stunde verlassen wir das Stadtgebiet von Bangalore und fahren auf einer einigermassen vernünftigen Strasse für indische Verhältnisse ganz zügig südwärts.

Wir passieren von Zeit zu Zeit ein Dorf und bekommen langsam einen guten Eindruck vom Leben ausserhalb der grossen Städte. An verschiedenen Orten macht der aufmerksame Fahrer Mohan kurze Fotostopps. Wir knipsen Reisfelder, Blumenstände und die Ernte von Zuckerrohr. So vergeht die Fahrzeit kurzweilig, die weniger gut ausgeruhten Gruppenmitglieder holen auch noch etwas Schlaf nach.

12:15     In Srirangapatnam treffen wir unseren lokalen Führer, der uns zunächst in die Geschichte der 25 Maharadschas und der beiden Sultane einführt. Der Sommerpalast des Sultans Tipu liegt inmitten einer aufgrund der Regenzeit grünen Anlage und ist von aussen überhaupt nichts Spezielles. Im Innern befindet sich eine interessante Bildersammlung, anhand derer die Geschichte der beiden Sultane und deren Kriege gegen die Engländer am Ende des 18. Jahrhunderts gezeigt wird. Auf dem Rückweg ins Auto müssen wir für die Fotos von indischen Touristen Modell stehen, ganz offensichtlich sind wir eine mittlere Attraktion.

13:30     Nach einer kurzen Rundfahrt durch das Fort resp. die kleine Stadt geht es bei kurzzeitig strömendem Regen weiter nach Mysore, wo wir in einem Hotel mit zu Esstischen umfunktionierten alten Autos mehr oder weniger hemmungslos das Buffet räumen.

14:40     Wir besichtigen den imposanten Palast der letzten 3 Maharadschas von Mysore, der nach einem Brand erst vor gut einhundert Jahren durch einen englischen Architekten neu gebaut wurde. Es reiht sich ein prächtiger Saal an den andern und unser Guide weiss viel Interessantes zu erzählen. Etwas abenteuerlich erscheint uns die Legierung von Alu- und Eisenguss für die Säulen, zumindest aber tönt es gut. Wir einigen uns auch, welche Türen aus Holz und Silber wir in einer nächtlichen Aktion klauen wollen, aufgrund des gepackten Programms vergessen wir den Plan allerdings wieder. Wir fassen unsere zuvor deponierte Schuhsammlung wieder und auch die wegen dem totalen Fotoverbot im Innern des Palastes abgegebenen Kameras freuen sich, wieder zu ihren Besitzern zurück zu kommen. Nach einer Fotorunde von aussen kurven wir auf den Chamundi-Hill, nicht ganz unglücklich, dass wir nicht zu Fuss über die 1000 Stufen hinaufklettern müssen.

16:30     Der Tempel auf dem Hügel liegt in der Zwischenzeit nur noch ganz knapp ausserhalb der Wolken, sodass eine ziemlich mystische Stimmung entsteht. Wir erwehren uns der Affen, die Yvonnes Opfergaben am liebsten schon vor dem Tempelgang futtern würden. Im Tempelinnern wird die Kokosnuss geknackt und das ganze Paket gesegnet (selbstverständlich alles gegen Bakschisch). Anschliessend erfolgt die Rück-Verteilung: Blümlein für alle, Girlanden für Sam und Bananen für die Affen. Auf dem Rückweg erweisen wir noch dem Hügeldämonen die Ehre und halten für den Besuch des Nandi-Tempels sowie für ein Aussichtsfoto.

18:05     Wir sind im Hotel angekommen, verabschieden uns vom Führer (hat seinen Job gut gemacht: Bakschisch). Zunächst werden wir vom Kakadu Rosi inspiziert, insbesondere mein Rucksack scheint hoch interessant. Dann beziehen wir die schönen Zimmer angrenzend an einen künstlichen Teich und geniessen die letzten hellen Momente. Nach der obligaten Whisky-Desinfektion gibt es Nachtessen im offenen Restaurant, beschützt von einem Rudel Gänse und begleitet von unzähligen quakenden Fröschen. So nebenbei setzt es auch die ersten Mückenstiche ab.

 

 

 

Freitag, 27.8.2010

WTV-2010-01267

06:45     Die Tagwache ist heute etwas früher als auch schon, wir haben uns einiges vorgenommen. Wir sind pünktlich zur Restaurant-Öffnung beim Frühstück und nachdem wir das Kleingeld-Problem des Front Desk gelöst haben, fahren wir Richtung Innenstadt los.

08:25     Unser Fahrer lädt uns ab und zeigt uns auch noch den Eingang zum Gemüse-, Früchte- und Blumenmarkt. Eine grosse Farbenpracht und intensive Gerüche empfangen uns. Wir sind weit und breit die einzigen Touristen und bald weiss in diesem grossen Areal jeder, woher wir kommen. Bevor wir die Frage selber beantworten können, ruft schon einer über die Gasse „from Switzerland“. Wir erhalten eine Demonstration der Räucherstäbchen-Herstellung durch einen Jungen und auch die Herstellung von Farben aus „purely natural“ Pulver wird uns gezeigt. So vergeht die Zeit ganz schnell und nebenbei schiessen wir auch noch ein paar hundert Fotos. Die indische Unterführung, die wir testen, ist etwa gleich wie eine Schweizer Unterführung, nur eben indisch. Ins Auge sticht vor allem der Abfallkorb in Form eines Hasen.

09:35     Wir hüpfen in den Bus und weiter geht die Reise Richtung Coorg. Auf einer vernünftigen Strasse kommen wir verhältnismässig gut voran, zwischendurch unterbrochen durch Knipshalte. Dann folgen die letzten 30 km auf einer regelrechten Rüttelstrecke, bevor wir mitten in den Kaffeeplantagen unsere wunderschöne Lodge erreichen. Wir werden unter Aufbietung aller Kräfte empfangen: mit Musik, rotem Punkt, Kaffee, Guest Relation Manager und General Manager. Kurz nachdem wir im riesigen Zimmer (eher Haus) angekommen sind, kommt eine Dame zur Besprechung unseres weiteren Programms vorbei. Unindisch präzise werden unsere zwei Tage verplant, relaxen können wir ja zuhause wieder.

13:00     Das Mittagessen besteht aus süd- resp. nordindischem Thali und natürlich essen wir auch heute wieder viel zu viel. Wir können anschliessend etwas ausruhen und den privaten Pool geniessen.

16:00     Wir haben jetzt die Plantation-Tour auf unserem Präzisionsprogramm. Wir erfahren vieles über die lokale Pflanzenwelt, sind aber doch froh, dass es am Schluss keinen Test gibt. Die Anlage ist wirklich von A-Z wunderschön. Die eher doofen Flip-Floppers aus Indien haben mit dem leicht morastigen Weg ihre liebe Mühe und auch bei den Fragen des Führers kommen etliche erheiternde Antworten. Dafür besorgen Mitarbeiter des Hotels einigermassen reife Kaffeesamen für Gian-Marco, er gedenkt in die Kaffeeproduktion einzusteigen.

19:30     Die eingeplanten indischen Snacks haben wir infolge andauernder Übersättigung weggelassen, genehmigen uns jetzt aber die Folkore-Show. Der Feedback dazu ist zwischen sehr gut bis mässig ziemlich breit gestreut. Vor den Fun Games suchen wir das Weite. Die anschliessende Mästung im 6-Gang-Restaurant ist vorzüglich, aber etwa zehnmal zu viel.

 

 

 

Samstag, 28.8.2010

WTV-2010-01323

07:30     Inder scheinen eher Spätaufsteher zu sein. Jedenfalls sind wir auch an diesem Morgen fast die ersten Gäste beim Frühstück.

08:20     Bestens gestärkt besteigen wir den bereitstehenden Bus. Unser Führer Ganesha ist derselbe, der uns am Freitag schon durch die Kaffee-Plantage geführt hat. Wir rütteln und holpern während rund 40 Minuten durch jedes Schlagloch und testen ausgiebig die Stossdämpfer des Autos und unsere eigene Rüttelfestigkeit.

09:10     Nach einer kurzen Übersetzfahrt über den Cauvery-River kommen wir als erste Touristen ins Durbare Elefant Camp. Die Regenzeit hat nicht nur zu einem sehr hohen Wasserstand sondern auch zu ziemlich rutschigen Wegen geführt, weshalb wir gut aufpassen müssen, dass es uns nicht hinschletzt. Gerade kommen die ersten Elefanten zur Fütterungsstation (auch die bekommen viel zu essen). Sie schleppen das Holz für das Feuer, auf dem ihre Futterpakete gekocht werden, selber an. Nachts werden sie mit zusammen gebundenen Füssen in den Wald entlassen und tagsüber sind sie zum Waschen, Füttern und für das Training wieder im Camp.

Der Chef des Camps, der schon in allen erdenklichen Natur-Fernsehsendungen aufgetreten ist, wird uns vorgestellt. Wir sehen auch bei der Zubereitung der handballgrossen Fresspakete für die Elefanten, bestehend aus kalziumhaltigem Getreide und Wasser, zu. Dann machen wir einen Abstecher zur Schule, in der die Kinder des für die Elefanten zuständigen Dorfes ausgebildet werden. Die Kinder spielen eine indische Version von Himmel und Hölle, sodass sich Yvonne voll zu Hause fühlt.

Später gehen wir wieder zum Fluss, wo gerade das Baden der Dickhäuter im Gang ist. Mehr oder weniger unbeholfen machen auch ein paar Touris mit, wir lassen das aber bleiben, die Viecher werden auch ohne uns sauber.

10:40     Nach der erneuten Überquerung des Flusses werden wir von Mohan wieder in Empfang genommen und zum tibetanischen Kloster Namdroling, dem zweitgrössten von ganz Indien, gefahren.

11:20     Wir besichtigen den grossen Tempelbezirk, in dem rund 3000 Mönche wohnen. So viele „Hallo-Hallos“ haben wir schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen. Die meisten kommen schon im Kindesalter hierher und werden während 15 Jahren zum Mönch ausgebildet. Anschliessend verlassen sie das Kloster, um anderswo herumzumönchen. Interessant ist auch, dass die Mönche offenbar privaten Besitz haben, insbesondere Geld. Der vor 10 Jahren neu erbaute riesige Tempel beherbergt 3 grosse goldene Buddhas, im Hauptraum steht eine grosse Anzahl von niederen Tischchen, an denen die Mönche täglich 1½ Stunden gemeinsam beten. Da ich nicht unter die Tischchen passe, entschliesse ich mich, auf die Mönchskarriere zu verzichten.

Da die Mönche aktuell gerade beim lukullischen Essen (allein in ihrem Kabäuschen) sind, entschliessen wir uns, im Restaurant bei den eher uninteressanten Souvenirläden tibetanische Ravioli zu probieren. Natürlich begnügen wir uns als Asketen auf eine Doppelteller-Probierportion.

14:15     Nach 75 Minuten Schüttelbecher leiden wir an akuter Unterernährung und deshalb steuern wir bei strömendem Regen zum leichten, 56-gängigen Buffet. Parallel zum Baden im Privatpool lassen wir uns in zwei Schichten durchmassieren und einölen, echt erholsam!

19:00     Bei einer ausgiebigen Barvisite warten die einen auf das dringend notwendige Nachtessen, während die anderen sich bei Fun Games und Cultural Program vergnügen. Aufgrund des nachmittäglichen Vollversammlungsbeschlusses gehen wir heldenmutig, alle Frösche und Streifenhörnchen vermeidend, wie am Vorabend zum Peppercorn-Restaurant. Sofort werden zwei zusätzliche Kerzen auf den Tisch montiert (Gian-Marco hat auf seinem Feedback-Formular die Beleuchtung bemängelt). Nach geschlagener Schlacht fühlen wir uns deutlich weniger gemästet als am Tag zuvor und so geht es mit verhältnismässig leichtem Magen nach einer erfolgreichen Whisky-Desinfektion ins Bett.

 

 

 

Sonntag, 29.8.2010

WTV-2010-01394

06:30     Zu elend früher Stunde treffen wir unseren Guide für das Bird Watching. Bereits nach der ersten Ecke erklärt er unseren Tag zum „lucky day“, weil wir einen ziemlich grossen, braunen Vogel erblickt haben. Offenbar sieht man den nicht so häufig. Beim Herumstrolchen innerhalb der Hotelanlage und in den angrenzen Kaffeeplantagen erfahren wir allerhand Interessantes über Fauna und Flora in Coorg. Insgesamt haut uns aber die Übung nicht extrem aus den Socken. Die bemerkenswerteste Erkenntnis aus der der frühmorgendlichen Übung ist, dass unser Führer an einer Doktorarbeit über die Korallenschlange schreibt und seit 4 Monaten versucht, eines dieser Exemplare in den Wäldern von Coorg zu ergattern. Die extreme Giftigkeit dieses Viehs und das in Indien fehlende Gegengift würden ihn nicht davon abhalten, das niedliche Tierchen von Hand zu fangen. Das hat er schliesslich mit Kobras schon öfters praktiziert.

11:05     Nach Frühstück, Relaxen und Packen hottern wir in Richtung unseres nächsten Zieles, das wir nach 2-3 Umwegen auch wohlbehalten erreichen. Zuletzt ist unser Fahrer Mohan etwas gestresst, weil man offenbar für die Safari auf uns wartet.

15:00     Bei unserer Ankunft in der Kabini Lodge ist offenbar das Wichtigste, die Liability Waiver sofort zu unterschreiben. Es gibt ein kleines Hin und Her betreffend Jeep- oder Boat-Safari mit oder ohne Mittagessen. Auch der Gepäcktransport in unsere Zimmer gestaltet sich etwas umständlich, sodass wir leicht verspätet, dafür verpflegt zur Bootsfahrt antreten.

16:00     Gemütlich tuckern wir den infolge Monsunzeit ziemlich breiten Kabini River hinauf und sehen am Flussufer verschiedenste Vögel, aber auch eine ganze Gruppe Elefanten, zwei Krokodile resp. einen Teil ihres Rückens, Affen, Wildschweine und einen Mungo.

19:30     Anstelle des Nationalparkfilms genehmigen wir einen Drink an der Bar und stürmen anschliessend das Buffet. Wir amüsieren / nerven uns an einer Inderin, die mit Mann und Kleinkind ins Restaurant kommt, das Kind auf den Boden stellt und dem Personal befiehlt: "just keep an eye on him!" Nach geschlagener Schlacht gibt es noch den täglichen Desinfektionstrunk und für den Schreiberling eine Tablette gegen seine Erkältung.

 

 

 

Montag, 30.8.2010

WTV-2010-01433

09:00     Das Programm für den heutigen Tag ist sehr locker und besteht aus Frühstück, Besuch des kranken Elefanten, kurze Bootsfahrt mit einer lokalen Nussschale, viel Relaxen, Mittagessen sowie Jeep-Safari. Da es ab Mitte des Morgens ziemlich stark regnet, ist dies gerade richtig.

15:00     Absolut megapünktlich warten wir auf den Safari-Naturalisten, der uns etwas vertröstet, da die weiteren Gäste noch beim Essen seien. Diese lösen sich dann allerdings in Luft auf und so brechen wir als Einzige zur Jeep-Safari auf. Wir fassen im Boot Schwimmwesten für die relativ unruhige Überfahrt und später Ponchos, damit wir auf dem offenen Jeep nicht gleich durchnässt werden.

13:00     Die Federung des Jeeps ist erstaunlich gut und die Sitze weich und bequem, sodass die Fahrt über Stock und Stein und durch Schlammlöcher gut zu überstehen ist. Es ist natürlich nicht einfach, die Tiere im Wald zu sehen, denn einerseits finden sie jetzt überall genügend Wasser und andrerseits sind die Sträucher und Bäume alle voll von grünem Laub, hinter dem sich die Viecher bestens verstecken können. Bald aber sehen wir schon die ersten Affen und Pfauen und auch ein hakenschnabliger Raubvogel lümmelt auf einem Baum herum. Bein Erspähen der ersten gefleckten Hirsche finden wir das noch ziemlich spektakulär, allerdings stellen wir später fest, dass es davon etwa gleich viele gibt wie Sand am Meer. Das ist gut für den Tiger, der somit genug zu futtern hat. Leider zeigt er sich aber nicht, vermutlich ist er gerade am Verdauen. Dafür sehen wir bald ein paar Wildschweine sowie eine wilde Bisonkuh mit 3 Jungen, die schön getarnt innerhalb eines Hirschrudels spielen. Das Highlight ist aber sicher der wilde Elefant, den wir auf seinem gemächlichen Marsch eine Zeitlang begleiten. Langsam wird es dunkel und wir tuckern per Boot wieder über den Kabini River zurück zu unserem Resort. Ausser des Regens war die Safari wirklich eine coole Sache.

 

 

 

Dienstag, 31.8.2010

WTV-2010-01482

08:40     Wir haben eine ziemliche Wegstrecke vor uns und verlassen deshalb das Hotel zeitig. Mein Versuch, Geld zu wechseln, ist nicht von Erfolg gekrönt, hier hat man kein Cash! Auf meine Frage, was ich nun mit meinen Dollars tun solle, verweist mich der Cashier in aller Seelenruhe nach Mysore, dort wird man sich um meine Sorgen kümmern.

Die Fahrstrecke ist erneut holperig, aber auch abwechslungsreich. Entweder, weil er gerne Auto fährt oder weil er den Weg nicht so genau kennt, nimmt unser Driver einen ziemlichen Umweg unter die Räder, der uns wohl fast eine Stunde kostet. Zwischendurch halten wir für ein paar Fotos oder zum Benzintanken an (1l Diesel = 43 INR = 1.- CHF)

12:10     Wir fahren in den Bandipur Nationalpark ein und bereits nach ein paar Kurven werden wir von einer Horde Affen belagert. Einer steigt sogar auf den Bus. Mohan befiehlt „Fenster schliessen“ und Yvonne kriegt in ihrer Panik das Fenster nicht zu. Der Affe zieht dann aber einen Abgang vor und so überleben wir die Attacke gerade noch knapp. Nach einer weiteren halben Stunde mit vielen weiteren Affenfamilien und der Überquerung der Grenze zu Tamil Nadu beginnt die Strasse langsam zu steigen. In 36 Haarnadelkurven überwinden wir eine Höhendifferenz von sicher 1500m und gelangen so in das kühle Gebiet der Nilgiri-Berge. Das Wetter meint es gut mit uns, über weite Strecken zeigt sich die Sonne. Nach dem Bezug der stark an die englische Kolonialzeit erinnernden und etwas in die Jahre gekommenen Hotels machen wir ein paar Takte Pause und essen einige Kleinigkeiten (z.T. auch viele Kleinigkeiten).

15:30     John ist unser lokaler Führer (diesen Namen kann man sich ausnahmsweise noch einigermassen merken). Er hat einen relativ leichten Job. Er zeigt uns die St. Stephens Church und den botanischen Garten. Beides ist eher mässig spektakulär. Als Zugabe besichtigen wir noch eine Teefabrik hoch über dem Ort, von wo aus die Aussicht besonders eindrücklich ist. Zudem gibt es Schokoladentee zu probieren. Dann verabschiedet sich der gute John auch schon wieder und wir machen noch einen Bummel über die Haupt-Geschäftsstrasse. Die Ladenbesitzer sind ausgesprochen strombewusst: das Licht wird erst beim Eintreffen der Kunden angeschaltet. Auf der Strasse zieht zufälligerweise gerade der Fackellauf der Commonwealth Spiele 2010 in New Delhi durch. Der ATM funktioniert nicht und die offene Bank ist geschlossen, was man mir ausführlich erklärt.

19:15     Das Feuer im Zimmerkamin will nicht bei allen wirklich brennen und die Bar hat nur Gäste, aber keine Bedienung. So sitzen wir recht früh beim Nachtessen im stimmungsvollen kolonialistisch angehauchten Speisesaal. Hier brennt das Feuer, dafür ist das Klavier hoffnungslos verstimmt, auf dem sich der Pianist die grösste Mühe gibt. Nicole ist etwas kränklich verschnupft und zieht sich bald zurück und auch der Rest der Equipe legt sich früher als auch schon aufs Ohr (liegt wohl am Sauerstoffmangel).

 

 

 

Mittwoch, 1.9.2010

WTV-2010-01592

07:45     Ein kühler, sonniger Morgen empfängt uns, hell und klar ist die Luft. Nach dem Verdrücken einer Kur-Portion Omeletten verlassen wir unser altenglisches Hotel Richtung Bahnhof. Dort hält sich das Gedränge in Grenzen und nach der Einfahrt des Zuges aus Conoor stürmen wir unsere feinsäuberlich reservierten Plätze im letzten Wagen.

09:15     Pünktlich wie ein Schweizer Zug ruckeln wir in Richtung Conoor, gezogen von einer nicht mehr ganz taufrischen Diesellokomotive. Wir sind absolut privilegiert, denn wir haben Sicht nach drei Richtungen und andrerseits zeigt uns der Bremser immer wieder zeitgerecht die schönsten und interessantesten Perspektiven. Die Fahrt ist absolut malerisch und die Aussicht zum Teil spektakulär. Mit besonderem Stolz erklärt der Bremser uns das weiter unten (zwischen Coonoor und Mettupalayam) verwendete Zahnradsystem (Typ Rickenbacher!). Die Bahn ist eine Meterspurbahn und wurde 1908 eingeweiht, damit man Früchte, Gemüse, Holz und Passagiere von und nach Ooty transportieren konnte.

10:15     Unbedingt müsse ich noch das Lokdepot mit den aktiven Dampfloks und auch die als Museumslok ausgestellte älteste Dampflok anschauen. Dieser Aufforderung kann ich natürlich nicht widerstehen, zumal die Maschinen echte Schweizer Wertarbeit repräsentieren: Swiss Locomotive Works Winterthur.

Dann machen wir uns notgedrungen wieder per Bus auf die Socken und irgendwo auf der kurvigen Strecke nicken die meisten kürzer oder länger ein. Am Fuss des Gebirges, in Mettupalayam, ist es deutlich wärmer, die Klimaanlage hat erstmals ernsthaft Arbeit. Bei einer Tankstelle machen wir mal einen Bisli-Halt und ich nutze die Gelegenheit, mich mit dem Verkäufer an einem Teestand anzufreunden. Den milchigen Süsstee kann ich gerade noch an mir vorbei ziehen lassen, das erdnussige Süssgebäck hingegen ist nicht zu vermeiden.

13:00     Wir durchqueren Coimbatore, eine Stadt, die hauptsächlich auf die Automobil- und die Textilindustrie aufbaut. Den National Highway NH 209 muss man sich wie eine Autobahn in der Schweiz vorstellen: zwar nur 2 anstatt 4 Spuren, dafür genauso alle paar Kilometer eine Baustelle.

14:45     Mit einer Gebetszeremonie am Haustempel werden wir im Shenbaga Vilaasam südlich von Polachi empfangen. Da die Erwartungen an die heutige Unterkunft nicht besonders hoch geschraubt sind, überrascht uns das stattliche Herrschaftshaus umso mehr. Es liegt mitten auf dem Land und diente einem lokalen Fürsten als Haus im Grünen. Es ist vor 3 Jahren sorgfältig restauriert worden und hat total 4 Zimmer, die alle um einen zentralen Innenhof orientiert sind.

15:30     Auf der Veranda mit Blick auf das umliegende Landwirtschaftsgebiet erhalten wir ein spätes Mittagessen, wie hier üblich vegetarisch. Eine Stunde später brechen wir zu einem Rundgang auf, besichtigen die Kuhställe und die Gänse  und spazieren durch den Palmen- und Teakholzwald zu zwei schönen Seen, die aber vor allem den praktischen Zwecken der Fischzucht und der Feldbewässerung dienen. Lustig ist die Ente, die in einer mittleren Pfütze im Kreis schwimmt, scharf beobachtet von einem Hund, der sich nicht ins Wasser getraut. Anschliessend an den kleinen Marsch schauen wir uns nochmals die Seilherstellung aus Kokosfasern an und besichtigen ein Haus, das in ähnlichem Stil wie unsere Unterkunft zu einem Gasthaus umgebaut werden soll. Die Ladies freunden sich trotz unüberhörbaren Kommunikationsschwierigkeiten mit jungen lokalen Textilarbeiterinnen an.

19:10     Nach einer Teepause auf der Veranda fahren wir nochmals den kurzen Weg zum Dorf Samathur zurück, wo wir in einem Privathaus der Sari-Produktion zuschauen. Das Weben eines solchen Seidenstoffes dauert etwa 2 Tage. Die Investition für den Webstuhl beträgt etwas 15'000.- Rupien, diese tätigt die Familie selber. Eigens für den Wegstuhl wurde auch eine Vertiefung um Hausboden angebracht. Zum Abschluss besuchen wir noch den lokalen Tempel. Speziell für uns macht man einen Tempelumgang inkl. Pauken und Trompeten. Jeder der Götter wird mit Rauch, Kerzen und Glocken geweiht und auch wir bekommen Feuer und Pulver für den Strich auf unsere Stirnen. Bei einem der Götter erhalten wir zudem eine süssliche Paste und etwas geheiligtes Rosenwasser: hinunter muss das Zeug! Für Nicole ist das Ganze etwas gespenstisch.

 

 

 

Donnerstag, 2.9.2010

WTV-2010-01658

09:00     Im Laufe der Nacht haben wir einen neuen Fahrer bekommen. Die Mutter von Mohan ist offenbar auf die Nase gefallen und hat sich dabei irgendetwas gebrochen. Deshalb ist ein Ersatzfahrer von Kerala per Bus nach Pollachi gefahren, damit Mohan zu seiner Mutter schauen kann. Nach einer kurzen Puja, mit der das Auto gesegnet und uns eine gute Reise gewünscht wird, verlassen wir unser Landgut und nehmen den langen Weg nach Trichy in Angriff. Anfänglich geht es noch ziemlich harzig, auch weil in Pollachi eine Brücke neu gebaut wird. Der neue Fahrer (Regis oder ähnlich) macht seine Sache gut, allerdings bereitet ihm das Fahren im richtigen Gang ziemliche Mühe, ständig fährt er mindestens einen Gang zu hoch. Nach einer guten Stunde wird die Landschaft etwas eintönig, es gibt weniger Dörfer, nur ab und zu ein Industrieareal. Auf halbem Weg schauen wir am Strassenrand der ziemlich aufwändigen Herstellung von Cashew-Nuts zu.

13:15     Nach 4 ¼ Stunden Fahrt kommen wir in Trichy an, wo wir uns im Tiefkühlschrank namens Hotelrestaurant füttern lassen. Das Hotel ist das beste im Ort; schon o.k., aber aus den Socken haut es uns auch nicht.

15:30     Unser lokaler Führer nimmt uns in der Hotellobby in Empfang. Nach kurzer Fahrt gehen wir durch enge Gassen, wo wir Nähern mit Uralt-Maschinen und Büglern mit Holzkohlen-Bügeleisen über die Schultern schauen, zum Rock Fort. Zuoberst auf einem Felsblock am Rande steht ein Tempel, der offenbar auch aus Verteidigungsüberlegungen dort gebaut wurde. Die Temperaturen sind mittlerweile auf schweisstreibende 33°C angestiegen, sodass die 400 rot-weissen Stufen eine gewisse Herausforderung darstellen. Sam hat es am leichtesten, denn er konnte sich beim Velo-Milchmann mit seinem Lieblingsgetränk stärken. Zwei Touris trauen den hygienischen Verhältnissen für ihre zarten Füsschen nicht, weshalb sie sich zu deren Schonung Söcklein anziehen: jöö, wia schnusig! Die Aussicht vom Tempel zuoberst ist super, die Luft ist recht klar, sodass man einen guten Überblick über die Stadt bekommt.

17:25     Unser Führer ist voll auf Zack und lotst uns durch die Menschenmassen im Tempel, um ja auch die Prozession nicht zu verpassen. Diese soll um 17:30 Uhr starten und so ist er natürlich sehr enttäuscht, als er erfährt, dass sie gerade fertig ist. Das bringt ihn ziemlich durcheinander. Er hetzt uns weiter von Höhepunkt zu Höhepunkt, um zuletzt fast noch den zeitgerechten Zugang zum Tempeldach zu verpassen.

17:53     Das Tor ist schon geschlossen, was ihn völlig nervt, denn 7 Minuten zu früh darf selbst in Indien ein Tor nicht geschlossen werden. Er organisiert den Schlüssel und so kommen wir doch noch zum Highlight der Aussicht über alle Dächer. Anschliessend lässt er uns den Tempelbezirk nochmals alleine umrunden und wir geniessen den Zauber der Tempelwelt in der Dämmerung ganz ungestört. Beim Krishna-Tempel lässt der Priester alle Hindus im Stich und kümmert sich fast ausschliesslich um uns. Dort ist es auch, wo wir bei der Vorstellung der Familie kurzfristig alle als verheiratet erklären, was diverse Fragen erspart.

20:20     In der Bar (Typ Ghaddafi-Zelt) gibt's nur Gin, aber kein Tonic und deshalb gebe ich mich ersatzhalber mit einem Whisky Sour zufrieden. Das anschliessende Nachtessen findet wieder im Hotelkühlschrank statt. Am Nebentisch ist ein 120kg Amerikaner deutlich der Schlankste, alle anderen sind noch fetter!

 

 

 

Freitag, 3.9.2010

WTV-2010-01720

08:55     Nach einem Frühstück in eher mässiger Atmosphäre (sekundiert von unseren magersüchtigen Amerikanern) fahren wir los Richtung Thanjavur. Unser Fahrer prognostiziert: 1h20’ und wir fragen uns, wie er zu einer derart präzisen Prognose kommt. Als er es dann aber in 1h35’ schafft, sind wir voll überzeugt von seiner Einschätzungsfähigkeit. Offenbar war er hier schon häufiger unterwegs als wir.

10:10     Die weitläufige Tempelanlage von Thanjavur ist komplett anders als diejenige von Trichy. Diese ist farbig und mitten in die Häuser integriert (resp. umgekehrt), hier handelt sich eine perfekt restaurierte alte Tempelanlage mit unendlich vielen, in Stein gehauen Figuren. Obwohl der Tempelbereich nicht mitten in der Siedlung steht, ist er durch die vielen Gläubigen stark belebt. An einzelnen Stellen finden sich schöne alte Wandmalereien, oben auf der Umfassungsmauer stehen ringsum 2008 Nandi-Stiere, unten in der Wandelhalle 1008 Lingams. Wie üblich werden wir mehrfach gesegnet, der letzte der Priester malt besonders grosse Striche auf unsere Stirnen. Bezüglich der Anzahl der Nandi-Stiere aus einem einzigen Stein gibt es offenbar Meinungsverschiedenheit in Indien. Während der Führer in Bangalore von 4 Stieren erzählte, wird uns hier versichert, der in Bangalore sei kein richtiger!

12:10     Nach einer kurzen Fahrt statten wird dem Palast resp. dem Museum einen Besuch ab. Dort sind alle Bronzestatuen ausgestellt, die früher im Tempel standen. Einige davon sind wirklich sehenswert. Zudem kann man auch die 4 Etagen des Turms besteigen, was eher anstrengend als lohnenswert ist.

13:00     Unser Führer hat sich verabschiedet, nachdem er uns in einem Restaurant (non-veg) deponiert hat. Das Essen ist lecker, der Kellner so-so, la-la. Nach einer Stunde fahren wir Richtung Chettinad ab, bald sind alle eingeschlafen.

16:00     Der Empfang in unserer Mansion ist ausgesprochen herzlich. Wir sind die einzigen Gäste in diesem ehemaligen Herrschaftshaus, das ingesamt 15 riesige Zimmer hat. Bald schon  brechen wir mit einem Hotel-Angestellten zu einem kurzen lokalen Sightseeing auf. Nach einem Stopp bei einem Palast (geschlossen wegen Renovation) geht es weiter zu einer Sari-Weberei. Dieser Abstecher endet in einer Einkaufsorgie, deren Schaden sich nur dank Verhandeln in einigermassen vertretbaren Grenzen halten lässt. Unterwegs stoppen wir kurz bei einem weiteren Palast im Besitz der Hoteleigentümer und machen dann einen kurzen Rundgang im „Antique Quarter“ in Karaikudi. Die Strasse erinnert eher an eine Ansammlung von kleinen Brockenhäusern. Zuletzt machen wir noch einen Kurzbesuch im Wohnhaus unseres Guides. Dieses ist zwar auch sehr eindrücklich, es hätte jedoch schon einige Renovationsarbeiten nötig. Die auf dem Fussboden schlafende Tante lässt sich in keiner Art und Weise aus der Ruhe bringen.

18:40     Der Pool ist zwar nicht cool, dafür sonst hervorragend, auch wenn sich die Jacuzzi-Düsen trotz Grosseinsatz des Personals nicht in Gang setzen lassen.

20:30     Das Nachtessen auf der schönen Terrasse ist sehr stimmungsvoll, der Food ist ausgezeichnet, unsere Ladies im Sari hübsch.

 

 

 

Samstag, 4.9.2010

WTV-2010-01844

06:55     5’ zu früh sind die beste aller Ehefrauen und der Schreiberling im Pool, was den Poolputzer zu beschleunigtem Abschluss seiner Arbeiten motiviert. Ebenfalls neben dem Pool essen wir das hervorragende Frühstück. Ausführlich werden wir darauf hingewiesen, dass ein Tag in Chettinad viel zu kurz sei und wir unbedingt nochmals kommen müssten. Das bestätigen wir gerne, mit dem Zusatz „sooner or later“.

09:10     Wir fahren nochmals zum Herrschaftshaus des Hoteleigentümers, heute ist nämlich auch die Besichtigung des Innern möglich. Wir staunen dabei ein weiteres Mal ob dem Prunk und der Grösse dieser Wohnhäuser. Beidseits der Haupthalle sind zwei grosse Esssäle angeordnet, in früheren Zeiten je einen für die Frauen und die Männer.

09:50     Als letzte Aktivität in Chettinad lassen wir uns noch die Produktion von Bodenplatten demonstrieren. Das finden wir anfangs zwar wenig sexy, sind dann aber positiv überrascht. In einer stupenden Fertigkeit werden die Farben mittels einer Schablone oder freihändig auf eine Glasplatte aufgebracht, anschliessend wird der Rahmen mit Sand und Zement gefüllt. Die resultierenden Dekors sind verblüffend. Da man von uns nicht erwarten kann, dass wir Bodenplatten mit nach Hause nehmen, hinterlassen wir einen kleinen Bakschisch für die Arbeiter.

12:20     Die Fahrt bis an die Stadtgrenze von Madurai verläuft zügig, ab der Stadtgrenze allerdings etwas mühselig. Eigentlich haben wir ein eher mässiges Hotel erwartet und sind deshalb positiv überrascht über das nette Hotel in attraktiver Lage auf einem Hügel etwas ausserhalb des Zentrums. Nach einem Club-Sandwich im Aussichts-Restaurant nutzen wir die verbleibende Zeit für ein wenig Relaxen.

15:00     Unser Führer erweist sich nach einem etwas komischen ersten Eindruck als sehr kompetent und vielseitig und ist vielleicht der beste Guide auf unsere Reise. Erste Station ist der Palast des Tirumdai Nayak, der – vor 400 Jahren erbaut – im 19. Jahrhundert aufwändig restauriert wurde. Dann fahren wir durch das Getümmel zum nahe gelegenen Meenakshi-Tempel, der alle bisherigen Tempel bezüglich Farben, Skulpturen und Geschäftigkeit nochmals übertrifft. Wir verstehen den Ärger des Führers etwas, dass es dieser Tempel nicht unter die neuen 7 Weltwunder geschafft hat. Seine Story, der Eiffelturm gehöre zu diesen 7 und Madurai sei im Ranking Nummer 8, ist jedoch ziemlich frei erfunden (der Eiffelturm war lediglich Finalist, Madurai leider nicht einmal das).

In der Hektik, die hier herrscht, dürfte es dem gläubigen Hindu allerdings auch etwas schwer fallen, Ruhe zu finden. Am Ende des faszinierenden und eindrücklichen Rundgangs beginnt es plötzlich in Strömen zu regnen, der Spuk dauert aber nur etwa 20 Minuten. Vom Dach des CIE-Ladens knipsen wir ein paar Überblicks-Fotos der Anlage, bevor wir uns auf die grosse Auswahl an Ganesha-Figuren stürzen. Natürlich gefällt uns wieder einmal das teuerste Exemplar und es bedarf etwas Geduld, bis wir auf einem akzeptablen Preis angelangt sind. Da wir mit der gleichen Firma in Bangalore gute Erfahrungen gemacht haben, sind wir auch jetzt zuversichtlich, dass der Transport in die Schweiz klappen wird. Auf dem Hinweg ins Hotel ergattern wir in einem Musikladen noch einige CDs, insbesondere eine von/mit der Miss World 2006.

19:15     Unser Ersatz-Fahrer verabschiedet sich, er fährt heute Abend per Bus wieder nach Cochin zurück, weil Mohan ab dem nächsten Morgen wieder im Einsatz stehen wird.

19:50     Wir bevölkern die Bar (Harvey’s Lounge), Auswahl und Zubereitung der Drinks dauern alleine fast eine halbe Stunde. Das anschliessende Buffet-Nachtessen auf der Terrasse im Freien ist tip-top, leider hat es nur etwas gar viele Mücken, die sich in unsere Füsse verliebt haben.

 

 

 

Sonntag, 5.9.2010

WTV-2010-01896

09:10     Nach der Fotojagd auf ein paar der zahlreichen Pfauen im Hotelgarten gehen wir es etwas gemächlicher an, denn die Fahrt nach Thekkadi soll nur etwa 3½ Stunden dauern. Wir verlassen Madurai Richtung Westen und erleben eine abwechslungsreiche Fahrt. Bemerkenswert sind vor allem die zwei Stopps bei Hochzeitsfeiern, wo wir jeweils den Aufmarsch der Hochzeitsgäste mit absolut wahnsinnigen Feuerwerkskrachern und lauter Musik beobachten. Interessant sind ausserdem die riesigen Plakate am Strassenrand, auf denen das Brautpaar mit Eltern und der weiteren Verwandtschaft abgebildet sind, vermutlich im Sinne einer generellen Einladung zum Fest. Wir selber müssen diverse Einladungen für die Feste ablehnen, aber es besteht kein Zweifel, dass diese ernst gemeint waren. In Heerscharen umlagern uns Kinder und fragen konstant nach Kugelschreibern ("one pen, one pen!")

13:00     Nach einem steilen Schlussanstieg, der uns auf einer gewundenen Strasse durch dichten Wald auf die Anhöhe von Kumily bringt, kommen wir im Hotel Spice Village an, wo wir mit Trommelklängen empfangen werden. Die einzelnen Cottages sind idyllisch mitten im Wald verteilt, erneut ein Ort, wo man wohl gerne noch etwas länger bleiben würde.

14:15     Nach einem sehr kurzen Sandwich-Lunch treffen wir unseren Führer Abraham, der uns diesen Nachmittag Dutzende von Gewürzpflanzen zeigt. Wir sind begeistert von seinen Erläuterungen, auch was die ayurvedische Medizin betrifft und so werden Vorsätze gefasst, sich damit noch etwas detaillierter auseinander zu setzen. Nicole dient als Testperson für eine Pflanze namens "Sweet Killer", nach dem Kauen der Blätter hat sie keinerlei Süssigkeitsgeschmackssinn mehr. Die Ladies haben ein kleines psychisches Problem mit den zahlreichen giftigen Spinnen der Sorte Schwarze Witwe, die in den Kaffeesträuchern im Dutzend hängen. Die Erkenntnis, dass diese die giftigsten Spinnen der Welt sein sollen und es offenbar kein Gegengift gibt, hilft auch nicht wirklich. Der Führer aber scheint locker mit diesen Viechern umzugehen. Sie seien scheu!

Die Hügellandschaft ist fast ausschliesslich mit Wald und Büschen, insbesondere Gewürz- und Kaffeeplantagen bedeckt. Gegen Ende des Tages machen wir noch einen kurzen aber unterhaltsamen Elefantenausritt.

17:30     Wir kommen zurück zum Hotel, nachdem wir kurz zuvor noch den Gewürzladen unseres Führers geplündert haben. Er jedenfalls ist dadurch mit dem Nachmittag vollends zufrieden, wir ebenfalls. Später an der Bar erhalten die Herren der Schöpfung noch einen Einführungskurs in Snooker Billard und spielen eine Runde, kundig angeleitet von einem Hotelangestellten, der sich als wahrer Könner seines Fachs entpuppt.

 

 

 

Montag, 6.9.2010

WTV-2010-01945

06:00     Es ist eigentlich noch mitten in der Nacht, als wir Richtung Periyar Nationalpark aufbrechen. Wir nehmen eine Hürde nach der anderen: zuerst beim Lösen des Einfahrtickets in den Park, dort sind wir noch Nummer 4 vor dem Eingangstor. Dann legt Mohan einen Blitzstart hin, wir legen die Köpfe tief, um den Luftwiderstand zu verringern und beim Billetschalter für die Bootsfahrt sind wir hinter den 2 Spanierinnen, die wir am Vortag schon beim Elefantenreiten getroffen haben, bereits Nummer 2. Den drängelnden Inder halten wir unter Kontrolle, sodass wir beste Plätze erhalten. Anschliessend gibt es im Hotel nebenan sogar noch einen Kaffee.

07:40     Gemütlich tuckern wir auf den künstlichen See hinaus. Wir sehen ein paar Wildschweine, ein ganzes Rudel Hirsche, einen einsamen Mungo auf der Suche nach einer würzigen Schlange sowie  ein paar Bisons. Daneben gibt es natürlich viele Vögel, insbesondere sehen wir viele Kingfisher und Kormorane.  Eine der rund tausend Fotos von fliegenden Kormoranen wird schon vernünftig herausgekommen sein. Das Beste an der gemütlichen Bootsfahrt ist aber eigentlich die schöne, friedliche Landschaft rund um den See. Nach etwa zwei Stunden legen wir wieder an und werden wieder zum Hotel zurück gefahren. Frühstück, Shop aufkaufen, Baden im Pool zusammen mit einem Jung-Gecko sowie Packen sind die wesentlichen Tätigkeiten, bis wir Richtung Kumarakom aufbrechen.

11:20     Auf einer kurvigen Strasse geht es unaufhaltsam die 1000 Höhenmeter hinunter Richtung Kerala-Backwaters. Wir halten ein erstes Mal, um von einer Brücke hinunter die Bade- und Waschaktivitäten zu fotografieren. Beim zweiten Stopp lehnen wir zuerst Mohans Angebot ab, die Kirche auf dem Hügel zu besichtigen, bis er die schöne Aussicht lobt. Das lassen wir uns dann doch nicht entgehen, denn ringsherum hat es eindrückliche Teeplantagen, Um das Gewissen zu beruhigen, werfen wir dann doch noch einen Blick in die erst 1997 eingeweihte Kirche, wo gerade ein Neon-Gottesdienst stattfindet. Auf der Weiterfahrt schlafen sukzessive wieder alle ein, schliesslich war die Tagwache heute wirklich sehr früh.

15:40     Nach den prognostizierten 4½ Stunden kommen wir ausserhalb von Kumarakom zu einer Bootsanlegestelle, wo wir vorübergehend von Mohan Abschied nehmen und auf die künstliche Insel hinübergerudert werden. Dort erwartet uns die Chefin Anu mit Getränken und dann beziehen wir die gemütlichen und grosszügigen Cottages direkt am Wasser, mitbewohnt von vielen Geckos. Allerlei grosse und kleine Boote fahren praktisch vor unseren Haustüren vorbei, das skurrilste Boot ist sicher ein flossähnliches Gebilde mit einem Bagger drauf.

18:00     Wir werden auf den nahen See gerudert resp. gestossen. Da das Wasser sehr seicht ist, kann der Bootsführer mit einem langen Stab am Boden abstossen. Die Stimmung auf dem See am Ende des Tages ist sehr schön, auch wenn die Bewölkung am Himmel den perfekten Sonnenuntergang verhindert.

20:00     Wir futtern besten Kerala-Food, zubereitet von der Schwiegermutter des Hauses. Anu vermeldet das Ableben ihres Ehemannes vor 5 Jahren, auch der Schwiegervater ist nicht mehr unter uns. Insgesamt ist die Konversation mit ihr eher mühsam, eigentlich gibt sie nur Kürzest-Antworten auf unsere Fragen.

 

 

 

Dienstag, 7.9.2010

WTV-2010-01998

05:00     Das Kirchenfest zu Ehren der Geburt Marias, das uns akustisch schon den ganzen Abend begleitet hat, treibt eigenartige Blüten. Mitten in der Nacht ertönen Böllerschüsse und dann beginnt ein Wettkampf zweier Kirchenlautsprecher, wer die lautere Messe übertragen kann. An ein Weiterschlafen ist nur noch mit Schwierigkeiten zu denken.

09:00     Nach einem kirchenlärmbedingten frühen Aufstehen und einem kurzen eigenmächtigen Plantation Walk hauen wir ein gutes Frühstück hinein, überwacht von einer nach wie vor wortkargen Anu. Bereits kurz nach halb zehn kommt unser Hausboot und so legen wir planmässig um 10:00 Uhr ab. Wir tuckern zuerst über den grossen Vembanad-See Richtung Süden. Von dort geht es in die Kanäle hinein und wird erst richtig interessant. Der kurze Regenschauer, der auf dem See zwischendurch für eine nassen Kapitän gesorgt hat, ist schnell wieder vorüber. Aus der Nähe kann man das tägliche Leben bestens beobachten. Der Kanal dient zum Baden, Kleider waschen, Geschirr abwaschen und sogar eine Ziege wird gebadet.

12:50     Nachdem wir beim Einbiegen in einen kleineren Kanal fast die Brücke abgeräumt hätten, klappt das Anlegemanöver für den Mittagshalt bestens. Wir werden an Bord fürstlich verpflegt und als wir fertig sind, isst auch unsere 3-Mann Crew. Nach einer guten Stunde gleiten wir ruhig weiter Richtung Süden. Auf kleineren und grösseren Kanälen bewegen wir uns gemächlich voran. Die Landschaft, die wie in einem Film an uns vorbeischwebt, ist traumhaft. Endlose Reisfelder sind nur unterbrochen durch kleine Kanäle, Palmreihen und kleine Erdwälle. Gegen Abend verweigern wir zunächst eine Kirchenbesichtigung, schauen uns dafür kurze Zeit danach ein sogenanntes Schlangenboot an. Offiziell besteht die Besatzung eines solchen Bootes aus 105 Ruderern, 8 Trommlern/Einpeitschern und 5 Steuerleuten. Wir fragen uns, wo die alle Platz haben sollen, denn die Nummerierung der Ruderplätze hört z.B. bei 98 auf. Da dies aber weniger unser Problem ist, lassen wir das Mysterium ungelöst und schippern weiter zu unserer Anlegestelle am Ufer eines kleinen Sees. Wir haben „free drinks“ offeriert bekommen, deshalb lassen wir uns zum Apéro eine Flasche indischen Weisswein kredenzen. Wir finden zwar nicht heraus, um welche Traubensorte es sich handelt, aber so lausig schmeckt er gar nicht.

19:30     Der Sonnenuntergang hat auch heute nicht richtig stattgefunden, aber dunkel ist es trotzdem geworden. Durch die Montage von orangen Tüchlein in die Lampenschirme kreiert der Captain ein angenehmes Licht und auch das Essen lässt ein weiteres Mal keine Wünsche offen. Wir höckeln dann noch geraume Zeit auf Deck und diskutieren die verbleibenden offenen Probleme dieser Welt durch. Eines davon können wir nicht lösen: plötzlich und heftig beginnt es zu regnen. Das ist dann für uns das Zeichen, dass es Zeit ist, ins Bett zu gehen.

 

 

 

Mittwoch, 8.9.2010

WTV-2010-02081

07:30     Nach dem Morgenessen, das wir bei voller Fahrt einnehmen, machen wir noch einige Kurven in kleineren Kanälen und nehmen dann Kurs auf unser Hotel.

09:15     Der Kapitän muss sich den Weg zum Anlegesteg frei hupen, das Anlegemanöver hat er dann voll im Griff. Erwartet werden wir von einem einsamen Security Guard, der uns an die Reception schickt. Die Zimmer sind noch nicht bereit und so legen wir unsere geschundenen Körper in die Liegestühle am Pool mit den Elefanten. Nach rund einer Stunde beginnt es ziemlich heftig zu regnen, sodass wir in die etwas unterkühlte Indoor-Relaxing Zone flüchten.

13:00     Wir genehmigen einen Happen vom Buffet und verbringen dann den Nachmittag gemütlich mit Faulenzen, Lesen, Schreiben usw.

19:00     Nach ein paar Abendfotos von der beleuchteten Hotelanlage sind wir reif für die Bar, danach müssen wir im Restaurant noch etwas um einen an sich reservierten Tisch kämpfen.

 

 

 

Donnerstag, 9.9.2010

WTV-2010-02088

09:00     Heute ist Nichtstun angesagt, gemütlich verbringen wir den Tag mit Massagen, Relaxen, Nahrungsaufnahme, Lesen und Schreiben. Zwischendurch schüttet es für kurze Zeit wie aus Kübeln, was uns bei den herrschenden Temperaturen aber nur wenig stört.

19:00     Wir stürmen den Billiard-Raum, um die in Thekkadi erworbenen Kenntnisse in der Praxis zu üben. Den ersten Sieg erringt Nicole, als sie den Barkeeper im oberen Stock überzeugt, entgegen den Hausregeln eine Runde Drinks für uns zu servieren (Bakschisch). Das Snooker-Spiel zieht sich mangels Fertigkeiten der Spieler ziemlich in die Länge und wird 4 Kugeln vor Abschluss infolge Hunger abgebrochen.

20:15     Wir dislozieren ins Seafood-Restaurant. Das Essen ist sehr gut, muss allerdings auch ziemlich erdauert werden.

 

 

Freitag, 10.9.2010

WTV-2010-02103

10:15     Das Bezahlen der Rechnung dauert 20 Minuten, danach fahren wir in ca. zwei Stunden bei teilweise strömendem Regen nach Cochin, wo wir im Brunton’s Boatyard mit allen Ehren empfangen werden. Der Kuoni-Chef von Cochin ist da und auch die Hotelmanagerin. Wir bekommen Girlanden und einen Zimmerupgrade in einen halben Tanzsaal: so muss es sein! Wegen des Regens pausieren wir noch ein Bitzeli und schauen den Schiffen bei der Einfahrt in Richtung des grossen Handelshafens zu oder investieren das letzte Ersparte in einen Lunch.

15:00     Zwischenzeitlich ist es trocken geworden und wir unternehmen einen kleinen Spaziergang entlang den chinesischen Fischernetzen. So richtig sauber ist es hier nicht, dafür hat es ziemlich viel Betrieb, insbesondere wegen des Ramadan-Endes. Was unverdächtig begonnen hat, endet dann doch noch mit Shopping und nach intensivem Verhandeln (inkl. Telefon an den fiktiven Chef) erstehen wir einen Elefanten für Nicole.

17:40     Aufgrund der Einkaufsaktivitäten verpassen wir fast noch den Beginn unserer Theatervorführung. Dies ist aber halb so wild, denn a) sind wir in Indien und b) braucht es keine volle Stunde, um das Schminken der Darsteller zu begreifen. Die Vorstellung selbst ist dann sehenswert: abwechslungsreich, farbig, laut und gut erklärt.

20:30     Da die Bar gemäss Rekognoszierungsbericht nicht viel taugt, gehen wir direkt ins Restaurant für eine kleine Seafoodorgie, begleitet von indischem Sauvignon Blanc und Tabla-Musik.

 

 

 

Samstag, 11.9.2010

WTV-2010-02117

08:00     Das Packen erledigen wir etwas sorgfältiger als sonst, anschliessend stellen wir uns der Herausforderung, das Frühstück nicht vom Buffet, sondern von der Karte auszuwählen.

10:00     Wir legen los zum letzten Sightseeing dieser Reise, kundig geführt von Ajita (wie Anita, aber anders). Nach 300m Fahrt steigen wir wieder aus, nachdem sie sich versichert hat, dass wir anders als die Inder marschtüchtig sind. Heute Morgen sind die chinesischen Fischernetze in Betrieb. Für ein paar Minuten werden sie über ein System von Gegengewichten in die Gezeiten-Strömung abgesenkt, danach müssen sie schnell geleert werden, bevor die Krähen alle Fische geklaut haben. Viel scheint es heute aber nicht zu klauen zu geben, die Ausbeute sieht ziemlich mager aus. Dann besichtigen wir zwischen vielen alten Häusern, die z.T. in kleine Hotels umfunktioniert worden sind, die älteste (anglikanische) und die zweitälteste (katholische) Kirche von ganz Indien.

10:45     Nächste Etappe unserer Tour ist ein alter Maharadscha-Palast, der damals dem Herrscher von den Holländern geschenkt wurde, um ihn nach einem Tempelabbruch wieder milde zu stimmen. Im Innern bestaunen wir die prächtigen, farbigen Wandmalereien: wirklich sehenswert. Die daneben liegende Synagoge ist wegen Sabbath geschlossen. Im Quartier gibt es gerade noch 10 Juden, die demnächst wohl auch aussterben werden. Interessant ist das jüdische Quartier aber vor allem wegen den vielen Antiquitätenläden. Hier versenken wir noch das allerletzte Geld in eine Truhe und eine Türe, ohne dass wir eine Ahnung hätten, wie wir diese in Maienfeld einbauen können.

13:30     Wir sind unterwegs zum relativ neuen Flugplatz von Cochin. Die hervorragende Strasse führt durch ein augenscheinlich teures Gebiet, auch wenn die vom Kuoni-Repräsentanten angegebenen Bodenpreise etwas gar abenteuerlich tönen.

18:40     Nach pünktlicher Landung warten wir fast 45 Minuten auf unser Gepäck, anschliessend sind wir aber sehr schnell im Hotel. Das Einchecken dauert gemessen an der Aufenthaltsdauer ziemlich lange, dafür ist das Zimmer für die Oldies wieder mal hammermässig. 2 Schlafzimmer, 2 Badezimmer, Wohnzimmer, Ankleide, Küche und Gepäckraum scheinen uns allerdings für 4 Stunden Aufenthalt eher an der oberen Grenze.

23:15     Für die paar Minuten Fahrt hätten wir fast zu Fuss zum Flughafen gehen können, aber in Indien geht man ja nicht zu Fuss. Das Durcheinander am Flughafen hält sich noch einigermassen in Grenzen und der übliche Parcours mit Check-In, Immigration, Security und Duty-Free wird reibungslos absolviert.

 

 

 

Sonntag, 12.9.2010

01:20     Etwa eine halbe Stunde später als geplant heben wir ab Richtung Zürich. Der Chef vorne links erwartet trotzdem eine oberpünktliche Landung.

06:15     Das ist dann tatsächlich auch so und mehr oder weniger ausgeruht treten wir die Fahrt auf perfekten Strassen resp. Schienen ins Bündnerland an.